Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

als Verbindungen dieser Oxyde mit Säuren. Unter den Oxyden
nehmen auch die sonst sogenannten feuerbeständigen Alcalien ihren
Platz ein, indem sich aus diesen durch Trennung des Sauerstoffs
eigenthümliche Metalle darstellen lassen. Dasselbe gilt von der
Kalk-Erde, Schwer-Erde, Thon-Erde u. s. w.

Zusammensetzungen der Körper nach festen Verhält-
nissen.

Wenn man die Auflösungen der Körper, wenn man die ver-
schiedenen Körper, die aus einerlei Bestandtheilen gebildet sind,
oberflächlich betrachtet, so kann man zu dem Gedanken, als ob
das Verhältniß der Bestandtheile in diesen zusammengesetzten Kör-
pern sehr zufällig sei, veranlaßt werden; aber diese Meinung ist
unrichtig, und die Körper befolgen dagegen in ihren Verbindungen
meistens sehr einfache, und allemal sehr bestimmte Verhältnisse.
Nur da, wo bei der chemischen Verbindung keine wesentlich neue
Eigenschaften hervorgehen, wie z. B. wenn Weingeist sich mit
Wasser mischt, da kann, obgleich wir diese Mischung nicht mit einer
bloß mechanischen Mengung verwechseln dürfen, ein sehr mannig-
faltiges Verhältniß der Mischungstheile eintreten.

Von dem einfachen Verhältnisse in Rücksicht der Quantität
der Mischungstheile habe ich kurz vorher schon ein Beispiel ange-
führt, und es ist nicht etwa nur beinahe, sondern strenge wahr,
daß aus einem Maaß Sauerstoffgas und zwei Maaß Wasserstoff-
gas Wasser entsteht. Und so wie hier das 1 und 2 so einfach vor-
kommt, so ist es in unzähligen andern Fällen. 1 Maaß Chlorgas
verbindet sich mit 1 Maaß Wasserstoffgas zu 2 Maaß salzsaurem
Gas, -- nur unter der Einwirkung des Lichtes. -- 1 Maaß
Sauerstoffgas verbindet sich mit 2 Maaß Stickgas zu einer eigenen
Luft-Art, dem oxydirten Stickstoff; dagegen 1 Maaß Sauerstoff-
gas mit 1 Maaß Stickgas zum Salpetergas.

Bei andern Verbindungen, wo die Stoffe nicht in Luftform
vorhanden sind, läßt sich die Regelmäßigkeit nach den Gewichten
übersehen. Der Schwefel verbindet sich mit dem Sauerstoff zu vier
verschiedenen Säuren; nach Berzelius Angabe entsteht die
erste, wenn sich 1 Gewichtstheil Sauerstoff mit 2,01 Gewichts-
theilen Schwefel verbindet, die zweite, wenn sich 2 Gewichtstheile

als Verbindungen dieſer Oxyde mit Saͤuren. Unter den Oxyden
nehmen auch die ſonſt ſogenannten feuerbeſtaͤndigen Alcalien ihren
Platz ein, indem ſich aus dieſen durch Trennung des Sauerſtoffs
eigenthuͤmliche Metalle darſtellen laſſen. Daſſelbe gilt von der
Kalk-Erde, Schwer-Erde, Thon-Erde u. ſ. w.

Zuſammenſetzungen der Koͤrper nach feſten Verhaͤlt-
niſſen.

Wenn man die Aufloͤſungen der Koͤrper, wenn man die ver-
ſchiedenen Koͤrper, die aus einerlei Beſtandtheilen gebildet ſind,
oberflaͤchlich betrachtet, ſo kann man zu dem Gedanken, als ob
das Verhaͤltniß der Beſtandtheile in dieſen zuſammengeſetzten Koͤr-
pern ſehr zufaͤllig ſei, veranlaßt werden; aber dieſe Meinung iſt
unrichtig, und die Koͤrper befolgen dagegen in ihren Verbindungen
meiſtens ſehr einfache, und allemal ſehr beſtimmte Verhaͤltniſſe.
Nur da, wo bei der chemiſchen Verbindung keine weſentlich neue
Eigenſchaften hervorgehen, wie z. B. wenn Weingeiſt ſich mit
Waſſer miſcht, da kann, obgleich wir dieſe Miſchung nicht mit einer
bloß mechaniſchen Mengung verwechſeln duͤrfen, ein ſehr mannig-
faltiges Verhaͤltniß der Miſchungstheile eintreten.

