sein, das heißt, mit einer Oeffnung, die von außen geschlossen ist, deren Deckel aber sich hebt und einige Dämpfe hervorgehen läßt, wenn der Druck von innen sehr bedeutend wird. Dieses ist noth- wendig, weil die Dämpfe bei zu großer Erhitzung und dadurch steigender Elasticität den Topf zersprengen würden, wenn ihnen nicht bei einem bestimmten, noch nicht allzu hohen, Grade von Elasticität das Ventil einen Ausgang gestattete.
Und so wie hier im ganz verschlossenen Raume, bei einem durch die schon entstandenen Dämpfe vermehrten Drucke, das Ko- chen selbst bei verstärkter Hitze noch nicht eintritt, so findet es um- gekehrt bei niedrigern Graden der Wärme statt, wenn das Wasser sich in verdünnter Luft befindet. In dem fast luftleeren Raume unter der Luftpumpe ocht das Wasser bei 23° R. (29° Cent.), wenn die verdünnte Luft noch einen Zoll Quecksilber in der Barometer- probe zu tragen vermag; es kocht bei 141/2° R. (18° C.), wenn das Barometer 1/2 Zoll hoch steht, bei 7° R., wenn es 1/4 Zoll hoch steht. Die Blasen, die man dann bei fortgesetztem Auspum- pen der Luft im Wasser aufsteigen sieht, sind Dampfblasen, die unerschöpflich, immer neu hervorgehen. Eben dies Erscheinen von Dampfblasen sieht man im Wasserhammer (Fig. 23.), wenn man das Gefäß A mit der Hand erwärmt. Da hier die Luft ganz ent- fernt und dann das Gefäß geschlossen worden ist, so leidet die Ober- fläche des Wassers nur einen sehr geringen Druck, und wenn man die in dem Gefäße und der Röhre enthaltene Flüssigkeit so ver- theilt, daß die Röhre BC bis D, das Gefäß bis E gefüllt ist, so vermehrt man durch die Wärme der Hand die Entstehung der Dämpfe leicht so sehr, daß sie durch die enge Röhre bei B dringen und durch die Flüssigkeit BD aufsteigen. Diese Dampfblasen kann man, da die obere Flüssigkeit BD nicht durch die Hand erwärmt wird, leicht in solchem Maaße hervorgehen lassen, daß sie zwar bei B eintreten, aber die Oberfläche D nicht erreichen, sondern in dem kalten Theile der Flüssigkeit ihre Elasticität wieder verlieren, und hierin liegt der beste Beweis, daß man keine Luft aus dem Raume über E, (der übrigens auch wirklich luftleer ist,) hinübertreibt, son- dern bloß Dämpfe. Wenn bei dem Verschwinden der Dampfblase das Wasser zurückfällt, so giebt dies einen lebhaften Laut, so wie denn überhaupt das gegen das Ende der Röhre anschlagende Wasser
ſein, das heißt, mit einer Oeffnung, die von außen geſchloſſen iſt, deren Deckel aber ſich hebt und einige Daͤmpfe hervorgehen laͤßt, wenn der Druck von innen ſehr bedeutend wird. Dieſes iſt noth- wendig, weil die Daͤmpfe bei zu großer Erhitzung und dadurch ſteigender Elaſticitaͤt den Topf zerſprengen wuͤrden, wenn ihnen nicht bei einem beſtimmten, noch nicht allzu hohen, Grade von Elaſticitaͤt das Ventil einen Ausgang geſtattete.
