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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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gen pflege, daß aber da oft der unangenehme Umstand eintrete, daß
der abgesprengte Block zu nahe an der Felsmasse liegen bleibe, um
bequem fortgeschafft zu werden. In diesem Falle thut das Auf-
schütten von Sand besonders gute Dienste, wie er an folgendem
Beispiele zeigt. Am 24. Sept. 1825 wurde ein Bohrloch von
31/2 Zoll weit und 141/2 Fuß tief mit 18 Pfund Pulver, die 8 Fuß
des Loches füllten, geladen, die übrigen 61/2 Fuß aber mit grobkörni-
gem Sande gefüllt. Die Explosion hatte einen sehr großen Fels-
block abgetrennt, aber der Spalt war nur 2 Linien weit, und man
wünschte daher, das Felsstück weiter zu entfernen. Zu diesem
Zwecke füllte man das Bohrloch noch einmal mit 15 Pfund Pulver,
die jetzt nur bis 2 Fuß hoch reichten, der ganze Spalt aber wurde
mit lockerm Sande gefüllt, und nach abermaliger Entzündung war
der ungeheure Felsblock von 141/2 Fuß hoch, 16 Fuß breit, 21 Fuß
lang, etwa 720000 Pfunde schwer, 4 Fuß vom Felsen abgerückt *).

Auch die neuerlich erst von Barnes bemerkte Erscheinung,
daß eine Scheibe aus weichem Eisen, sehr schnell gedreht, in Glas
und Stahl einschneidet, gehört hieher. Colladons Versuche
zeigen deutlich, wie diese Einwirkung des weichen Körpers auf den
harten von der Geschwindigkeit abhängt. Ein harter Grabstichel
macht bekanntlich tiefe Einrisse in eine Metallscheibe, wenn man
ihn auf dieser fortbewegt, und eben so fuhr er fort zu ätzen, wenn
die Metallscheibe sich mit geringerer Geschwindigkeit, als 34 Fuß
in 1 Secunde drehte; wurde die Geschwindigkeit größer, so fing
die Spitze des Grabstichels an sehr zu leiden und die Scheibe wenig
zu verletzen, und bei 70 Fuß Geschwindigkeit in 1 Secunde ward
der Grabstichel stark abgeschliffen, während die weiche Eisenscheibe
nur wenig mehr geritzt wurde. Auch hier ist es die Schnelligkeit,
womit die Theile der Scheibe an die Spitze des Grabstichels oder
überhaupt an die Theile des harten Körpers antreffen, wodurch diese
fortgerissen werden; ihr fester Zusammenhang scheint hier ungefähr
eben so wenig, wie bei dem rasch aus der Säule herausgeschlagenen
Damensteine in Betrachtung zu kommen **).


*) Biblioth. univers. XXX. 232. Gilb. Ann. XXII. 113.
**) Baumgartners Journal 1. 86. Biblioth. univers. 1824.
Avril.

gen pflege, daß aber da oft der unangenehme Umſtand eintrete, daß
der abgeſprengte Block zu nahe an der Felsmaſſe liegen bleibe, um
bequem fortgeſchafft zu werden. In dieſem Falle thut das Auf-
ſchuͤtten von Sand beſonders gute Dienſte, wie er an folgendem
Beiſpiele zeigt. Am 24. Sept. 1825 wurde ein Bohrloch von
3½ Zoll weit und 14½ Fuß tief mit 18 Pfund Pulver, die 8 Fuß
des Loches fuͤllten, geladen, die uͤbrigen 6½ Fuß aber mit grobkoͤrni-
gem Sande gefuͤllt. Die Exploſion hatte einen ſehr großen Fels-
block abgetrennt, aber der Spalt war nur 2 Linien weit, und man
wuͤnſchte daher, das Felsſtuͤck weiter zu entfernen. Zu dieſem
Zwecke fuͤllte man das Bohrloch noch einmal mit 15 Pfund Pulver,
die jetzt nur bis 2 Fuß hoch reichten, der ganze Spalt aber wurde
mit lockerm Sande gefuͤllt, und nach abermaliger Entzuͤndung war
der ungeheure Felsblock von 14½ Fuß hoch, 16 Fuß breit, 21 Fuß
lang, etwa 720000 Pfunde ſchwer, 4 Fuß vom Felſen abgeruͤckt *).

