Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

verweile, so will ich mich bloß auf Fresnel's Autorität, daß
die Theorie der Undulationen dieses erkläre, berufen.

Ich habe bisher nur von einer bestimmten Wellenlänge ge-
sprochen, aber Sie wissen schon, daß wir jedem Farbenstrahle eine
eigenthümliche Wellenlänge zuschreiben und übersehen nun auch,
daß die mit jedem einzelnen Farbenstrahle angestellten Experimente
uns diese verschiedenen Wellenlängen kennen lehren. Jene 4
Milliontel Zoll für die äußersten violetten, und 6 3/8 Milliontel
Zoll für die äußersten rothen Strahlen sind das Viertel der Wellen-
länge, so daß ich nun nach Herschel's Bestimmung 26,6 Mil-
liontel für das äußerste Roth, 21,9 für die an der Grenze des
Gelb und Grün *) 16,7 für die an der Grenze des äußersten
Violett liegenden Strahlen als ganze Wellenlänge angeben kann.
Von der ersten Art Wellen kommen 37640, von der letztern
59750 auf 1 Zoll, und 458 Billionen für die ersten, 727 Billio-
nen für die letzten, geben die Zahl der Vibrationen in einer Se-
cunde an. -- Sie werden in der Folge sehen, daß die Schlüsse der
Undulationstheorie uns noch zu andern hiemit übereinstimmen-
den Angaben für die Wellenlänge der verschiedenen Farbenstrahlen
führen; und so wenig wir es vergessen dürfen, daß diese Theorie
über die ungleiche Brechung der verschiedenen Farben keinen genü-
genden Aufschluß giebt, und daß nach ihr die ungleichen Grade der
Farbenzerstreuung völlig unerklärt bleiben; so müssen wir doch ge-
stehen, daß in den eben durchgeführten Betrachtungen und in denen
über die Beugung des Lichtes, worauf ich bald komme, eine große
Empfehlung dieser Theorie liegt.

Natürliche Farben der Körper.

Hieher gehört nun auch eine schon von Newton gemachte
Bemerkung über die natürlichen Farben der Körper, die von der

*) Für eine Stelle im Farbenbilde, die etwas mehr nach dem
Grün zu liegt, giebt Fraunhofer 19,45 Milliontel des Pariser Zolles
= 20,74 Milliontel des englischen Zolles, für die Grenze des Orange
und Gelb 21,75 Milliontel pariser Zoll = 23,2 Milliontel englische Zoll,
statt daß Herschel 23,5 Milliontel englische Zoll hat. -- Also hin-
reichend übereinstimmend.

verweile, ſo will ich mich bloß auf Fresnel's Autoritaͤt, daß
die Theorie der Undulationen dieſes erklaͤre, berufen.

Ich habe bisher nur von einer beſtimmten Wellenlaͤnge ge-
ſprochen, aber Sie wiſſen ſchon, daß wir jedem Farbenſtrahle eine
eigenthuͤmliche Wellenlaͤnge zuſchreiben und uͤberſehen nun auch,
daß die mit jedem einzelnen Farbenſtrahle angeſtellten Experimente
uns dieſe verſchiedenen Wellenlaͤngen kennen lehren. Jene 4
Milliontel Zoll fuͤr die aͤußerſten violetten, und 6⅜ Milliontel
Zoll fuͤr die aͤußerſten rothen Strahlen ſind das Viertel der Wellen-
laͤnge, ſo daß ich nun nach Herſchel's Beſtimmung 26,6 Mil-
liontel fuͤr das aͤußerſte Roth, 21,9 fuͤr die an der Grenze des
Gelb und Gruͤn *) 16,7 fuͤr die an der Grenze des aͤußerſten
Violett liegenden Strahlen als ganze Wellenlaͤnge angeben kann.
Von der erſten Art Wellen kommen 37640, von der letztern
59750 auf 1 Zoll, und 458 Billionen fuͤr die erſten, 727 Billio-
nen fuͤr die letzten, geben die Zahl der Vibrationen in einer Se-
cunde an. — Sie werden in der Folge ſehen, daß die Schluͤſſe der
Undulationstheorie uns noch zu andern hiemit uͤbereinſtimmen-
den Angaben fuͤr die Wellenlaͤnge der verſchiedenen Farbenſtrahlen
fuͤhren; und ſo wenig wir es vergeſſen duͤrfen, daß dieſe Theorie
uͤber die ungleiche Brechung der verſchiedenen Farben keinen genuͤ-
genden Aufſchluß giebt, und daß nach ihr die ungleichen Grade der
Farbenzerſtreuung voͤllig unerklaͤrt bleiben; ſo muͤſſen wir doch ge-
ſtehen, daß in den eben durchgefuͤhrten Betrachtungen und in denen
uͤber die Beugung des Lichtes, worauf ich bald komme, eine große
Empfehlung dieſer Theorie liegt.

