Gesetz, nach welchem der Polarisationswinkel sich bestimmt.
Man bedient sich bei diesem Versuche am besten des Glases oder glasartiger Körper, aber keinesweges sind diese allein zu Her- vorbringung der Polarisirung geeignet. Wenn an unserm Instru- mente die Röhre so gestellt wird, daß statt des ersten Spiegels F eine horizontale Wasserfläche dient, so findet man, indem man als zweiten Spiegel den Glasspiegel behält und ihn auf dem Polarisa- tionswinkel von 34 Grad läßt, die Stellung der Lichtflamme aber bald höher bald tiefer wählt, und die Röhre so neigt, daß das im Wasser gespiegelte Bild seine Strahlen auf LK wirft, ein eben solches Verschwinden des Spiegelbildes nur mit dem Unterschiede, daß der Wasserspiegel ungefähr 37° geneigt gegen die Axe der Röhre sein muß, wenn der Erfolg am besten sein soll, oder daß hier der Polarisationswinkel 37° ist, statt 34° beim Glase. Brewster giebt an, daß eine Diamantfläche die Polarisirung bei 22° Neigung hervorbringt, und so hat jeder Körper einen andern ihm zugehörigen Winkel der vollkommensten Polarisirung; aber die mit dem Lichtstrahle vorgegangene Veränderung zeigt sich in allen Fällen als dieselbe.
Dieser Polarisationswinkel steht in einer merkwürdigen Be- ziehung zu der Stärke der Brechung, welche das Licht in den ver- schiedenen Körpern leidet. Nach Brewster's Entdeckung ist nämlich der Polarisationswinkel derjenige Einfallswinkel, bei wel- chem der eindringende, gebrochene Strahl mit dem zurückgeworfe- nen Strahle einen rechten Winkel macht. Sie wissen, daß im Glase für den gebrochenen Strahl BE (Fig. 143.) der Winkel FBE leicht aus dem Winkel ABC, den der einfallende Strahl AB mit dem Einfallslothe BC macht, bestimmt wird, und daß für den reflectirten Strahl BD der Winkel CBD = CBA ist. Nun findet man für Glas, dessen Brechungsverhältniß 2/3 ist, daß mit dem Neigungswinkel = 34° = ABG, oder ABC = 56°, der Winkel EBF = 33°. 33'. zusammen gehören würde, also DBE = 34° + 56° 27' = 90°. 27' sein würde; -- das Glas müßte das Brechungsverhältniß 0,6745 oder beim Hervorgehen des Strahles 1,4826 haben, wenn genaue 90°
Geſetz, nach welchem der Polariſationswinkel ſich beſtimmt.
Man bedient ſich bei dieſem Verſuche am beſten des Glaſes oder glasartiger Koͤrper, aber keinesweges ſind dieſe allein zu Her- vorbringung der Polariſirung geeignet. Wenn an unſerm Inſtru- mente die Roͤhre ſo geſtellt wird, daß ſtatt des erſten Spiegels F eine horizontale Waſſerflaͤche dient, ſo findet man, indem man als zweiten Spiegel den Glasſpiegel behaͤlt und ihn auf dem Polariſa- tionswinkel von 34 Grad laͤßt, die Stellung der Lichtflamme aber bald hoͤher bald tiefer waͤhlt, und die Roͤhre ſo neigt, daß das im Waſſer geſpiegelte Bild ſeine Strahlen auf LK wirft, ein eben ſolches Verſchwinden des Spiegelbildes nur mit dem Unterſchiede, daß der Waſſerſpiegel ungefaͤhr 37° geneigt gegen die Axe der Roͤhre ſein muß, wenn der Erfolg am beſten ſein ſoll, oder daß hier der Polariſationswinkel 37° iſt, ſtatt 34° beim Glaſe. Brewſter giebt an, daß eine Diamantflaͤche die Polariſirung bei 22° Neigung hervorbringt, und ſo hat jeder Koͤrper einen andern ihm zugehoͤrigen Winkel der vollkommenſten Polariſirung; aber die mit dem Lichtſtrahle vorgegangene Veraͤnderung zeigt ſich in allen Faͤllen als dieſelbe.
