werden in der Folge sehen, daß ein so tief unter die Oberfläche des Wassers hinabgezogener Körper mit sehr mächtigem Drucke com- primirt wird, also viel weniger porös als vorher sein muß, daß also das Holz eine größere Dichtigkeit erlangt hatte, und deshalb zum Schwimmen untauglich geworden war.
Man pflegt in der Experimentalphysik mehrere Versuche zu zeigen, die einen Beweis für die Porosität der Körper geben, z. B. daß sich Quecksilber durch die Poren dichten Leders drücken läßt, ja daß ein starker Druck es selbst durch die Poren des Holzes hindurch treibt; daß flüssige Materien, namentlich Wasser und Weingeist zu einander gemischt, einen kleinern Raum einnehmen, als sie un- gemischt einnahmen; daß die Ausdünstung gewisser Materien ihre Wirkungen da zeigen, wohin sie bloß durch die Poren fester Körper gelangen können. Zum Beweise des letztern dient folgender Ver- such. Man löset Bleizucker in Wasser auf, und schreibt mit dieser ganz farbelosen Auflösung auf ein weißes Papier; man legt das so beschriebene, trocken gewordene Papier in ein Buch, so daß es zwischen den dicht an einander liegenden Blättern des Buches gegen allen freien Zutritt der Luft gesichert ist; man legt nun an eine andre Stelle des Buches, so daß mehr als 200 Blätter dazwischen sind, ein mit frisch bereiteter Auflösung von Schwefelkalk in Was- ser befeuchtetes Papier, und legt das Buch so zusammen, daß die Dünste der Schwefelleber nur durch die Poren des Papiers dorthin gelangen können, so findet man dennoch nach sehr kurzer Zeit jene Schrift braun geworden, vermöge der Einwirkung eben jener Dämpfe. --
Die Beobachtung der Poren mit dem Microscope giebt uns zugleich Gelegenheit, die Structur der Körper in ihren einzelnen Theilen wahrzunehmen; die regelmäßigen Blättchen der Crystalle, die Fasern bei den organischen Körpern, die zarten Gefäße in ihnen zu erkennen, in welchen die Säfte der Pflanzen aufsteigen, die Flüssigkeiten im thierischen Körper sich bewegen, u. s. w.
Cohärenz. -- Festigkeit. -- Flüssigkeit.
Eine ebenso wichtige Eigenschaft der Körper lernen wir durch den Widerstand kennen, welchen sie der Zertheilung entgegensetzen. Alle Körper zeigen eine mehr oder mindere Kraft des Zusammen
werden in der Folge ſehen, daß ein ſo tief unter die Oberflaͤche des Waſſers hinabgezogener Koͤrper mit ſehr maͤchtigem Drucke com- primirt wird, alſo viel weniger poroͤs als vorher ſein muß, daß alſo das Holz eine groͤßere Dichtigkeit erlangt hatte, und deshalb zum Schwimmen untauglich geworden war.
Man pflegt in der Experimentalphyſik mehrere Verſuche zu zeigen, die einen Beweis fuͤr die Poroſitaͤt der Koͤrper geben, z. B. daß ſich Queckſilber durch die Poren dichten Leders druͤcken laͤßt, ja daß ein ſtarker Druck es ſelbſt durch die Poren des Holzes hindurch treibt; daß fluͤſſige Materien, namentlich Waſſer und Weingeiſt zu einander gemiſcht, einen kleinern Raum einnehmen, als ſie un- gemiſcht einnahmen; daß die Ausduͤnſtung gewiſſer Materien ihre Wirkungen da zeigen, wohin ſie bloß durch die Poren feſter Koͤrper gelangen koͤnnen. Zum Beweiſe des letztern dient folgender Ver- ſuch. Man loͤſet Bleizucker in Waſſer auf, und ſchreibt mit dieſer ganz farbeloſen Aufloͤſung auf ein weißes Papier; man legt das ſo beſchriebene, trocken gewordene Papier in ein Buch, ſo daß es zwiſchen den dicht an einander liegenden Blaͤttern des Buches gegen allen freien Zutritt der Luft geſichert iſt; man legt nun an eine andre Stelle des Buches, ſo daß mehr als 200 Blaͤtter dazwiſchen ſind, ein mit friſch bereiteter Aufloͤſung von Schwefelkalk in Waſ- ſer befeuchtetes Papier, und legt das Buch ſo zuſammen, daß die Duͤnſte der Schwefelleber nur durch die Poren des Papiers dorthin gelangen koͤnnen, ſo findet man dennoch nach ſehr kurzer Zeit jene Schrift braun geworden, vermoͤge der Einwirkung eben jener Daͤmpfe. —
Die Beobachtung der Poren mit dem Microſcope giebt uns zugleich Gelegenheit, die Structur der Koͤrper in ihren einzelnen Theilen wahrzunehmen; die regelmaͤßigen Blaͤttchen der Cryſtalle, die Faſern bei den organiſchen Koͤrpern, die zarten Gefaͤße in ihnen zu erkennen, in welchen die Saͤfte der Pflanzen aufſteigen, die Fluͤſſigkeiten im thieriſchen Koͤrper ſich bewegen, u. ſ. w.