Von dem einfachen Verhaͤltniſſe in Ruͤckſicht der Quantitaͤt
der Miſchungstheile habe ich kurz vorher ſchon ein Beiſpiel ange-
fuͤhrt, und es iſt nicht etwa nur beinahe, ſondern ſtrenge wahr,
daß aus einem Maaß Sauerſtoffgas und zwei Maaß Waſſerſtoff-
gas Waſſer entſteht. Und ſo wie hier das 1 und 2 ſo einfach vor-
kommt, ſo iſt es in unzaͤhligen andern Faͤllen. 1 Maaß Chlorgas
verbindet ſich mit 1 Maaß Waſſerſtoffgas zu 2 Maaß ſalzſaurem
Gas, — nur unter der Einwirkung des Lichtes. — 1 Maaß
Sauerſtoffgas verbindet ſich mit 2 Maaß Stickgas zu einer eigenen
Luft-Art, dem oxydirten Stickſtoff; dagegen 1 Maaß Sauerſtoff-
gas mit 1 Maaß Stickgas zum Salpetergas.

Bei andern Verbindungen, wo die Stoffe nicht in Luftform
vorhanden ſind, laͤßt ſich die Regelmaͤßigkeit nach den Gewichten
uͤberſehen. Der Schwefel verbindet ſich mit dem Sauerſtoff zu vier
verſchiedenen Saͤuren; nach Berzelius Angabe entſteht die
erſte, wenn ſich 1 Gewichtstheil Sauerſtoff mit 2,01 Gewichts-
theilen Schwefel verbindet, die zweite, wenn ſich 2 Gewichtstheile

