caven und ebenen kann statt finden, und hierauf beziehen sich die Namen: convex-convex, plan-convex, concav-convex, concav- concav, plan-concav. Wir wollen zuerst bei denen stehen bleiben, deren Oberflächen beide convex sind.
Wenn man den Durchschnitt eines solchen Glases (Fig. 64.) zeichnet, und einen leuchtenden Punct auf der durch beide Mittel- puncte C, G, gezogenen graden Linie, ziemlich entfernt annimmt, wenn man dann die Brechung an beiden Oberflächen den richtigen Gesetzen gemäß zeichnet, so findet man, daß die von einem solchen Puncte H vor dem Glase ausgehenden Strahlen sich fast genau in einem Puncte I hinter dem Glase vereinigen, daß sie also dort ein Bild des Punctes H darstellen, und wenn neben H andre Licht ausstrahlende Puncte h liegen, auch die von ihnen ausgehenden Strahlen ebenfalls Bilder geben, so daß in Ii ein Bild des Ge- genstandes Hh erscheinen muß. Dieses Ergebniß einer mit hinrei- chender Genauigkeit ausgeführten Zeichnung lehrt uns auch der Ver- such kennen. Nehmen Sie ein Brennglas, oder ein gewöhnliches Brillenglas von der Art, wie ältere, allzu fernsichtige Personen es zum Lesen gebrauchen, und halten es parallel mit einer weißen Wand, während die Strahlen eines zehn oder mehr Fuß entfernten Lichtes darauf fallen, so werden Sie leicht die richtige Entfernung des Glases von der Wand treffen, um das umgekehrte Bild, eine kleine sehr helle Lichtflamme an der Wand zu sehen, -- nicht bloß die umge- kehrte Lichtflamme, sondern selbst den erhellten Theil des Talg- oder Wachslichtes selbst erkennt man deutlich. Wenn das Licht näher heran gerückt wird, so wird das Bild undeutlich, aber man hat nur nöthig, das Glas etwas weiter von der Wand zu entfernen, um abermals ein deutliches, nun etwas größeres Bild zu erhalten; und so kann man es fortsetzen, bis das immer mehr heran gebrachte Licht dem Glase eben so nahe ist, als dieses dem entstehenden Bilde an der Wand, dann sind Bild und Gegenstand gleich groß, und ein weiteres Heranrücken des Lichtes gegen die Wand gestattet nun kein Bild mehr. Aber wenn man das Licht wieder weiter von der Wand entfernt, und das Glas zugleich dem Lichte nähert, so erhält man ein Bild an der Wand, welches größer als das Licht ist; und man überzeugt sich bald, daß bei hinreichender Entfernung des Lichtes von der Wand zwei Stellungen des Glases statt finden, die ange-
caven und ebenen kann ſtatt finden, und hierauf beziehen ſich die Namen: convex-convex, plan-convex, concav-convex, concav- concav, plan-concav. Wir wollen zuerſt bei denen ſtehen bleiben, deren Oberflaͤchen beide convex ſind.
Wenn man den Durchſchnitt eines ſolchen Glaſes (Fig. 64.) zeichnet, und einen leuchtenden Punct auf der durch beide Mittel- puncte C, G, gezogenen graden Linie, ziemlich entfernt annimmt, wenn man dann die Brechung an beiden Oberflaͤchen den richtigen Geſetzen gemaͤß zeichnet, ſo findet man, daß die von einem ſolchen Puncte H vor dem Glaſe ausgehenden Strahlen ſich faſt genau in einem Puncte I hinter dem Glaſe vereinigen, daß ſie alſo dort ein Bild des Punctes H darſtellen, und wenn neben H andre Licht ausſtrahlende Puncte h liegen, auch die von ihnen ausgehenden Strahlen ebenfalls Bilder geben, ſo daß in Ii ein Bild des Ge- genſtandes Hh erſcheinen muß. Dieſes Ergebniß einer mit hinrei- chender Genauigkeit ausgefuͤhrten Zeichnung lehrt uns auch der Ver- ſuch kennen. Nehmen Sie ein Brennglas, oder ein gewoͤhnliches Brillenglas von der Art, wie aͤltere, allzu fernſichtige Perſonen es zum Leſen gebrauchen, und halten es parallel mit einer weißen Wand, waͤhrend die Strahlen eines zehn oder mehr Fuß entfernten