Cohaͤrenz. — Feſtigkeit. — Fluͤſſigkeit.
Eine ebenſo wichtige Eigenſchaft der Koͤrper lernen wir durch den Widerſtand kennen, welchen ſie der Zertheilung entgegenſetzen. Alle Koͤrper zeigen eine mehr oder mindere Kraft des Zuſammen
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werden in der Folge ſehen, daß ein ſo tief unter die Oberflaͤche
des Waſſers hinabgezogener Koͤrper mit ſehr maͤchtigem Drucke com-
primirt wird, alſo viel weniger poroͤs als vorher ſein muß, daß
alſo das Holz eine groͤßere Dichtigkeit erlangt hatte, und deshalb
zum Schwimmen untauglich geworden war.
Man pflegt in der Experimentalphyſik mehrere Verſuche zu
zeigen, die einen Beweis fuͤr die Poroſitaͤt der Koͤrper geben, z. B.
daß ſich Queckſilber durch die Poren dichten Leders druͤcken laͤßt, ja
daß ein ſtarker Druck es ſelbſt durch die Poren des Holzes hindurch
treibt; daß fluͤſſige Materien, namentlich Waſſer und Weingeiſt
zu einander gemiſcht, einen kleinern Raum einnehmen, als ſie un-
gemiſcht einnahmen; daß die Ausduͤnſtung gewiſſer Materien ihre
Wirkungen da zeigen, wohin ſie bloß durch die Poren feſter Koͤrper
gelangen koͤnnen. Zum Beweiſe des letztern dient folgender Ver-
ſuch. Man loͤſet Bleizucker in Waſſer auf, und ſchreibt mit dieſer
ganz farbeloſen Aufloͤſung auf ein weißes Papier; man legt das ſo
beſchriebene, trocken gewordene Papier in ein Buch, ſo daß es
zwiſchen den dicht an einander liegenden Blaͤttern des Buches gegen
allen freien Zutritt der Luft geſichert iſt; man legt nun an eine
andre Stelle des Buches, ſo daß mehr als 200 Blaͤtter dazwiſchen
ſind, ein mit friſch bereiteter Aufloͤſung von Schwefelkalk in Waſ-
ſer befeuchtetes Papier, und legt das Buch ſo zuſammen, daß die
Duͤnſte der Schwefelleber nur durch die Poren des Papiers dorthin
gelangen koͤnnen, ſo findet man dennoch nach ſehr kurzer Zeit jene
Schrift braun geworden, vermoͤge der Einwirkung eben jener
Daͤmpfe. —
Die Beobachtung der Poren mit dem Microſcope giebt uns
zugleich Gelegenheit, die Structur der Koͤrper in ihren einzelnen
Theilen wahrzunehmen; die regelmaͤßigen Blaͤttchen der Cryſtalle,
die Faſern bei den organiſchen Koͤrpern, die zarten Gefaͤße in ihnen
zu erkennen, in welchen die Saͤfte der Pflanzen aufſteigen, die
Fluͤſſigkeiten im thieriſchen Koͤrper ſich bewegen, u. ſ. w.
Cohaͤrenz. — Feſtigkeit. — Fluͤſſigkeit.
Eine ebenſo wichtige Eigenſchaft der Koͤrper lernen wir durch
den Widerſtand kennen, welchen ſie der Zertheilung entgegenſetzen.
Alle Koͤrper zeigen eine mehr oder mindere Kraft des Zuſammen
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/40>, abgerufen am 16.07.2024.
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