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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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erst bei dem Abstand 343/4 endigt sich völlig der dritte rothe Ring,
und da der vierte violette Ring sich sogar schon früher endigt, so
tritt bei 34 nur Blau und Grün, bei 36 bis 38 eine Mischung
aus dem Gelb der vierten und dem Violett oder Violett und Blau
der fünften Ordnung zu Grün gemischt hervor; bei 40 bis 42 ist
das Orange und Roth der vierten Ordnung mit dem Blau der
fünften Ordnung gemischt; und da das Roth der vierten Ordnung
sich bis 473/4 erstrecken sollte, wo zugleich das Gelb der fünften und
das Violett und Blau der sechsten Ordnung hervorgeht, so erhellt,
daß die Ringe, die mit Roth und Grün wechselnd noch als fünfte
und sechste Ordnung hervorgehen, nun je mehr und mehr unkennt-
lich, sich allmählig in Weiß verlieren müssen.

Wenn ich diese Nachweisung etwas zu umständlich verfolgt zu
haben scheine, so, hoffe ich, werden Sie dies verzeihlich finden, da
die sich hier ergebende Uebereinstimmung zwischen dem, was die
Farbenmischung ergeben soll, und was die Erfahrung zeigt, zu
merkwürdig ist, um unbeachtet zu bleiben. Sie übersehen nun
auch leicht, warum im einfarbigen Lichte die Zahl der kenntlichen
Ringe größer war, weil nämlich dieses Zusammenfallen der Ringe
verschiedener Ordnungen hier nicht eintreten konnte. Man ist im ersten
Augenblicke geneigt, zu glauben, daß bei gleichfarbigem Lichte eine
noch viel größere Reihe von Farbenringen hervorgehen müßte, weil
eine Farbenmischung, die Weiß geben könnte, nicht eintreten kann;
aber der Grund, warum doch auch hier endlich eine gleichmäßige
farbige Erleuchtung kenntlich wird, ist leicht einzusehen. Wenn
wir auch einen sehr begrenzten Strahl einfarbigen Lichtes, zum
Beispiel grünen Lichtes, auffallen lassen, so wissen Sie doch schon,
daß dieser immer noch aus einer Folge von ungleich brechbaren, wenn
gleich nur sehr wenig an Brechbarkeit verschiedenen Strahlen besteht,
und genau so wie die ungleiche Brechbarkeit in unmerklichen Ueber-
gängen selbst im grünen Strahle da größer ist, wo das grüne Licht
auch nur wenig dem blauen näher liegt, so ist auch jener für die
Entstehung der Ringe erforderliche Abstand selbst für grünes Licht
nicht überall gleich, sondern etwas geringer für den dem blauen
Lichte näheren Theil des grünen Strahles. Für die Mitte des
grünen Strahles kann man 5 Milliontel als den Abstand der besten
Reflexion angeben, dagegen 43/4 für einen schon völlig blauen Licht-

erſt bei dem Abſtand 34¾ endigt ſich voͤllig der dritte rothe Ring,
und da der vierte violette Ring ſich ſogar ſchon fruͤher endigt, ſo
tritt bei 34 nur Blau und Gruͤn, bei 36 bis 38 eine Miſchung
aus dem Gelb der vierten und dem Violett oder Violett und Blau
der fuͤnften Ordnung zu Gruͤn gemiſcht hervor; bei 40 bis 42 iſt
das Orange und Roth der vierten Ordnung mit dem Blau der
fuͤnften Ordnung gemiſcht; und da das Roth der vierten Ordnung
ſich bis 47¾ erſtrecken ſollte, wo zugleich das Gelb der fuͤnften und
das Violett und Blau der ſechſten Ordnung hervorgeht, ſo erhellt,
daß die Ringe, die mit Roth und Gruͤn wechſelnd noch als fuͤnfte
und ſechſte Ordnung hervorgehen, nun je mehr und mehr unkennt-
lich, ſich allmaͤhlig in Weiß verlieren muͤſſen.

