chen werden, so rückt FI nicht in gleichem Maaße wie F hinaus, und umgekehrt findet für die violetten, die in starkem Maaße mehr gebrochen werden, ein stärkeres Vorrücken statt, so daß es möglich ist, alle diese drei Brennpuncte völlig oder sehr nahe in einem Puncte f zu vereinigen. Ein Beispiel wird dies vollends deutlich machen.
Wenn man eine Linse von dem oben angenommenen Tafel- glase an beiden Seiten gleich in Schalen schleift, deren Halb- messer 60 Zoll ist, so vereinigen sich die Strahlen der drei dort angeführten Farben, die rothen in einer Brennweite von 57,162 Zoll, die grünen 56,286 Zoll, die violetten 54,888 Zoll; es ist daher ganz deutlich, daß wenn man in 57 Zoll Entfernung eine Tafel aufstellen wollte, jeder leuchtende weiße Punct nicht einen einzigen Punct des Bildes, sondern wegen der hier schon stark aus einander gehenden violetten Strahlen einen kleinen Kreis er- hellen würde, da der rothe und violette Brennpunct um 2,274 Zoll von einander entfernt sind. Man verbindet daher mit die- sem Glase eine hohle Flintglaslinse, deren Zerstreuungsweite für die mittleren Strahlen 96,73 Zoll entfernt ist. Eine solche Linse hätte ihren Zerstreuungspunct für parallel einfallende rothe Strah- len in 98,90 Zoll, für violette Strahlen in 92,53 Zoll Entfer- nung; aber den Punct, wo sie, dicht an der vorigen anliegend, die mittleren Strahlen vereinigt, finden wir 134,61 Zoll, wo sie die rothen vereinigt, = 135,31 Zoll, wo sie die violetten verei- nigt 134,90 Zoll. Die mittleren und violetten sind also fast ganz genau vereinigt, und die rothen, die vorhin um 21/4 Zoll von den violetten entfernt vereinigt wurden, sind doch jetzt nur 2/5 Zoll von diesen entfernt unter sich vereiniget. Die Vereinigung aller ist also wenigstens in hohem Grade besser als vorhin zu Stande gebracht, zumal da bei einem entfernteren Brennpuncte das Auseinandergehen der Strahlen in 1/2 Zoll Entfernung auch viel weniger beträgt, als bei einem nähern Brennpuncte.
Obgleich nun diese Ueberlegungen und Berechnungen wohl zeigen, daß man der Befreiung von Farben sehr nahe kommen kann, so stehen doch der völligen Farbenlosigkeit große Schwierigkei- ten entgegen, und damit verbinden sich noch Schwierigkeiten, die von der sphärischen Gestalt herrühren. Meine eben geführte Be-
II. N
chen werden, ſo ruͤckt FI nicht in gleichem Maaße wie F hinaus, und umgekehrt findet fuͤr die violetten, die in ſtarkem Maaße mehr gebrochen werden, ein ſtaͤrkeres Vorruͤcken ſtatt, ſo daß es moͤglich iſt, alle dieſe drei Brennpuncte voͤllig oder ſehr nahe in einem Puncte f zu vereinigen. Ein Beiſpiel wird dies vollends deutlich machen.
Wenn man eine Linſe von dem oben angenommenen Tafel- glaſe an beiden Seiten gleich in Schalen ſchleift, deren Halb- meſſer 60 Zoll iſt, ſo vereinigen ſich die Strahlen der drei dort angefuͤhrten Farben, die rothen in einer Brennweite von 57,162 Zoll, die gruͤnen 56,286 Zoll, die violetten 54,888 Zoll; es iſt daher ganz deutlich, daß wenn man in 57 Zoll Entfernung eine Tafel aufſtellen wollte, jeder leuchtende weiße Punct nicht einen einzigen Punct des Bildes, ſondern wegen der hier ſchon ſtark aus einander gehenden violetten Strahlen einen kleinen Kreis er- hellen wuͤrde, da der rothe und violette Brennpunct um 2,274 Zoll von einander entfernt ſind. Man verbindet daher mit die- ſem Glaſe eine hohle Flintglaslinſe, deren Zerſtreuungsweite fuͤr die mittleren Strahlen 96,73 Zoll entfernt iſt. Eine ſolche Linſe haͤtte ihren Zerſtreuungspunct fuͤr parallel einfallende rothe Strah- len in 98,90 Zoll, fuͤr violette Strahlen in 92,53 Zoll Entfer- nung; aber den Punct, wo ſie, dicht an der vorigen anliegend, die mittleren Strahlen vereinigt, finden wir 134,61 Zoll, wo ſie die rothen vereinigt, = 135,31 Zoll, wo ſie die violetten verei- nigt 134,90 Zoll. Die mittleren und violetten ſind alſo faſt ganz genau vereinigt, und die rothen, die vorhin um 2¼ Zoll von den violetten entfernt vereinigt wurden, ſind doch jetzt nur ⅖ Zoll von dieſen entfernt unter ſich vereiniget. Die Vereinigung aller iſt alſo wenigſtens in hohem Grade beſſer als vorhin zu Stande gebracht, zumal da bei einem entfernteren Brennpuncte das Auseinandergehen der Strahlen in ½ Zoll Entfernung auch viel weniger betraͤgt, als bei einem naͤhern Brennpuncte.
