Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

CBD als ein Hebel anzusehen sein, an welchem Kräfte Drehungen
nach entgegengesetzten Richtungen zu bewirken streben; daß aber dann
die Kraft bei E in eben dem Verhältnisse gegen B gerechnet geringer
sein darf, als der Abstand CE größer in Verhältniß gegen CB ist, habe
ich ja schon gezeigt. Das Räderwerk in Uhren und Maschinen ist
ganz ähnlich eingerichtet. Hier zieht zum Beispiel (Fig. 30.) die
Last P an der Axe C und ein Rad von 10mal so großem Durch-
messer, welches an seinem Umfange Zähne hat, würde an seinem
Umfange nur eine Kraft ein Zehntel so groß als P fordern; die an-
zubringende Kraft wirkt aber hier nicht unmittelbar, sondern mit
Hülfe eines zweiten Rades, und wenn hier wieder DF zehnmal so
groß als DE ist, so übt eine Kraft von einem Pfunde in F wir-
kend, auf E einen Druck von 10 Pfunden aus, und dieser Druck
von 10 Pfunden auf die Zähne des ersten Rades hält 100 Pfunden
am Umfange der Welle C das Gleichgewicht. Hier ist also 1 Pfund
in F hinreichend, um 100 Pfunden in C das Gleichgewicht zu hal-
ten; aber indem das Gewicht P sich um soviel hebt, als der Um-
fang der Welle C beträgt, muß die Kraft F das Seil, woran sie
zieht, hundertmal so weit fortziehen; es dreht sich nämlich unter-
deß das Rad CG, dessen Umfang 10mal so groß als der Umfang
seiner Welle ist, auch ein ganzes Mal, und da jeder Zahn an EG
einen Zahn an ED mitnimmt, so dreht sich das kleine gezähnte
Rad ED ebenso schnell fort, und die Geschwindigkeit am Umfange
F ist wieder 10mal so groß als in E, das ist 100mal so groß, als die
Geschwindigkeit der Last. Man wendet das gezähnte Rad oft mit einer
aus wenigen Schraubengängen bestehenden Schraube verbunden an.
Der zwischen die Zähne eingreifende Schraubengang schiebt den ei-
nen Zahn um so viel vorwärts, als der Abstand der Schraubengänge
von einander beträgt, und indem dieser vorbei gerückt ist, wird ein
zweiter Zahn fortgetrieben. Weil hier dieselben Schraubengänge
immer aufs Neue wirken, so nennt man die Schraube eine
Schraube ohne Ende.

Auch den Flaschenzug kann ich hier doch nicht ganz
übergehen, da er ein so wichtiges Mittel zu Vermehrung der
Hebekraft da darbietet, wo kein schnelles Heben der Last erfor-
derlich ist. Wenn (Fig. 35.) das Gewicht P mit der Rolle C
verbunden ist, und das um die Rolle C gehende Seil ist in A

CBD als ein Hebel anzuſehen ſein, an welchem Kraͤfte Drehungen
nach entgegengeſetzten Richtungen zu bewirken ſtreben; daß aber dann
die Kraft bei E in eben dem Verhaͤltniſſe gegen B gerechnet geringer
ſein darf, als der Abſtand CE groͤßer in Verhaͤltniß gegen CB iſt, habe
ich ja ſchon gezeigt. Das Raͤderwerk in Uhren und Maſchinen iſt
ganz aͤhnlich eingerichtet. Hier zieht zum Beiſpiel (Fig. 30.) die
Laſt P an der Axe C und ein Rad von 10mal ſo großem Durch-
meſſer, welches an ſeinem Umfange Zaͤhne hat, wuͤrde an ſeinem
Umfange nur eine Kraft ein Zehntel ſo groß als P fordern; die an-
zubringende Kraft wirkt aber hier nicht unmittelbar, ſondern mit
Huͤlfe eines zweiten Rades, und wenn hier wieder DF zehnmal ſo
groß als DE iſt, ſo uͤbt eine Kraft von einem Pfunde in F wir-
kend, auf E einen Druck von 10 Pfunden aus, und dieſer Druck
von 10 Pfunden auf die Zaͤhne des erſten Rades haͤlt 100 Pfunden
am Umfange der Welle C das Gleichgewicht. Hier iſt alſo 1 Pfund
in F hinreichend, um 100 Pfunden in C das Gleichgewicht zu hal-
ten; aber indem das Gewicht P ſich um ſoviel hebt, als der Um-
fang der Welle C betraͤgt, muß die Kraft F das Seil, woran ſie
zieht, hundertmal ſo weit fortziehen; es dreht ſich naͤmlich unter-
deß das Rad CG, deſſen Umfang 10mal ſo groß als der Umfang
ſeiner Welle iſt, auch ein ganzes Mal, und da jeder Zahn an EG
einen Zahn an ED mitnimmt, ſo dreht ſich das kleine gezaͤhnte
Rad ED ebenſo ſchnell fort, und die Geſchwindigkeit am Umfange
F iſt wieder 10mal ſo groß als in E, das iſt 100mal ſo groß, als die
Geſchwindigkeit der Laſt. Man wendet das gezaͤhnte Rad oft mit einer
aus wenigen Schraubengaͤngen beſtehenden Schraube verbunden an.
Der zwiſchen die Zaͤhne eingreifende Schraubengang ſchiebt den ei-
nen Zahn um ſo viel vorwaͤrts, als der Abſtand der Schraubengaͤnge
von einander betraͤgt, und indem dieſer vorbei geruͤckt iſt, wird ein
zweiter Zahn fortgetrieben. Weil hier dieſelben Schraubengaͤnge
immer aufs Neue wirken, ſo nennt man die Schraube eine
Schraube ohne Ende.