Natuͤrliche Farben der Koͤrper.

Hieher gehoͤrt nun auch eine ſchon von Newton gemachte
Bemerkung uͤber die natuͤrlichen Farben der Koͤrper, die von der

*) Fuͤr eine Stelle im Farbenbilde, die etwas mehr nach dem
Gruͤn zu liegt, giebt Fraunhofer 19,45 Milliontel des Pariſer Zolles
= 20,74 Milliontel des engliſchen Zolles, fuͤr die Grenze des Orange
und Gelb 21,75 Milliontel pariſer Zoll = 23,2 Milliontel engliſche Zoll,
ſtatt daß Herſchel 23,5 Milliontel engliſche Zoll hat. — Alſo hin-
reichend uͤbereinſtimmend.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0288" n="274"/>
verweile, &#x017F;o                         will ich mich bloß auf <hi rendition="#g">Fresnel</hi>'s                         Autorita&#x0364;t, daß<lb/>
die Theorie der Undulationen                         die&#x017F;es erkla&#x0364;re, berufen.</p><lb/>
          <p>Ich habe bisher nur von einer be&#x017F;timmten Wellenla&#x0364;nge                         ge-<lb/>
&#x017F;prochen, aber Sie wi&#x017F;&#x017F;en                         &#x017F;chon, daß wir jedem Farben&#x017F;trahle                         eine<lb/>
eigenthu&#x0364;mliche Wellenla&#x0364;nge                         zu&#x017F;chreiben und u&#x0364;ber&#x017F;ehen nun                         auch,<lb/>
daß die mit jedem einzelnen Farben&#x017F;trahle                         ange&#x017F;tellten Experimente<lb/>
uns die&#x017F;e                         ver&#x017F;chiedenen Wellenla&#x0364;ngen kennen lehren. Jene                         4<lb/>
Milliontel Zoll fu&#x0364;r die a&#x0364;ußer&#x017F;ten                         violetten, und 6&#x215C; Milliontel<lb/>
Zoll fu&#x0364;r die                         a&#x0364;ußer&#x017F;ten rothen Strahlen &#x017F;ind das Viertel                         der Wellen-<lb/>
la&#x0364;nge, &#x017F;o daß ich nun nach <hi rendition="#g">Her&#x017F;chel</hi>'s Be&#x017F;timmung 26,6                         Mil-<lb/>
liontel fu&#x0364;r das a&#x0364;ußer&#x017F;te Roth,                         21,9 fu&#x0364;r die an der Grenze des<lb/>
Gelb und Gru&#x0364;n                             <note place="foot" n="*)">Fu&#x0364;r eine Stelle im Farbenbilde,                             die etwas mehr nach dem<lb/>
Gru&#x0364;n zu liegt, giebt <hi rendition="#g">Fraunhofer</hi> 19,45 Milliontel des                             Pari&#x017F;er Zolles<lb/>
= 20,74 Milliontel des                             engli&#x017F;chen Zolles, fu&#x0364;r die Grenze des                             Orange<lb/>
und Gelb 21,75 Milliontel pari&#x017F;er Zoll = 23,2                             Milliontel engli&#x017F;che Zoll,<lb/>
&#x017F;tatt daß <hi rendition="#g">Her&#x017F;chel</hi> 23,5 Milliontel                             engli&#x017F;che Zoll hat. &#x2014; Al&#x017F;o                             hin-<lb/>
reichend u&#x0364;berein&#x017F;timmend.</note> 16,7                         fu&#x0364;r die an der Grenze des                         a&#x0364;ußer&#x017F;ten<lb/>
Violett liegenden Strahlen als ganze                         Wellenla&#x0364;nge angeben kann.<lb/>
Von der er&#x017F;ten Art                         Wellen kommen 37640, von der letztern<lb/>
59750 auf 1 Zoll, und 458                         Billionen fu&#x0364;r die er&#x017F;ten, 727 Billio-<lb/>
nen                         fu&#x0364;r die letzten, geben die Zahl der Vibrationen in einer                         Se-<lb/>
cunde an. &#x2014; Sie werden in der Folge &#x017F;ehen, daß                         die Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der<lb/>
Undulationstheorie                         uns noch zu andern hiemit u&#x0364;berein&#x017F;timmen-<lb/>