Obgleich nun dieſe Ueberlegungen und Berechnungen wohl zeigen, daß man der Befreiung von Farben ſehr nahe kommen kann, ſo ſtehen doch der voͤlligen Farbenloſigkeit große Schwierigkei- ten entgegen, und damit verbinden ſich noch Schwierigkeiten, die von der ſphaͤriſchen Geſtalt herruͤhren. Meine eben gefuͤhrte Be-
II. N
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iſt, alle dieſe drei Brennpuncte voͤllig oder ſehr nahe in einem
Puncte f zu vereinigen. Ein Beiſpiel wird dies vollends deutlich
machen.
Wenn man eine Linſe von dem oben angenommenen Tafel-
glaſe an beiden Seiten gleich in Schalen ſchleift, deren Halb-
meſſer 60 Zoll iſt, ſo vereinigen ſich die Strahlen der drei dort
angefuͤhrten Farben, die rothen in einer Brennweite von 57,162
Zoll, die gruͤnen 56,286 Zoll, die violetten 54,888 Zoll; es iſt
daher ganz deutlich, daß wenn man in 57 Zoll Entfernung eine
Tafel aufſtellen wollte, jeder leuchtende weiße Punct nicht einen
einzigen Punct des Bildes, ſondern wegen der hier ſchon ſtark
aus einander gehenden violetten Strahlen einen kleinen Kreis er-
hellen wuͤrde, da der rothe und violette Brennpunct um 2,274
Zoll von einander entfernt ſind. Man verbindet daher mit die-
ſem Glaſe eine hohle Flintglaslinſe, deren Zerſtreuungsweite fuͤr
die mittleren Strahlen 96,73 Zoll entfernt iſt. Eine ſolche Linſe
haͤtte ihren Zerſtreuungspunct fuͤr parallel einfallende rothe Strah-
len in 98,90 Zoll, fuͤr violette Strahlen in 92,53 Zoll Entfer-
nung; aber den Punct, wo ſie, dicht an der vorigen anliegend,
die mittleren Strahlen vereinigt, finden wir 134,61 Zoll, wo ſie
die rothen vereinigt, = 135,31 Zoll, wo ſie die violetten verei-
nigt 134,90 Zoll. Die mittleren und violetten ſind alſo faſt ganz
genau vereinigt, und die rothen, die vorhin um 2¼ Zoll von den
violetten entfernt vereinigt wurden, ſind doch jetzt nur ⅖ Zoll von
dieſen entfernt unter ſich vereiniget. Die Vereinigung aller iſt alſo
wenigſtens in hohem Grade beſſer als vorhin zu Stande gebracht,
zumal da bei einem entfernteren Brennpuncte das Auseinandergehen
der Strahlen in ½ Zoll Entfernung auch viel weniger betraͤgt, als
bei einem naͤhern Brennpuncte.
Obgleich nun dieſe Ueberlegungen und Berechnungen wohl
zeigen, daß man der Befreiung von Farben ſehr nahe kommen
kann, ſo ſtehen doch der voͤlligen Farbenloſigkeit große Schwierigkei-
ten entgegen, und damit verbinden ſich noch Schwierigkeiten, die
von der ſphaͤriſchen Geſtalt herruͤhren. Meine eben gefuͤhrte Be-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/207>, abgerufen am 25.11.2024.
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