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0064" n="50"/>
als Verbindungen                         die&#x017F;er Oxyde mit Sa&#x0364;uren. Unter den Oxyden<lb/>
nehmen                         auch die &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ogenannten                         feuerbe&#x017F;ta&#x0364;ndigen Alcalien ihren<lb/>
Platz ein, indem                         &#x017F;ich aus die&#x017F;en durch Trennung des                         Sauer&#x017F;toffs<lb/>
eigenthu&#x0364;mliche Metalle                         dar&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;en.                         Da&#x017F;&#x017F;elbe gilt von der<lb/>
Kalk-Erde, Schwer-Erde,                         Thon-Erde u. &#x017F;. w.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzungen der                             Ko&#x0364;rper nach fe&#x017F;ten                             Verha&#x0364;lt</hi>-<lb/><hi rendition="#g">ni&#x017F;&#x017F;en</hi>.</head><lb/>
          <p>Wenn man die Auflo&#x0364;&#x017F;ungen der Ko&#x0364;rper, wenn                         man die ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Ko&#x0364;rper, die aus einerlei                         Be&#x017F;tandtheilen gebildet                         &#x017F;ind,<lb/>
oberfla&#x0364;chlich betrachtet, &#x017F;o                         kann man zu dem Gedanken, als ob<lb/>
das Verha&#x0364;ltniß der                         Be&#x017F;tandtheile in die&#x017F;en                         zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Ko&#x0364;r-<lb/>
pern                         &#x017F;ehr zufa&#x0364;llig &#x017F;ei, veranlaßt werden; aber                         die&#x017F;e Meinung i&#x017F;t<lb/>
unrichtig, und die                         Ko&#x0364;rper befolgen dagegen in ihren                         Verbindungen<lb/>
mei&#x017F;tens &#x017F;ehr einfache, und allemal                         &#x017F;ehr be&#x017F;timmte                         Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Nur da, wo bei der                         chemi&#x017F;chen Verbindung keine we&#x017F;entlich                         neue<lb/>
Eigen&#x017F;chaften hervorgehen, wie z. B. wenn                         Weingei&#x017F;t &#x017F;ich mit<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er                         mi&#x017F;cht, da kann, obgleich wir die&#x017F;e                         Mi&#x017F;chung nicht mit einer<lb/>
bloß mechani&#x017F;chen Mengung                         verwech&#x017F;eln du&#x0364;rfen, ein &#x017F;ehr                         mannig-<lb/>
faltiges Verha&#x0364;ltniß der Mi&#x017F;chungstheile                         eintreten.</p><lb/>
          <p>Von dem einfachen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e in                         Ru&#x0364;ck&#x017F;icht der Quantita&#x0364;t<lb/>
der                         Mi&#x017F;chungstheile habe ich kurz vorher &#x017F;chon ein                         Bei&#x017F;piel ange-<lb/>
fu&#x0364;hrt, und es i&#x017F;t nicht                         etwa nur beinahe, &#x017F;ondern &#x017F;trenge wahr,<lb/>
daß aus                         einem Maaß Sauer&#x017F;toffgas und zwei Maaß                         Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff-<lb/>
gas                         Wa&#x017F;&#x017F;er ent&#x017F;teht. Und &#x017F;o wie hier                         das 1 und 2 &#x017F;o einfach vor-<lb/>
kommt, &#x017F;o                         i&#x017F;t es in unza&#x0364;hligen andern Fa&#x0364;llen. 1                         Maaß Chlorgas<lb/>
verbindet &#x017F;ich mit 1 Maaß                         Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas zu 2 Maaß                         &#x017F;alz&#x017F;aurem<lb/>
Gas, &#x2014; nur unter der                         Einwirkung des Lichtes. &#x2014; 1 Maaß<lb/>
Sauer&#x017F;toffgas                         verbindet &#x017F;ich mit 2 Maaß Stickgas zu einer eigenen<lb/>
Luft-Art,                         dem oxydirten Stick&#x017F;toff; dagegen 1 Maaß                         Sauer&#x017F;toff-<lb/>
gas mit 1 Maaß Stickgas zum Salpetergas.</p><lb/>
          <p>Bei andern Verbindungen, wo die Stoffe nicht in Luftform<lb/>
vorhanden                         &#x017F;ind, la&#x0364;ßt &#x017F;ich die                         Regelma&#x0364;ßigkeit nach den                         Gewichten<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;ehen. Der Schwefel verbindet                         &#x017F;ich mit dem Sauer&#x017F;toff zu                         vier<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Sa&#x0364;uren; nach <hi rendition="#g">Berzelius</hi> Angabe ent&#x017F;teht                         die<lb/>
er&#x017F;te, wenn &#x017F;ich 1 Gewichtstheil                         Sauer&#x017F;toff mit 2,01 Gewichts-<lb/>
theilen Schwefel verbindet, die                         zweite, wenn &#x017F;ich 2 Gewichtstheile<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0064] als Verbindungen dieſer Oxyde mit Saͤuren. Unter den Oxyden nehmen auch die ſonſt ſogenannten feuerbeſtaͤndigen Alcalien ihren Platz ein, indem ſich aus dieſen durch Trennung des Sauerſtoffs eigenthuͤmliche Metalle darſtellen laſſen. Daſſelbe gilt von der Kalk-Erde, Schwer-Erde, Thon-Erde u. ſ. w. Zuſammenſetzungen der Koͤrper nach feſten Verhaͤlt- niſſen. Wenn man die Aufloͤſungen der Koͤrper, wenn man die ver- ſchiedenen Koͤrper, die aus einerlei Beſtandtheilen gebildet ſind, oberflaͤchlich betrachtet, ſo kann man zu dem Gedanken, als ob das Verhaͤltniß der Beſtandtheile in dieſen zuſammengeſetzten Koͤr- pern ſehr zufaͤllig ſei, veranlaßt werden; aber dieſe Meinung iſt unrichtig, und die Koͤrper befolgen dagegen in ihren Verbindungen meiſtens ſehr einfache, und allemal ſehr beſtimmte Verhaͤltniſſe. Nur da, wo bei der chemiſchen Verbindung keine weſentlich neue Eigenſchaften hervorgehen, wie z. B. wenn Weingeiſt ſich mit Waſſer miſcht, da kann, obgleich wir dieſe Miſchung nicht mit einer bloß mechaniſchen Mengung verwechſeln duͤrfen, ein ſehr mannig- faltiges Verhaͤltniß der Miſchungstheile eintreten. Von dem einfachen Verhaͤltniſſe in Ruͤckſicht der Quantitaͤt der Miſchungstheile habe ich kurz vorher ſchon ein Beiſpiel ange- fuͤhrt, und es iſt nicht etwa nur beinahe, ſondern ſtrenge wahr, daß aus einem Maaß Sauerſtoffgas und zwei Maaß Waſſerſtoff- gas Waſſer entſteht. Und ſo wie hier das 1 und 2 ſo einfach vor- kommt, ſo iſt es in unzaͤhligen andern Faͤllen. 1 Maaß Chlorgas verbindet ſich mit 1 Maaß Waſſerſtoffgas zu 2 Maaß ſalzſaurem Gas, — nur unter der Einwirkung des Lichtes. — 1 Maaß Sauerſtoffgas verbindet ſich mit 2 Maaß Stickgas zu einer eigenen Luft-Art, dem oxydirten Stickſtoff; dagegen 1 Maaß Sauerſtoff- gas mit 1 Maaß Stickgas zum Salpetergas. Bei andern Verbindungen, wo die Stoffe nicht in Luftform vorhanden ſind, laͤßt ſich die Regelmaͤßigkeit nach den Gewichten uͤberſehen. Der Schwefel verbindet ſich mit dem Sauerſtoff zu vier verſchiedenen Saͤuren; nach Berzelius Angabe entſteht die erſte, wenn ſich 1 Gewichtstheil Sauerſtoff mit 2,01 Gewichts- theilen Schwefel verbindet, die zweite, wenn ſich 2 Gewichtstheile

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/64
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/64>, abgerufen am 22.12.2024.