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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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an, die beide zu dem Raume führten, welcher zwischen dem Dampf-
kessel und dem Kolben liegt, und deren einer den heißen Dampf, der
andre kaltes Wasser einließ; diese wurden abwechselnd geöffnet und
geschlossen, so daß der Dampfhahn offen blieb so lange der Kolben
sich von dem Dampfkessel entfernte, aber sich schloß, wenn der Kol-
ben die Grenze seines Vorrückens erreicht hatte, dagegen der Hahn,
welcher kaltes Wasser einsprützen ließ, nun geöffnet wurde, und
geschlossen blieb so lange neuer Dampf einströmte. Man kam bald
auf Einrichtungen, wodurch die Steuerung dieser Hähne, ihre rich-
tige Oeffnung und Schließung, durch die Maschine selbst hervor-
gebracht ward; aber ein großer Nachtheil war unvermeidlich mit
dieser Einrichtung verbunden, nämlich die stets erneuerte Kälte des
Cylinders, welcher durch den wieder eintretenden Dampf erst wieder
erwärmt werden mußte, dadurch aber mehr Aufwand an Feuer
forderte. Ein Mittel, dieser steten Zerstörung des Dampfes aus-
zuweichen, mußte daher als eine große Verbesserung der Dampf-
maschine angesehen werden, und dieses erfand Watt, indem er
dem Dampfe eine doppelte Leitung gab, um aus dem Dampfkessel
sowohl auf die eine als auf die andre Seite des Kolbens zu gelan-
gen, und indem er, während der Dampf auf die eine Seite wirken
sollte, dem bis dahin an der andern Seite eingeschlossenen Dampfe
einen freien Uebergang in die Luft oder in einen abgesondert liegen-
den kalten Condensator gestattete. Da der Zweck der Dampfma-
schine fordert, nicht allein daß eine Bewegung anderer Maschinen,
die Hebung und Senkung von Pumpenkolben, die Drehung von
Mühlen, Rädern u. s. w. bewirkt werde, sondern auch daß die
Steuerung der den Zutritt des Dampfes regulirenden Hähne, daß
die Zuführung neuen Wassers in den Dampfkessel und alles, was
die Maschine selbst bedarf, durch jenen vermittelst des Dampfes in
Bewegung gesetzten Kolben hervorgebracht werde; so ist die ganze
Maschine fast nothwendig sehr zusammengesetzt. Ich begnüge mich
daher, Sie nur auf die Haupttheile aufmerksam zu machen. Die
Dampfröhre (Fig. 29.), die von dem Kessel N ausgeht, leitet den
Dampf zu der Röhre DE, welche bei D eine Oeffnung zum obern
Theile, bei E zu dem untern Theile des Cylinders V, in welchem
der Kolben W auf und nieder geht, hat. Eine zweite, neben jener
liegende Röhre FB führt von eben jenen Oeffnungen des Cylin-

an, die beide zu dem Raume fuͤhrten, welcher zwiſchen dem Dampf-
keſſel und dem Kolben liegt, und deren einer den heißen Dampf, der
andre kaltes Waſſer einließ; dieſe wurden abwechſelnd geoͤffnet und
geſchloſſen, ſo daß der Dampfhahn offen blieb ſo lange der Kolben
ſich von dem Dampfkeſſel entfernte, aber ſich ſchloß, wenn der Kol-
ben die Grenze ſeines Vorruͤckens erreicht hatte, dagegen der Hahn,
welcher kaltes Waſſer einſpruͤtzen ließ, nun geoͤffnet wurde, und
geſchloſſen blieb ſo lange neuer Dampf einſtroͤmte. Man kam bald
auf Einrichtungen, wodurch die Steuerung dieſer Haͤhne, ihre rich-
tige Oeffnung und Schließung, durch die Maſchine ſelbſt hervor-
gebracht ward; aber ein großer Nachtheil war unvermeidlich mit
dieſer Einrichtung verbunden, naͤmlich die ſtets erneuerte Kaͤlte des
Cylinders, welcher durch den wieder eintretenden Dampf erſt wieder
erwaͤrmt werden mußte, dadurch aber mehr Aufwand an Feuer
forderte. Ein Mittel, dieſer ſteten Zerſtoͤrung des Dampfes aus-
zuweichen, mußte daher als eine große Verbeſſerung der Dampf-
maſchine angeſehen werden, und dieſes erfand Watt, indem er
dem Dampfe eine doppelte Leitung gab, um aus dem Dampfkeſſel