Auch den Flaſchenzug kann ich hier doch nicht ganz
uͤbergehen, da er ein ſo wichtiges Mittel zu Vermehrung der
Hebekraft da darbietet, wo kein ſchnelles Heben der Laſt erfor-
derlich iſt. Wenn (Fig. 35.) das Gewicht P mit der Rolle C
verbunden iſt, und das um die Rolle C gehende Seil iſt in A

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0080" n="58"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CBD</hi></hi> als ein Hebel anzu&#x017F;ehen &#x017F;ein, an welchem Kra&#x0364;fte Drehungen<lb/>
nach entgegenge&#x017F;etzten Richtungen zu bewirken &#x017F;treben; daß aber dann<lb/>
die Kraft bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E</hi></hi> in eben dem Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e gegen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">B</hi></hi> gerechnet geringer<lb/>
&#x017F;ein darf, als der Ab&#x017F;tand <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CE</hi></hi> gro&#x0364;ßer in Verha&#x0364;ltniß gegen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CB</hi></hi> i&#x017F;t, habe<lb/>
ich ja &#x017F;chon gezeigt. Das Ra&#x0364;derwerk in Uhren und Ma&#x017F;chinen i&#x017F;t<lb/>
ganz a&#x0364;hnlich eingerichtet. Hier zieht zum Bei&#x017F;piel (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 30.</hi></hi>) die<lb/>
La&#x017F;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">P</hi></hi> an der Axe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> und ein Rad von 10mal &#x017F;o großem Durch-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er, welches an &#x017F;einem Umfange Za&#x0364;hne hat, wu&#x0364;rde an &#x017F;einem<lb/>
Umfange nur eine Kraft ein Zehntel &#x017F;o groß als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">P</hi></hi> fordern; die an-<lb/>
zubringende Kraft wirkt aber hier nicht unmittelbar, &#x017F;ondern mit<lb/>
Hu&#x0364;lfe eines zweiten Rades, und wenn hier wieder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">DF</hi></hi> zehnmal &#x017F;o<lb/>
groß als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">DE</hi></hi> i&#x017F;t, &#x017F;o u&#x0364;bt eine Kraft von einem Pfunde in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> wir-<lb/>
kend, auf <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E</hi></hi> einen Druck von 10 Pfunden aus, und die&#x017F;er Druck<lb/>
von 10 Pfunden auf die Za&#x0364;hne des er&#x017F;ten Rades ha&#x0364;lt 100 Pfunden<lb/>
am Umfange der Welle <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> das Gleichgewicht. Hier i&#x017F;t al&#x017F;o 1 Pfund<lb/>
in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> hinreichend, um 100 Pfunden in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> das Gleichgewicht zu hal-<lb/>
ten; aber indem das Gewicht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">P</hi></hi> &#x017F;ich um &#x017F;oviel hebt, als der Um-<lb/>
fang der Welle <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> betra&#x0364;gt, muß die Kraft <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> das Seil, woran &#x017F;ie<lb/>
zieht, hundertmal &#x017F;o weit fortziehen; es dreht &#x017F;ich na&#x0364;mlich unter-<lb/>
deß das Rad <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CG,</hi></hi> de&#x017F;&#x017F;en Umfang 10mal &#x017F;o groß als der Umfang<lb/>
&#x017F;einer Welle i&#x017F;t, auch ein ganzes Mal, und da jeder Zahn an <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">EG</hi></hi><lb/>
einen Zahn an <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">ED</hi></hi> mitnimmt, &#x017F;o dreht &#x017F;ich das kleine geza&#x0364;hnte<lb/>
Rad <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">ED</hi></hi> eben&#x017F;o &#x017F;chnell fort, und die Ge&#x017F;chwindigkeit am Umfange<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> i&#x017F;t wieder 10mal &#x017F;o groß als in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E,</hi></hi> das i&#x017F;t 100mal &#x017F;o groß, als die<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeit der La&#x017F;t. Man wendet das geza&#x0364;hnte Rad oft mit einer<lb/>