Und ſo wie hier im ganz verſchloſſenen Raume, bei einem durch die ſchon entſtandenen Daͤmpfe vermehrten Drucke, das Ko- chen ſelbſt bei verſtaͤrkter Hitze noch nicht eintritt, ſo findet es um- gekehrt bei niedrigern Graden der Waͤrme ſtatt, wenn das Waſſer ſich in verduͤnnter Luft befindet. In dem faſt luftleeren Raume unter der Luftpumpe ocht das Waſſer bei 23° R. (29° Cent.), wenn die verduͤnnte Luft noch einen Zoll Queckſilber in der Barometer- probe zu tragen vermag; es kocht bei 14½° R. (18° C.), wenn das Barometer ½ Zoll hoch ſteht, bei 7° R., wenn es ¼ Zoll hoch ſteht. Die Blaſen, die man dann bei fortgeſetztem Auspum- pen der Luft im Waſſer aufſteigen ſieht, ſind Dampfblaſen, die unerſchoͤpflich, immer neu hervorgehen. Eben dies Erſcheinen von Dampfblaſen ſieht man im Waſſerhammer (Fig. 23.), wenn man das Gefaͤß A mit der Hand erwaͤrmt. Da hier die Luft ganz ent- fernt und dann das Gefaͤß geſchloſſen worden iſt, ſo leidet die Ober- flaͤche des Waſſers nur einen ſehr geringen Druck, und wenn man die in dem Gefaͤße und der Roͤhre enthaltene Fluͤſſigkeit ſo ver- theilt, daß die Roͤhre BC bis D, das Gefaͤß bis E gefuͤllt iſt, ſo vermehrt man durch die Waͤrme der Hand die Entſtehung der Daͤmpfe leicht ſo ſehr, daß ſie durch die enge Roͤhre bei B dringen und durch die Fluͤſſigkeit BD aufſteigen. Dieſe Dampfblaſen kann man, da die obere Fluͤſſigkeit BD nicht durch die Hand erwaͤrmt wird, leicht in ſolchem Maaße hervorgehen laſſen, daß ſie zwar bei B eintreten, aber die Oberflaͤche D nicht erreichen, ſondern in dem kalten Theile der Fluͤſſigkeit ihre Elaſticitaͤt wieder verlieren, und hierin liegt der beſte Beweis, daß man keine Luft aus dem Raume uͤber E, (der uͤbrigens auch wirklich luftleer iſt,) hinuͤbertreibt, ſon- dern bloß Daͤmpfe. Wenn bei dem Verſchwinden der Dampfblaſe das Waſſer zuruͤckfaͤllt, ſo giebt dies einen lebhaften Laut, ſo wie denn uͤberhaupt das gegen das Ende der Roͤhre anſchlagende Waſſer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0120"n="106"/>ſein, das heißt, mit einer Oeffnung, die von außen geſchloſſen iſt,<lb/>
deren Deckel aber ſich hebt und einige Daͤmpfe hervorgehen laͤßt,<lb/>
wenn der Druck von innen ſehr bedeutend wird. Dieſes iſt noth-<lb/>
wendig, weil die Daͤmpfe bei zu großer Erhitzung und dadurch<lb/>ſteigender Elaſticitaͤt den Topf zerſprengen wuͤrden, wenn ihnen<lb/>
nicht bei einem beſtimmten, noch nicht allzu hohen, Grade von<lb/>
Elaſticitaͤt das Ventil einen Ausgang geſtattete.</p><lb/><p>Und ſo wie hier im ganz verſchloſſenen Raume, bei einem<lb/>
durch die ſchon entſtandenen Daͤmpfe vermehrten Drucke, das Ko-<lb/>
chen ſelbſt bei verſtaͤrkter Hitze noch nicht eintritt, ſo findet es um-<lb/>
gekehrt bei niedrigern Graden der Waͤrme ſtatt, wenn das Waſſer<lb/>ſich in verduͤnnter Luft befindet. In dem faſt luftleeren Raume<lb/>
unter der Luftpumpe ocht das Waſſer bei 23° <hirendition="#aq"><hirendition="#b">R.</hi></hi> (29° Cent.), wenn<lb/>
die verduͤnnte Luft noch einen Zoll Queckſilber in der Barometer-<lb/>
probe zu tragen vermag; es kocht bei 14½° <hirendition="#aq"><hirendition="#b">R.</hi></hi> (18° C.), wenn<lb/>
das Barometer ½ Zoll hoch ſteht, bei 7° <hirendition="#aq"><hirendition="#b">R.</hi></hi>, wenn es ¼ Zoll<lb/>
hoch ſteht. Die Blaſen, die man dann bei fortgeſetztem Auspum-<lb/>
pen der Luft im Waſſer aufſteigen ſieht, ſind Dampfblaſen, die<lb/>
unerſchoͤpflich, immer neu hervorgehen. Eben dies Erſcheinen von<lb/>
Dampfblaſen ſieht man im Waſſerhammer (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 23.</hi></hi>), wenn man<lb/>
das Gefaͤß <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> mit der Hand erwaͤrmt. Da hier die Luft ganz ent-<lb/>
fernt und dann das Gefaͤß geſchloſſen worden iſt, ſo leidet die Ober-<lb/>
flaͤche des Waſſers nur einen ſehr geringen Druck, und wenn man<lb/>
die in dem Gefaͤße und der Roͤhre enthaltene Fluͤſſigkeit ſo ver-<lb/>