Wenn ich dieſe Nachweiſung etwas zu umſtaͤndlich verfolgt zu
haben ſcheine, ſo, hoffe ich, werden Sie dies verzeihlich finden, da
die ſich hier ergebende Uebereinſtimmung zwiſchen dem, was die
Farbenmiſchung ergeben ſoll, und was die Erfahrung zeigt, zu
merkwuͤrdig iſt, um unbeachtet zu bleiben. Sie uͤberſehen nun
auch leicht, warum im einfarbigen Lichte die Zahl der kenntlichen
Ringe groͤßer war, weil naͤmlich dieſes Zuſammenfallen der Ringe
verſchiedener Ordnungen hier nicht eintreten konnte. Man iſt im erſten
Augenblicke geneigt, zu glauben, daß bei gleichfarbigem Lichte eine
noch viel groͤßere Reihe von Farbenringen hervorgehen muͤßte, weil
eine Farbenmiſchung, die Weiß geben koͤnnte, nicht eintreten kann;
aber der Grund, warum doch auch hier endlich eine gleichmaͤßige
farbige Erleuchtung kenntlich wird, iſt leicht einzuſehen. Wenn
wir auch einen ſehr begrenzten Strahl einfarbigen Lichtes, zum
Beiſpiel gruͤnen Lichtes, auffallen laſſen, ſo wiſſen Sie doch ſchon,
daß dieſer immer noch aus einer Folge von ungleich brechbaren, wenn
gleich nur ſehr wenig an Brechbarkeit verſchiedenen Strahlen beſteht,
und genau ſo wie die ungleiche Brechbarkeit in unmerklichen Ueber-
gaͤngen ſelbſt im gruͤnen Strahle da groͤßer iſt, wo das gruͤne Licht
auch nur wenig dem blauen naͤher liegt, ſo iſt auch jener fuͤr die
Entſtehung der Ringe erforderliche Abſtand ſelbſt fuͤr gruͤnes Licht
nicht uͤberall gleich, ſondern etwas geringer fuͤr den dem blauen
Lichte naͤheren Theil des gruͤnen Strahles. Fuͤr die Mitte des
gruͤnen Strahles kann man 5 Milliontel als den Abſtand der beſten
Reflexion angeben, dagegen 4¾ fuͤr einen ſchon voͤllig blauen Licht-

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[266/0280] erſt bei dem Abſtand 34¾ endigt ſich voͤllig der dritte rothe Ring, und da der vierte violette Ring ſich ſogar ſchon fruͤher endigt, ſo tritt bei 34 nur Blau und Gruͤn, bei 36 bis 38 eine Miſchung aus dem Gelb der vierten und dem Violett oder Violett und Blau der fuͤnften Ordnung zu Gruͤn gemiſcht hervor; bei 40 bis 42 iſt das Orange und Roth der vierten Ordnung mit dem Blau der fuͤnften Ordnung gemiſcht; und da das Roth der vierten Ordnung ſich bis 47¾ erſtrecken ſollte, wo zugleich das Gelb der fuͤnften und das Violett und Blau der ſechſten Ordnung hervorgeht, ſo erhellt, daß die Ringe, die mit Roth und Gruͤn wechſelnd noch als fuͤnfte und ſechſte Ordnung hervorgehen, nun je mehr und mehr unkennt- lich, ſich allmaͤhlig in Weiß verlieren muͤſſen. Wenn ich dieſe Nachweiſung etwas zu umſtaͤndlich verfolgt zu haben ſcheine, ſo, hoffe ich, werden Sie dies verzeihlich finden, da die ſich hier ergebende Uebereinſtimmung zwiſchen dem, was die Farbenmiſchung ergeben ſoll, und was die Erfahrung zeigt, zu merkwuͤrdig iſt, um unbeachtet zu bleiben. Sie uͤberſehen nun auch leicht, warum im einfarbigen Lichte die Zahl der kenntlichen Ringe groͤßer war, weil naͤmlich dieſes Zuſammenfallen der Ringe verſchiedener Ordnungen hier nicht eintreten konnte. Man iſt im erſten Augenblicke geneigt, zu glauben, daß bei gleichfarbigem Lichte eine noch viel groͤßere Reihe von Farbenringen hervorgehen muͤßte, weil eine Farbenmiſchung, die Weiß geben koͤnnte, nicht eintreten kann; aber der Grund, warum doch auch hier endlich eine gleichmaͤßige farbige Erleuchtung kenntlich wird, iſt leicht einzuſehen. Wenn wir auch einen ſehr begrenzten Strahl einfarbigen Lichtes, zum Beiſpiel gruͤnen Lichtes, auffallen laſſen, ſo wiſſen Sie doch ſchon, daß dieſer immer noch aus einer Folge von ungleich brechbaren, wenn gleich nur ſehr wenig an Brechbarkeit verſchiedenen Strahlen beſteht, und genau ſo wie die ungleiche Brechbarkeit in unmerklichen Ueber- gaͤngen ſelbſt im gruͤnen Strahle da groͤßer iſt, wo das gruͤne Licht auch nur wenig dem blauen naͤher liegt, ſo iſt auch jener fuͤr die Entſtehung der Ringe erforderliche Abſtand ſelbſt fuͤr gruͤnes Licht nicht uͤberall gleich, ſondern etwas geringer fuͤr den dem blauen Lichte naͤheren Theil des gruͤnen Strahles. Fuͤr die Mitte des gruͤnen Strahles kann man 5 Milliontel als den Abſtand der beſten Reflexion angeben, dagegen 4¾ fuͤr einen ſchon voͤllig blauen Licht-

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/280>, abgerufen am 22.11.2024.