aus wenigen Schraubenga&#x0364;ngen be&#x017F;tehenden Schraube verbunden an.<lb/>
Der zwi&#x017F;chen die Za&#x0364;hne eingreifende Schraubengang &#x017F;chiebt den ei-<lb/>
nen Zahn um &#x017F;o viel vorwa&#x0364;rts, als der Ab&#x017F;tand der Schraubenga&#x0364;nge<lb/>
von einander betra&#x0364;gt, und indem die&#x017F;er vorbei geru&#x0364;ckt i&#x017F;t, wird ein<lb/>
zweiter Zahn fortgetrieben. Weil hier die&#x017F;elben Schraubenga&#x0364;nge<lb/>
immer aufs Neue wirken, &#x017F;o nennt man die Schraube eine<lb/><hi rendition="#g">Schraube ohne Ende</hi>.</p><lb/>
          <p>Auch den <hi rendition="#g">Fla&#x017F;chenzug</hi> kann ich hier doch nicht ganz<lb/>
u&#x0364;bergehen, da er ein &#x017F;o wichtiges Mittel zu Vermehrung der<lb/>
Hebekraft da darbietet, wo kein &#x017F;chnelles Heben der La&#x017F;t erfor-<lb/>
derlich i&#x017F;t. Wenn (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 35.</hi></hi>) das Gewicht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">P</hi></hi> mit der Rolle <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi><lb/>
verbunden i&#x017F;t, und das um die Rolle <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> gehende Seil i&#x017F;t in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0080] CBD als ein Hebel anzuſehen ſein, an welchem Kraͤfte Drehungen nach entgegengeſetzten Richtungen zu bewirken ſtreben; daß aber dann die Kraft bei E in eben dem Verhaͤltniſſe gegen B gerechnet geringer ſein darf, als der Abſtand CE groͤßer in Verhaͤltniß gegen CB iſt, habe ich ja ſchon gezeigt. Das Raͤderwerk in Uhren und Maſchinen iſt ganz aͤhnlich eingerichtet. Hier zieht zum Beiſpiel (Fig. 30.) die Laſt P an der Axe C und ein Rad von 10mal ſo großem Durch- meſſer, welches an ſeinem Umfange Zaͤhne hat, wuͤrde an ſeinem Umfange nur eine Kraft ein Zehntel ſo groß als P fordern; die an- zubringende Kraft wirkt aber hier nicht unmittelbar, ſondern mit Huͤlfe eines zweiten Rades, und wenn hier wieder DF zehnmal ſo groß als DE iſt, ſo uͤbt eine Kraft von einem Pfunde in F wir- kend, auf E einen Druck von 10 Pfunden aus, und dieſer Druck von 10 Pfunden auf die Zaͤhne des erſten Rades haͤlt 100 Pfunden am Umfange der Welle C das Gleichgewicht. Hier iſt alſo 1 Pfund in F hinreichend, um 100 Pfunden in C das Gleichgewicht zu hal- ten; aber indem das Gewicht P ſich um ſoviel hebt, als der Um- fang der Welle C betraͤgt, muß die Kraft F das Seil, woran ſie zieht, hundertmal ſo weit fortziehen; es dreht ſich naͤmlich unter- deß das Rad CG, deſſen Umfang 10mal ſo groß als der Umfang ſeiner Welle iſt, auch ein ganzes Mal, und da jeder Zahn an EG einen Zahn an ED mitnimmt, ſo dreht ſich das kleine gezaͤhnte Rad ED ebenſo ſchnell fort, und die Geſchwindigkeit am Umfange F iſt wieder 10mal ſo groß als in E, das iſt 100mal ſo groß, als die Geſchwindigkeit der Laſt. Man wendet das gezaͤhnte Rad oft mit einer aus wenigen Schraubengaͤngen beſtehenden Schraube verbunden an. Der zwiſchen die Zaͤhne eingreifende Schraubengang ſchiebt den ei- nen Zahn um ſo viel vorwaͤrts, als der Abſtand der Schraubengaͤnge von einander betraͤgt, und indem dieſer vorbei geruͤckt iſt, wird ein zweiter Zahn fortgetrieben. Weil hier dieſelben Schraubengaͤnge immer aufs Neue wirken, ſo nennt man die Schraube eine Schraube ohne Ende. Auch den Flaſchenzug kann ich hier doch nicht ganz uͤbergehen, da er ein ſo wichtiges Mittel zu Vermehrung der Hebekraft da darbietet, wo kein ſchnelles Heben der Laſt erfor- derlich iſt. Wenn (Fig. 35.) das Gewicht P mit der Rolle C verbunden iſt, und das um die Rolle C gehende Seil iſt in A

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/80
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/80>, abgerufen am 28.11.2024.