theilt, daß die Roͤhre <hirendition="#aq"><hirendition="#b">BC</hi></hi> bis <hirendition="#aq"><hirendition="#b">D,</hi></hi> das Gefaͤß bis <hirendition="#aq"><hirendition="#b">E</hi></hi> gefuͤllt iſt, ſo<lb/>
vermehrt man durch die Waͤrme der Hand die Entſtehung der<lb/>
Daͤmpfe leicht ſo ſehr, daß ſie durch die enge Roͤhre bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> dringen<lb/>
und durch die Fluͤſſigkeit <hirendition="#aq"><hirendition="#b">BD</hi></hi> aufſteigen. Dieſe Dampfblaſen kann<lb/>
man, da die obere Fluͤſſigkeit <hirendition="#aq"><hirendition="#b">BD</hi></hi> nicht durch die Hand erwaͤrmt<lb/>
wird, leicht in ſolchem Maaße hervorgehen laſſen, daß ſie zwar bei<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> eintreten, aber die Oberflaͤche <hirendition="#aq"><hirendition="#b">D</hi></hi> nicht erreichen, ſondern in dem<lb/>
kalten Theile der Fluͤſſigkeit ihre Elaſticitaͤt wieder verlieren, und<lb/>
hierin liegt der beſte Beweis, daß man keine Luft aus dem Raume<lb/>
uͤber <hirendition="#aq"><hirendition="#b">E,</hi></hi> (der uͤbrigens auch wirklich luftleer iſt,) hinuͤbertreibt, ſon-<lb/>
dern bloß Daͤmpfe. Wenn bei dem Verſchwinden der Dampfblaſe<lb/>
das Waſſer zuruͤckfaͤllt, ſo giebt dies einen lebhaften Laut, ſo wie<lb/>
denn uͤberhaupt das gegen das Ende der Roͤhre anſchlagende Waſſer<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[106/0120]
ſein, das heißt, mit einer Oeffnung, die von außen geſchloſſen iſt,
deren Deckel aber ſich hebt und einige Daͤmpfe hervorgehen laͤßt,
wenn der Druck von innen ſehr bedeutend wird. Dieſes iſt noth-
wendig, weil die Daͤmpfe bei zu großer Erhitzung und dadurch
ſteigender Elaſticitaͤt den Topf zerſprengen wuͤrden, wenn ihnen
nicht bei einem beſtimmten, noch nicht allzu hohen, Grade von
Elaſticitaͤt das Ventil einen Ausgang geſtattete.
Und ſo wie hier im ganz verſchloſſenen Raume, bei einem
durch die ſchon entſtandenen Daͤmpfe vermehrten Drucke, das Ko-
chen ſelbſt bei verſtaͤrkter Hitze noch nicht eintritt, ſo findet es um-
gekehrt bei niedrigern Graden der Waͤrme ſtatt, wenn das Waſſer
ſich in verduͤnnter Luft befindet. In dem faſt luftleeren Raume
unter der Luftpumpe ocht das Waſſer bei 23° R. (29° Cent.), wenn
die verduͤnnte Luft noch einen Zoll Queckſilber in der Barometer-
probe zu tragen vermag; es kocht bei 14½° R. (18° C.), wenn
das Barometer ½ Zoll hoch ſteht, bei 7° R., wenn es ¼ Zoll
hoch ſteht. Die Blaſen, die man dann bei fortgeſetztem Auspum-
pen der Luft im Waſſer aufſteigen ſieht, ſind Dampfblaſen, die
unerſchoͤpflich, immer neu hervorgehen. Eben dies Erſcheinen von
Dampfblaſen ſieht man im Waſſerhammer (Fig. 23.), wenn man
das Gefaͤß A mit der Hand erwaͤrmt. Da hier die Luft ganz ent-
fernt und dann das Gefaͤß geſchloſſen worden iſt, ſo leidet die Ober-
flaͤche des Waſſers nur einen ſehr geringen Druck, und wenn man
die in dem Gefaͤße und der Roͤhre enthaltene Fluͤſſigkeit ſo ver-
theilt, daß die Roͤhre BC bis D, das Gefaͤß bis E gefuͤllt iſt, ſo
vermehrt man durch die Waͤrme der Hand die Entſtehung der
Daͤmpfe leicht ſo ſehr, daß ſie durch die enge Roͤhre bei B dringen
und durch die Fluͤſſigkeit BD aufſteigen. Dieſe Dampfblaſen kann
man, da die obere Fluͤſſigkeit BD nicht durch die Hand erwaͤrmt
wird, leicht in ſolchem Maaße hervorgehen laſſen, daß ſie zwar bei
B eintreten, aber die Oberflaͤche D nicht erreichen, ſondern in dem
kalten Theile der Fluͤſſigkeit ihre Elaſticitaͤt wieder verlieren, und
hierin liegt der beſte Beweis, daß man keine Luft aus dem Raume
uͤber E, (der uͤbrigens auch wirklich luftleer iſt,) hinuͤbertreibt, ſon-
dern bloß Daͤmpfe. Wenn bei dem Verſchwinden der Dampfblaſe
das Waſſer zuruͤckfaͤllt, ſo giebt dies einen lebhaften Laut, ſo wie
denn uͤberhaupt das gegen das Ende der Roͤhre anſchlagende Waſſer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/120>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.