den                         Angaben fu&#x0364;r die Wellenla&#x0364;nge der                         ver&#x017F;chiedenen Farben&#x017F;trahlen<lb/>
fu&#x0364;hren;                         und &#x017F;o wenig wir es verge&#x017F;&#x017F;en                         du&#x0364;rfen, daß die&#x017F;e Theorie<lb/>
u&#x0364;ber die                         ungleiche Brechung der ver&#x017F;chiedenen Farben keinen                         genu&#x0364;-<lb/>
genden Auf&#x017F;chluß giebt, und daß nach ihr                         die ungleichen Grade der<lb/>
Farbenzer&#x017F;treuung vo&#x0364;llig                         unerkla&#x0364;rt bleiben; &#x017F;o                         mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir doch ge-<lb/>
&#x017F;tehen,                         daß in den eben durchgefu&#x0364;hrten Betrachtungen und in                         denen<lb/>
u&#x0364;ber die Beugung des Lichtes, worauf ich bald komme,                         eine große<lb/>
Empfehlung die&#x017F;er Theorie liegt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Natu&#x0364;rliche Farben der                             Ko&#x0364;rper</hi>.</head><lb/>
          <p>Hieher geho&#x0364;rt nun auch eine &#x017F;chon von <hi rendition="#g">Newton</hi> gemachte<lb/>
Bemerkung u&#x0364;ber die                         natu&#x0364;rlichen Farben der Ko&#x0364;rper, die von der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0288] verweile, ſo will ich mich bloß auf Fresnel's Autoritaͤt, daß die Theorie der Undulationen dieſes erklaͤre, berufen. Ich habe bisher nur von einer beſtimmten Wellenlaͤnge ge- ſprochen, aber Sie wiſſen ſchon, daß wir jedem Farbenſtrahle eine eigenthuͤmliche Wellenlaͤnge zuſchreiben und uͤberſehen nun auch, daß die mit jedem einzelnen Farbenſtrahle angeſtellten Experimente uns dieſe verſchiedenen Wellenlaͤngen kennen lehren. Jene 4 Milliontel Zoll fuͤr die aͤußerſten violetten, und 6⅜ Milliontel Zoll fuͤr die aͤußerſten rothen Strahlen ſind das Viertel der Wellen- laͤnge, ſo daß ich nun nach Herſchel's Beſtimmung 26,6 Mil- liontel fuͤr das aͤußerſte Roth, 21,9 fuͤr die an der Grenze des Gelb und Gruͤn *) 16,7 fuͤr die an der Grenze des aͤußerſten Violett liegenden Strahlen als ganze Wellenlaͤnge angeben kann. Von der erſten Art Wellen kommen 37640, von der letztern 59750 auf 1 Zoll, und 458 Billionen fuͤr die erſten, 727 Billio- nen fuͤr die letzten, geben die Zahl der Vibrationen in einer Se- cunde an. — Sie werden in der Folge ſehen, daß die Schluͤſſe der Undulationstheorie uns noch zu andern hiemit uͤbereinſtimmen- den Angaben fuͤr die Wellenlaͤnge der verſchiedenen Farbenſtrahlen fuͤhren; und ſo wenig wir es vergeſſen duͤrfen, daß dieſe Theorie uͤber die ungleiche Brechung der verſchiedenen Farben keinen genuͤ- genden Aufſchluß giebt, und daß nach ihr die ungleichen Grade der Farbenzerſtreuung voͤllig unerklaͤrt bleiben; ſo muͤſſen wir doch ge- ſtehen, daß in den eben durchgefuͤhrten Betrachtungen und in denen uͤber die Beugung des Lichtes, worauf ich bald komme, eine große Empfehlung dieſer Theorie liegt. Natuͤrliche Farben der Koͤrper. Hieher gehoͤrt nun auch eine ſchon von Newton gemachte Bemerkung uͤber die natuͤrlichen Farben der Koͤrper, die von der *) Fuͤr eine Stelle im Farbenbilde, die etwas mehr nach dem Gruͤn zu liegt, giebt Fraunhofer 19,45 Milliontel des Pariſer Zolles = 20,74 Milliontel des engliſchen Zolles, fuͤr die Grenze des Orange und Gelb 21,75 Milliontel pariſer Zoll = 23,2 Milliontel engliſche Zoll, ſtatt daß Herſchel 23,5 Milliontel engliſche Zoll hat. — Alſo hin- reichend uͤbereinſtimmend.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/288
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/288>, abgerufen am 25.11.2024.