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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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drängen der Quecksilberfläche H kenntlich macht, mehr eintritt;
alsdann ist man sicher, daß die Sättigung eingetreten ist, das
heißt, daß ein Dampf von der größesten Dichtigkeit, die bei dieser
Temperatur erreicht werden kann, in AH vorhanden ist. Aber da
durch den hinzu gekommenen Dampf die Luft das Quecksilber bei
H herab, bei h hinauf gedrängt hat, so üben die vermischten elasti-
schen Flüssigkeiten einen etwas größern Druck als den der Atmo-
sphäre aus; es ist daher vortheilhaft, mit großer Vorsicht ein wenig
Quecksilber bei W ausfließen zu lassen, damit die sich ausdehnenden
elastischen Flüssigkeiten AH zu dem genauen Drucke der Atmosphäre
zurückgeführt werden; man muß wohl Achtung geben, den Hahn
W in dem Augenblicke zu schließen, wo beide Oberflächen H, h,
genau gleich hoch stehen; dann übt wieder die feuchte Luft eben den
Druck aus, den vorhin die trockene ausübte, der nämlich dem Ba-
rometerstande entspricht.

Um ein der Natur gemäßes Zahlenbeispiel anzunehmen, will
ich voraussetzen, man stelle den Versuch in einem bis auf 23° R.
(283/4° Cent.) erwärmten Zimmer an, und die trockene Luft habe
gerade 27 Theile eingenommen, als ihr Druck dem Drucke der
äußern Luft gleich war, dieser Druck aber entspreche genau der
Barometerhöhe von 28 Zoll; dann wird man nach Vollendung des
Versuches die feuchte Luft 28 Theile einnehmen sehen. Es ist
nämlich die Elasticität eines Wasserdampfs von größter Dichtigkeit
bei 23° R. gerade 1 Zoll, die Elasticität einer von 27 Theilen auf
28 Theile ausgedehnten Luft aber = 27 Zoll, wenn sie bei ihrer
ersten Dichtigkeit = 28 Zoll war; die Elasticität der Dämpfe ersetzt
also genau den Druck, der wegen der Ausdehnung der Luft um
1 Zoll geringer hätte ausfallen sollen.

Nach dieser vielleicht etwas zu strengen Darstellung des Be-
weises, daß die Elasticität des Dampfes sich ganz genau als die
Elasticität der Luft verstärkend zeigt, daß die Dämpfe ihre Wirkung
in der Luft genau so wie im luftleeren Raume ausüben, wenn sie
gleich in der Luft sich etwas langsam, im leeren Raume sehr schnell
entwickeln, will ich nun auch nur noch eine einzige Bemerkung
über die Elasticität der Dämpfe beifügen. Ich muß Sie, um diese
einzuleiten, an die früher bewiesene Behauptung erinnern, daß die
Dämpfe einer nicht so leicht kochenden Flüssigkeit bei gleicher Wärme

III. H

draͤngen der Queckſilberflaͤche H kenntlich macht, mehr eintritt;
alsdann iſt man ſicher, daß die Saͤttigung eingetreten iſt, das
heißt, daß ein Dampf von der groͤßeſten Dichtigkeit, die bei dieſer
Temperatur erreicht werden kann, in AH vorhanden iſt. Aber da
durch den hinzu gekommenen Dampf die Luft das Queckſilber bei
H herab, bei h hinauf gedraͤngt hat, ſo uͤben die vermiſchten elaſti-
ſchen Fluͤſſigkeiten einen etwas groͤßern Druck als den der Atmo-
ſphaͤre aus; es iſt daher vortheilhaft, mit großer Vorſicht ein wenig
Queckſilber bei W ausfließen zu laſſen, damit die ſich ausdehnenden
elaſtiſchen Fluͤſſigkeiten AH zu dem genauen Drucke der Atmoſphaͤre
zuruͤckgefuͤhrt werden; man muß wohl Achtung geben, den Hahn
W in dem Augenblicke zu ſchließen, wo beide Oberflaͤchen H, h,
genau gleich hoch ſtehen; dann uͤbt wieder die feuchte Luft eben den
Druck aus, den vorhin die trockene ausuͤbte, der naͤmlich dem Ba-
rometerſtande entſpricht.