Auch die neuerlich erſt von Barnes bemerkte Erſcheinung,
daß eine Scheibe aus weichem Eiſen, ſehr ſchnell gedreht, in Glas
und Stahl einſchneidet, gehoͤrt hieher. Colladons Verſuche
zeigen deutlich, wie dieſe Einwirkung des weichen Koͤrpers auf den
harten von der Geſchwindigkeit abhaͤngt. Ein harter Grabſtichel
macht bekanntlich tiefe Einriſſe in eine Metallſcheibe, wenn man
ihn auf dieſer fortbewegt, und eben ſo fuhr er fort zu aͤtzen, wenn
die Metallſcheibe ſich mit geringerer Geſchwindigkeit, als 34 Fuß
in 1 Secunde drehte; wurde die Geſchwindigkeit groͤßer, ſo fing
die Spitze des Grabſtichels an ſehr zu leiden und die Scheibe wenig
zu verletzen, und bei 70 Fuß Geſchwindigkeit in 1 Secunde ward
der Grabſtichel ſtark abgeſchliffen, waͤhrend die weiche Eiſenſcheibe
nur wenig mehr geritzt wurde. Auch hier iſt es die Schnelligkeit,
womit die Theile der Scheibe an die Spitze des Grabſtichels oder
uͤberhaupt an die Theile des harten Koͤrpers antreffen, wodurch dieſe
fortgeriſſen werden; ihr feſter Zuſammenhang ſcheint hier ungefaͤhr
eben ſo wenig, wie bei dem raſch aus der Saͤule herausgeſchlagenen
Damenſteine in Betrachtung zu kommen **).


*) Biblioth. univers. XXX. 232. Gilb. Ann. XXII. 113.
**) Baumgartners Journal 1. 86. Biblioth. univers. 1824.
Avril.
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[36/0058] gen pflege, daß aber da oft der unangenehme Umſtand eintrete, daß der abgeſprengte Block zu nahe an der Felsmaſſe liegen bleibe, um bequem fortgeſchafft zu werden. In dieſem Falle thut das Auf- ſchuͤtten von Sand beſonders gute Dienſte, wie er an folgendem Beiſpiele zeigt. Am 24. Sept. 1825 wurde ein Bohrloch von 3½ Zoll weit und 14½ Fuß tief mit 18 Pfund Pulver, die 8 Fuß des Loches fuͤllten, geladen, die uͤbrigen 6½ Fuß aber mit grobkoͤrni- gem Sande gefuͤllt. Die Exploſion hatte einen ſehr großen Fels- block abgetrennt, aber der Spalt war nur 2 Linien weit, und man wuͤnſchte daher, das Felsſtuͤck weiter zu entfernen. Zu dieſem Zwecke fuͤllte man das Bohrloch noch einmal mit 15 Pfund Pulver, die jetzt nur bis 2 Fuß hoch reichten, der ganze Spalt aber wurde mit lockerm Sande gefuͤllt, und nach abermaliger Entzuͤndung war der ungeheure Felsblock von 14½ Fuß hoch, 16 Fuß breit, 21 Fuß lang, etwa 720000 Pfunde ſchwer, 4 Fuß vom Felſen abgeruͤckt *). Auch die neuerlich erſt von Barnes bemerkte Erſcheinung, daß eine Scheibe aus weichem Eiſen, ſehr ſchnell gedreht, in Glas und Stahl einſchneidet, gehoͤrt hieher. Colladons Verſuche zeigen deutlich, wie dieſe Einwirkung des weichen Koͤrpers auf den harten von der Geſchwindigkeit abhaͤngt. Ein harter Grabſtichel macht bekanntlich tiefe Einriſſe in eine Metallſcheibe, wenn man ihn auf dieſer fortbewegt, und eben ſo fuhr er fort zu aͤtzen, wenn die Metallſcheibe ſich mit geringerer Geſchwindigkeit, als 34 Fuß in 1 Secunde drehte; wurde die Geſchwindigkeit groͤßer, ſo fing die Spitze des Grabſtichels an ſehr zu leiden und die Scheibe wenig zu verletzen, und bei 70 Fuß Geſchwindigkeit in 1 Secunde ward der Grabſtichel ſtark abgeſchliffen, waͤhrend die weiche Eiſenſcheibe nur wenig mehr geritzt wurde. Auch hier iſt es die Schnelligkeit, womit die Theile der Scheibe an die Spitze des Grabſtichels oder uͤberhaupt an die Theile des harten Koͤrpers antreffen, wodurch dieſe fortgeriſſen werden; ihr feſter Zuſammenhang ſcheint hier ungefaͤhr eben ſo wenig, wie bei dem raſch aus der Saͤule herausgeſchlagenen Damenſteine in Betrachtung zu kommen **). *) Biblioth. univers. XXX. 232. Gilb. Ann. XXII. 113. **) Baumgartners Journal 1. 86. Biblioth. univers. 1824. Avril.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/58>, abgerufen am 22.11.2024.