Lichtes darauf fallen, ſo werden Sie leicht die richtige Entfernung des Glaſes von der Wand treffen, um das umgekehrte Bild, eine kleine ſehr helle Lichtflamme an der Wand zu ſehen, — nicht bloß die umge- kehrte Lichtflamme, ſondern ſelbſt den erhellten Theil des Talg- oder Wachslichtes ſelbſt erkennt man deutlich. Wenn das Licht naͤher heran geruͤckt wird, ſo wird das Bild undeutlich, aber man hat nur noͤthig, das Glas etwas weiter von der Wand zu entfernen, um abermals ein deutliches, nun etwas groͤßeres Bild zu erhalten; und ſo kann man es fortſetzen, bis das immer mehr heran gebrachte Licht dem Glaſe eben ſo nahe iſt, als dieſes dem entſtehenden Bilde an der Wand, dann ſind Bild und Gegenſtand gleich groß, und ein weiteres Heranruͤcken des Lichtes gegen die Wand geſtattet nun kein Bild mehr. Aber wenn man das Licht wieder weiter von der Wand entfernt, und das Glas zugleich dem Lichte naͤhert, ſo erhaͤlt man ein Bild an der Wand, welches groͤßer als das Licht iſt; und man uͤberzeugt ſich bald, daß bei hinreichender Entfernung des Lichtes von der Wand zwei Stellungen des Glaſes ſtatt finden, die ange-
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caven und ebenen kann ſtatt finden, und hierauf beziehen ſich
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concav, plan-concav. Wir wollen zuerſt bei denen ſtehen bleiben,
deren Oberflaͤchen beide convex ſind.
Wenn man den Durchſchnitt eines ſolchen Glaſes (Fig. 64.)
zeichnet, und einen leuchtenden Punct auf der durch beide Mittel-
puncte C, G, gezogenen graden Linie, ziemlich entfernt annimmt,
wenn man dann die Brechung an beiden Oberflaͤchen den richtigen
Geſetzen gemaͤß zeichnet, ſo findet man, daß die von einem ſolchen
Puncte H vor dem Glaſe ausgehenden Strahlen ſich faſt genau in
einem Puncte I hinter dem Glaſe vereinigen, daß ſie alſo dort
ein Bild des Punctes H darſtellen, und wenn neben H andre Licht
ausſtrahlende Puncte h liegen, auch die von ihnen ausgehenden
Strahlen ebenfalls Bilder geben, ſo daß in Ii ein Bild des Ge-
genſtandes Hh erſcheinen muß. Dieſes Ergebniß einer mit hinrei-
chender Genauigkeit ausgefuͤhrten Zeichnung lehrt uns auch der Ver-
ſuch kennen. Nehmen Sie ein Brennglas, oder ein gewoͤhnliches
Brillenglas von der Art, wie aͤltere, allzu fernſichtige Perſonen es
zum Leſen gebrauchen, und halten es parallel mit einer weißen
Wand, waͤhrend die Strahlen eines zehn oder mehr Fuß entfernten
Lichtes darauf fallen, ſo werden Sie leicht die richtige Entfernung des
Glaſes von der Wand treffen, um das umgekehrte Bild, eine kleine
ſehr helle Lichtflamme an der Wand zu ſehen, — nicht bloß die umge-
kehrte Lichtflamme, ſondern ſelbſt den erhellten Theil des Talg- oder
Wachslichtes ſelbſt erkennt man deutlich. Wenn das Licht naͤher
heran geruͤckt wird, ſo wird das Bild undeutlich, aber man hat nur
noͤthig, das Glas etwas weiter von der Wand zu entfernen, um
abermals ein deutliches, nun etwas groͤßeres Bild zu erhalten; und
ſo kann man es fortſetzen, bis das immer mehr heran gebrachte Licht
dem Glaſe eben ſo nahe iſt, als dieſes dem entſtehenden Bilde an
der Wand, dann ſind Bild und Gegenſtand gleich groß, und ein
weiteres Heranruͤcken des Lichtes gegen die Wand geſtattet nun kein
Bild mehr. Aber wenn man das Licht wieder weiter von der Wand
entfernt, und das Glas zugleich dem Lichte naͤhert, ſo erhaͤlt man
ein Bild an der Wand, welches groͤßer als das Licht iſt; und man
uͤberzeugt ſich bald, daß bei hinreichender Entfernung des Lichtes
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/132>, abgerufen am 18.12.2024.
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