ſowohl auf die eine als auf die andre Seite des Kolbens zu gelan-
gen, und indem er, waͤhrend der Dampf auf die eine Seite wirken
ſollte, dem bis dahin an der andern Seite eingeſchloſſenen Dampfe
einen freien Uebergang in die Luft oder in einen abgeſondert liegen-
den kalten Condenſator geſtattete. Da der Zweck der Dampfma-
ſchine fordert, nicht allein daß eine Bewegung anderer Maſchinen,
die Hebung und Senkung von Pumpenkolben, die Drehung von
Muͤhlen, Raͤdern u. ſ. w. bewirkt werde, ſondern auch daß die
Steuerung der den Zutritt des Dampfes regulirenden Haͤhne, daß
die Zufuͤhrung neuen Waſſers in den Dampfkeſſel und alles, was
die Maſchine ſelbſt bedarf, durch jenen vermittelſt des Dampfes in
Bewegung geſetzten Kolben hervorgebracht werde; ſo iſt die ganze
Maſchine faſt nothwendig ſehr zuſammengeſetzt. Ich begnuͤge mich
daher, Sie nur auf die Haupttheile aufmerkſam zu machen. Die
Dampfroͤhre (Fig. 29.), die von dem Keſſel N ausgeht, leitet den
Dampf zu der Roͤhre DE, welche bei D eine Oeffnung zum obern
Theile, bei E zu dem untern Theile des Cylinders V, in welchem
der Kolben W auf und nieder geht, hat. Eine zweite, neben jener
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[124/0138] an, die beide zu dem Raume fuͤhrten, welcher zwiſchen dem Dampf- keſſel und dem Kolben liegt, und deren einer den heißen Dampf, der andre kaltes Waſſer einließ; dieſe wurden abwechſelnd geoͤffnet und geſchloſſen, ſo daß der Dampfhahn offen blieb ſo lange der Kolben ſich von dem Dampfkeſſel entfernte, aber ſich ſchloß, wenn der Kol- ben die Grenze ſeines Vorruͤckens erreicht hatte, dagegen der Hahn, welcher kaltes Waſſer einſpruͤtzen ließ, nun geoͤffnet wurde, und geſchloſſen blieb ſo lange neuer Dampf einſtroͤmte. Man kam bald auf Einrichtungen, wodurch die Steuerung dieſer Haͤhne, ihre rich- tige Oeffnung und Schließung, durch die Maſchine ſelbſt hervor- gebracht ward; aber ein großer Nachtheil war unvermeidlich mit dieſer Einrichtung verbunden, naͤmlich die ſtets erneuerte Kaͤlte des Cylinders, welcher durch den wieder eintretenden Dampf erſt wieder erwaͤrmt werden mußte, dadurch aber mehr Aufwand an Feuer forderte. Ein Mittel, dieſer ſteten Zerſtoͤrung des Dampfes aus- zuweichen, mußte daher als eine große Verbeſſerung der Dampf- maſchine angeſehen werden, und dieſes erfand Watt, indem er dem Dampfe eine doppelte Leitung gab, um aus dem Dampfkeſſel ſowohl auf die eine als auf die andre Seite des Kolbens zu gelan- gen, und indem er, waͤhrend der Dampf auf die eine Seite wirken ſollte, dem bis dahin an der andern Seite eingeſchloſſenen Dampfe einen freien Uebergang in die Luft oder in einen abgeſondert liegen- den kalten Condenſator geſtattete. Da der Zweck der Dampfma- ſchine fordert, nicht allein daß eine Bewegung anderer Maſchinen, die Hebung und Senkung von Pumpenkolben, die Drehung von Muͤhlen, Raͤdern u. ſ. w. bewirkt werde, ſondern auch daß die Steuerung der den Zutritt des Dampfes regulirenden Haͤhne, daß die Zufuͤhrung neuen Waſſers in den Dampfkeſſel und alles, was die Maſchine ſelbſt bedarf, durch jenen vermittelſt des Dampfes in Bewegung geſetzten Kolben hervorgebracht werde; ſo iſt die ganze Maſchine faſt nothwendig ſehr zuſammengeſetzt. Ich begnuͤge mich daher, Sie nur auf die Haupttheile aufmerkſam zu machen. Die Dampfroͤhre (Fig. 29.), die von dem Keſſel N ausgeht, leitet den Dampf zu der Roͤhre DE, welche bei D eine Oeffnung zum obern Theile, bei E zu dem untern Theile des Cylinders V, in welchem der Kolben W auf und nieder geht, hat. Eine zweite, neben jener liegende Roͤhre FB fuͤhrt von eben jenen Oeffnungen des Cylin-

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/138>, abgerufen am 27.11.2024.