Um ein der Natur gemaͤßes Zahlenbeiſpiel anzunehmen, will
ich vorausſetzen, man ſtelle den Verſuch in einem bis auf 23° R.
(28¾° Cent.) erwaͤrmten Zimmer an, und die trockene Luft habe
gerade 27 Theile eingenommen, als ihr Druck dem Drucke der
aͤußern Luft gleich war, dieſer Druck aber entſpreche genau der
Barometerhoͤhe von 28 Zoll; dann wird man nach Vollendung des
Verſuches die feuchte Luft 28 Theile einnehmen ſehen. Es iſt
naͤmlich die Elaſticitaͤt eines Waſſerdampfs von groͤßter Dichtigkeit
bei 23° R. gerade 1 Zoll, die Elaſticitaͤt einer von 27 Theilen auf
28 Theile ausgedehnten Luft aber = 27 Zoll, wenn ſie bei ihrer
erſten Dichtigkeit = 28 Zoll war; die Elaſticitaͤt der Daͤmpfe erſetzt
alſo genau den Druck, der wegen der Ausdehnung der Luft um
1 Zoll geringer haͤtte ausfallen ſollen.

Nach dieſer vielleicht etwas zu ſtrengen Darſtellung des Be-
weiſes, daß die Elaſticitaͤt des Dampfes ſich ganz genau als die
Elaſticitaͤt der Luft verſtaͤrkend zeigt, daß die Daͤmpfe ihre Wirkung
in der Luft genau ſo wie im luftleeren Raume ausuͤben, wenn ſie
gleich in der Luft ſich etwas langſam, im leeren Raume ſehr ſchnell
entwickeln, will ich nun auch nur noch eine einzige Bemerkung
uͤber die Elaſticitaͤt der Daͤmpfe beifuͤgen. Ich muß Sie, um dieſe
einzuleiten, an die fruͤher bewieſene Behauptung erinnern, daß die
Daͤmpfe einer nicht ſo leicht kochenden Fluͤſſigkeit bei gleicher Waͤrme

III. H
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[113/0127] draͤngen der Queckſilberflaͤche H kenntlich macht, mehr eintritt; alsdann iſt man ſicher, daß die Saͤttigung eingetreten iſt, das heißt, daß ein Dampf von der groͤßeſten Dichtigkeit, die bei dieſer Temperatur erreicht werden kann, in AH vorhanden iſt. Aber da durch den hinzu gekommenen Dampf die Luft das Queckſilber bei H herab, bei h hinauf gedraͤngt hat, ſo uͤben die vermiſchten elaſti- ſchen Fluͤſſigkeiten einen etwas groͤßern Druck als den der Atmo- ſphaͤre aus; es iſt daher vortheilhaft, mit großer Vorſicht ein wenig Queckſilber bei W ausfließen zu laſſen, damit die ſich ausdehnenden elaſtiſchen Fluͤſſigkeiten AH zu dem genauen Drucke der Atmoſphaͤre zuruͤckgefuͤhrt werden; man muß wohl Achtung geben, den Hahn W in dem Augenblicke zu ſchließen, wo beide Oberflaͤchen H, h, genau gleich hoch ſtehen; dann uͤbt wieder die feuchte Luft eben den Druck aus, den vorhin die trockene ausuͤbte, der naͤmlich dem Ba- rometerſtande entſpricht. Um ein der Natur gemaͤßes Zahlenbeiſpiel anzunehmen, will ich vorausſetzen, man ſtelle den Verſuch in einem bis auf 23° R. (28¾° Cent.) erwaͤrmten Zimmer an, und die trockene Luft habe gerade 27 Theile eingenommen, als ihr Druck dem Drucke der aͤußern Luft gleich war, dieſer Druck aber entſpreche genau der Barometerhoͤhe von 28 Zoll; dann wird man nach Vollendung des Verſuches die feuchte Luft 28 Theile einnehmen ſehen. Es iſt naͤmlich die Elaſticitaͤt eines Waſſerdampfs von groͤßter Dichtigkeit bei 23° R. gerade 1 Zoll, die Elaſticitaͤt einer von 27 Theilen auf 28 Theile ausgedehnten Luft aber = 27 Zoll, wenn ſie bei ihrer erſten Dichtigkeit = 28 Zoll war; die Elaſticitaͤt der Daͤmpfe erſetzt alſo genau den Druck, der wegen der Ausdehnung der Luft um 1 Zoll geringer haͤtte ausfallen ſollen. Nach dieſer vielleicht etwas zu ſtrengen Darſtellung des Be- weiſes, daß die Elaſticitaͤt des Dampfes ſich ganz genau als die Elaſticitaͤt der Luft verſtaͤrkend zeigt, daß die Daͤmpfe ihre Wirkung in der Luft genau ſo wie im luftleeren Raume ausuͤben, wenn ſie gleich in der Luft ſich etwas langſam, im leeren Raume ſehr ſchnell entwickeln, will ich nun auch nur noch eine einzige Bemerkung uͤber die Elaſticitaͤt der Daͤmpfe beifuͤgen. Ich muß Sie, um dieſe einzuleiten, an die fruͤher bewieſene Behauptung erinnern, daß die Daͤmpfe einer nicht ſo leicht kochenden Fluͤſſigkeit bei gleicher Waͤrme III. H

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/127>, abgerufen am 23.11.2024.