der einfallende und der gebrochene Strahl mit dem Einfallslothe in einer Ebne liegen, nicht mehr richtig.
Doch, statt noch mehr einzelne Beobachtungen durchzugehen, wollen wir sogleich den Hauptgedanken, daß jene geometrische Axe des Crystalles auch als optische Axe eine große Wichtigkeit habe, festhalten, und daran regelmäßig geordnete weitere Versuche knüpfen. Dabei muß ich Sie nur immer erinnern, wenn der Crystall un- gleiche Seiten hat, jene Axe als Ecklinie für einen Crystall mit gleichen Seitenlinien zu ziehen, und sich zu erinnern, daß in jedem Puncte, wo ein Strahl einfällt oder durchgehend hingelangt, in den kleinern Crystallen, die wir als integrirende Theile des Ganzen ansehen, solche Axen, alle unter einander parallel, vorhanden sind. Um den Einfluß dieser Axen kennen zu lernen, läßt man einen Crystall so schneiden, daß er zwei auf diese Axen senkrechte Ebnen als Seitenflächen erhält; und hier zeigt sich nun erstlich, wenn der Lichtstrahl mit der Axe parallel, das heißt, senkrecht auf die neuen Oberflächen einfällt, daß er ungebrochen und unzerspalten durchgeht, und daher der gesehene Punct einfach erscheint; dagegen zweitens, wenn der Strahl geneigt einfällt, der gewöhnlich gebro- chene Strahl der Axe näher liegt, als der nun wieder getrennt er- scheinende ungewöhnliche Strahl. Da nämlich (Fig. 127.) hier BC die Axe (oder die verlängerte Axe) des an B anliegenden kleinen Crystalles ist, so wird der einfallende Strahl AB in den gewöhnli- chen BO und den ungewöhnlichen BE gespalten, beide erleiden eine Brechung, aber der ungewöhnlich gebrochene Theil des Strahles verhält sich so, als ob er durch irgend eine nur auf ihn allein wir- kende Kraft von der Axe BC zurückgestoßen würde.
Schneidet man den Crystall so, daß zwar (Fig. 128.) die eine Seitenfläche LM auf die Axe BC senkrecht ist, die andre NQ aber willkührlich dagegen geneigt, so geht nicht bloß ein bei B senkrecht auffallender Strahl ungebrochen und unzerspalten nach BC fort, wo er dann als ungetheilter Strahl, obgleich gebrochen, nach CP hervorgeht, sondern auch, wenn bei C ein schief auf- fallender Strahl PC grade so auffällt, daß er nach der Brechung bei C mit der Axe BC parallel wird, geht der ganze Strahl, (von dessen Farbenzerstreuung wir hier absehen,) ohne zwei Bilder zu zeigen, hervor. Es ist daher ein Mittel, um die genaue Axe
der einfallende und der gebrochene Strahl mit dem Einfallslothe in einer Ebne liegen, nicht mehr richtig.
Doch, ſtatt noch mehr einzelne Beobachtungen durchzugehen, wollen wir ſogleich den Hauptgedanken, daß jene geometriſche Axe des Cryſtalles auch als optiſche Axe eine große Wichtigkeit habe, feſthalten, und daran regelmaͤßig geordnete weitere Verſuche knuͤpfen. Dabei muß ich Sie nur immer erinnern, wenn der Cryſtall un- gleiche Seiten hat, jene Axe als Ecklinie fuͤr einen Cryſtall mit gleichen Seitenlinien zu ziehen, und ſich zu erinnern, daß in jedem Puncte, wo ein Strahl einfaͤllt oder durchgehend hingelangt, in den kleinern Cryſtallen, die wir als integrirende Theile des Ganzen anſehen, ſolche Axen, alle unter einander parallel, vorhanden ſind. Um den Einfluß dieſer Axen kennen zu lernen, laͤßt man einen Cryſtall ſo ſchneiden, daß er zwei auf dieſe Axen ſenkrechte Ebnen als Seitenflaͤchen erhaͤlt; und hier zeigt ſich nun erſtlich, wenn der Lichtſtrahl mit der Axe parallel, das heißt, ſenkrecht auf die neuen Oberflaͤchen einfaͤllt, daß er ungebrochen und unzerſpalten durchgeht, und daher der geſehene Punct einfach erſcheint; dagegen zweitens, wenn der Strahl geneigt einfaͤllt, der gewoͤhnlich gebro- chene Strahl der Axe naͤher liegt, als der nun wieder getrennt er- ſcheinende ungewoͤhnliche Strahl. Da naͤmlich (Fig. 127.) hier BC die Axe (oder die verlaͤngerte Axe) des an B anliegenden kleinen Cryſtalles iſt, ſo wird der einfallende Strahl AB in den gewoͤhnli- chen BO und den ungewoͤhnlichen BE geſpalten, beide erleiden eine Brechung, aber der ungewoͤhnlich gebrochene Theil des Strahles verhaͤlt ſich ſo, als ob er durch irgend eine nur auf ihn allein wir- kende Kraft von der Axe BC zuruͤckgeſtoßen wuͤrde.