Dieſer Polariſationswinkel ſteht in einer merkwuͤrdigen Be- ziehung zu der Staͤrke der Brechung, welche das Licht in den ver- ſchiedenen Koͤrpern leidet. Nach Brewſter's Entdeckung iſt naͤmlich der Polariſationswinkel derjenige Einfallswinkel, bei wel- chem der eindringende, gebrochene Strahl mit dem zuruͤckgeworfe- nen Strahle einen rechten Winkel macht. Sie wiſſen, daß im Glaſe fuͤr den gebrochenen Strahl BE (Fig. 143.) der Winkel FBE leicht aus dem Winkel ABC, den der einfallende Strahl AB mit dem Einfallslothe BC macht, beſtimmt wird, und daß fuͤr den reflectirten Strahl BD der Winkel CBD = CBA iſt. Nun findet man fuͤr Glas, deſſen Brechungsverhaͤltniß ⅔ iſt, daß mit dem Neigungswinkel = 34° = ABG, oder ABC = 56°, der Winkel EBF = 33°. 33'. zuſammen gehoͤren wuͤrde, alſo DBE = 34° + 56° 27' = 90°. 27' ſein wuͤrde; — das Glas muͤßte das Brechungsverhaͤltniß 0,6745 oder beim Hervorgehen des Strahles 1,4826 haben, wenn genaue 90°
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Geſetz, nach welchem der Polariſationswinkel ſich
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Man bedient ſich bei dieſem Verſuche am beſten des Glaſes
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vorbringung der Polariſirung geeignet. Wenn an unſerm Inſtru-
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eine horizontale Waſſerflaͤche dient, ſo findet man, indem man als
zweiten Spiegel den Glasſpiegel behaͤlt und ihn auf dem Polariſa-
tionswinkel von 34 Grad laͤßt, die Stellung der Lichtflamme aber
bald hoͤher bald tiefer waͤhlt, und die Roͤhre ſo neigt, daß das im
Waſſer geſpiegelte Bild ſeine Strahlen auf LK wirft, ein eben
ſolches Verſchwinden des Spiegelbildes nur mit dem Unterſchiede,
daß der Waſſerſpiegel ungefaͤhr 37° geneigt gegen die Axe der
Roͤhre ſein muß, wenn der Erfolg am beſten ſein ſoll, oder daß
hier der Polariſationswinkel 37° iſt, ſtatt 34° beim Glaſe.
Brewſter giebt an, daß eine Diamantflaͤche die Polariſirung
bei 22° Neigung hervorbringt, und ſo hat jeder Koͤrper einen andern
ihm zugehoͤrigen Winkel der vollkommenſten Polariſirung; aber
die mit dem Lichtſtrahle vorgegangene Veraͤnderung zeigt ſich in
allen Faͤllen als dieſelbe.
Dieſer Polariſationswinkel ſteht in einer merkwuͤrdigen Be-
ziehung zu der Staͤrke der Brechung, welche das Licht in den ver-
ſchiedenen Koͤrpern leidet. Nach Brewſter's Entdeckung iſt
naͤmlich der Polariſationswinkel derjenige Einfallswinkel, bei wel-
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nen Strahle einen rechten Winkel macht. Sie wiſſen, daß im
Glaſe fuͤr den gebrochenen Strahl BE (Fig. 143.) der Winkel
FBE leicht aus dem Winkel ABC, den der einfallende Strahl
AB mit dem Einfallslothe BC macht, beſtimmt wird, und daß
fuͤr den reflectirten Strahl BD der Winkel CBD = CBA iſt.
Nun findet man fuͤr Glas, deſſen Brechungsverhaͤltniß ⅔ iſt,
daß mit dem Neigungswinkel = 34° = ABG, oder ABC
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wuͤrde, alſo DBE = 34° + 56° 27' = 90°. 27' ſein
wuͤrde; — das Glas muͤßte das Brechungsverhaͤltniß 0,6745 oder
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/339>, abgerufen am 16.07.2024.
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