Schneidet man den Cryſtall ſo, daß zwar (Fig. 128.) die eine Seitenflaͤche LM auf die Axe BC ſenkrecht iſt, die andre NQ aber willkuͤhrlich dagegen geneigt, ſo geht nicht bloß ein bei B ſenkrecht auffallender Strahl ungebrochen und unzerſpalten nach BC fort, wo er dann als ungetheilter Strahl, obgleich gebrochen, nach CP hervorgeht, ſondern auch, wenn bei C ein ſchief auf- fallender Strahl PC grade ſo auffaͤllt, daß er nach der Brechung bei C mit der Axe BC parallel wird, geht der ganze Strahl, (von deſſen Farbenzerſtreuung wir hier abſehen,) ohne zwei Bilder zu zeigen, hervor. Es iſt daher ein Mittel, um die genaue Axe
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der einfallende und der gebrochene Strahl mit dem Einfallslothe in
einer Ebne liegen, nicht mehr richtig.
Doch, ſtatt noch mehr einzelne Beobachtungen durchzugehen,
wollen wir ſogleich den Hauptgedanken, daß jene geometriſche Axe
des Cryſtalles auch als optiſche Axe eine große Wichtigkeit habe,
feſthalten, und daran regelmaͤßig geordnete weitere Verſuche knuͤpfen.
Dabei muß ich Sie nur immer erinnern, wenn der Cryſtall un-
gleiche Seiten hat, jene Axe als Ecklinie fuͤr einen Cryſtall mit
gleichen Seitenlinien zu ziehen, und ſich zu erinnern, daß in
jedem Puncte, wo ein Strahl einfaͤllt oder durchgehend hingelangt,
in den kleinern Cryſtallen, die wir als integrirende Theile des
Ganzen anſehen, ſolche Axen, alle unter einander parallel, vorhanden
ſind. Um den Einfluß dieſer Axen kennen zu lernen, laͤßt man
einen Cryſtall ſo ſchneiden, daß er zwei auf dieſe Axen ſenkrechte
Ebnen als Seitenflaͤchen erhaͤlt; und hier zeigt ſich nun erſtlich,
wenn der Lichtſtrahl mit der Axe parallel, das heißt, ſenkrecht auf
die neuen Oberflaͤchen einfaͤllt, daß er ungebrochen und unzerſpalten
durchgeht, und daher der geſehene Punct einfach erſcheint; dagegen
zweitens, wenn der Strahl geneigt einfaͤllt, der gewoͤhnlich gebro-
chene Strahl der Axe naͤher liegt, als der nun wieder getrennt er-
ſcheinende ungewoͤhnliche Strahl. Da naͤmlich (Fig. 127.) hier BC
die Axe (oder die verlaͤngerte Axe) des an B anliegenden kleinen
Cryſtalles iſt, ſo wird der einfallende Strahl AB in den gewoͤhnli-
chen BO und den ungewoͤhnlichen BE geſpalten, beide erleiden
eine Brechung, aber der ungewoͤhnlich gebrochene Theil des Strahles
verhaͤlt ſich ſo, als ob er durch irgend eine nur auf ihn allein wir-
kende Kraft von der Axe BC zuruͤckgeſtoßen wuͤrde.
Schneidet man den Cryſtall ſo, daß zwar (Fig. 128.) die
eine Seitenflaͤche LM auf die Axe BC ſenkrecht iſt, die andre NQ
aber willkuͤhrlich dagegen geneigt, ſo geht nicht bloß ein bei B
ſenkrecht auffallender Strahl ungebrochen und unzerſpalten nach
BC fort, wo er dann als ungetheilter Strahl, obgleich gebrochen,
nach CP hervorgeht, ſondern auch, wenn bei C ein ſchief auf-
fallender Strahl PC grade ſo auffaͤllt, daß er nach der Brechung
bei C mit der Axe BC parallel wird, geht der ganze Strahl,
(von deſſen Farbenzerſtreuung wir hier abſehen,) ohne zwei Bilder
zu zeigen, hervor. Es iſt daher ein Mittel, um die genaue Axe
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/317>, abgerufen am 27.07.2024.
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