man die Waage mit diesen Körpern in einen luftvollen Raum brächte. Auch in der Luft verliert jeder Körper so viel an Gewicht, als die Luft wiegt, die er aus der Stelle treibt; ein Cubiczoll Blei treibt nur ungefehr ein Gewicht von Gran Luft aus der Stelle, aber da an Kork über 40 Cubiczolle erforderlich sind, um einem Cu- biczoll Blei das Gleichgewicht zu halten, diese 40 Cubiczolle Kork aber 12 Gran Luft aus der Stelle treiben, so würde man beim Ab- wägen von 1 Cubiczoll Blei gegen 40 Cubiczoll Kork, ungefehr ein Gewicht von 12 Gran zu viel Kork haben, wenn man die Abwä- gung in der Luft vorgenommen hätte. Man überzeugt sich hievon mit Hülfe der Luftpumpe, wenn man eine Waage, an welcher eine große aber sehr leichte hohle Kugel einem schweren Körper, Blei zum Beispiel, gegenüberhängt, unter den Recipienten der Luft- pumpe bringt; fand in der Luft das Gleichgewicht statt, so sieht man im luftleeren Raume den größern Körper sinken, weil vorhin die Luft auf ihn mehr tragende Kraft ausübte. Ist der größere Körper eine Kugel von 3 Zoll Durchmesser, also ungefehr von 14 Cubiczoll Inhalt, so sind 4 Gran erforderlich, um im ganz luft- leeren Raume das Gleichgewicht herzustellen, wenn das Gegenge- wicht sehr wenig Raum einnimmt. Man hat hierauf ein Mano- meter, ein Instrument, um zu jeder Zeit die Dichtigkeit der Luft zu bestimmen, gründen wollen, das jedoch den Nutzen nicht ge- währt hat, welchen man sich davon versprach. Hätte man eine hohle Kugel von 1 Cubicfuß groß, die nur so viel wöge, als ein sehr kleines gegenüber hängendes Gewicht, so verlöhre jene unge- fehr 520 Gran, das ist 8 2/3 Drachmen an Gewicht in einer Luft, die 0 Gr. warm ist und einen Druck von 28 Zoll Quecksilber leidet. Sinkt das Barometer auf 27 Zoll, so wiegt die aus der Stelle getriebene Luft weniger, das ist 18 Gran weniger und so könnte man allerdings sowohl diejenigen Aenderungen, die einem verschie- denen Barometerstande, als diejenigen, welche einer ungleichen Wärme entsprechen, gar wohl beobachten. Aber da Barometer und Thermometer uns über diese Aenderungen vollständig unterrichten, diejenigen Unterschiede aber, die in der Schwere der Luft durch Feuchtigkeit und ähnliche Umstände hervorgehen, unbedeutend sind, so hat man dieses Manometer nur selten beobachtet.
man die Waage mit dieſen Koͤrpern in einen luftvollen Raum braͤchte. Auch in der Luft verliert jeder Koͤrper ſo viel an Gewicht, als die Luft wiegt, die er aus der Stelle treibt; ein Cubiczoll Blei treibt nur ungefehr ein Gewicht von Gran Luft aus der Stelle, aber da an Kork uͤber 40 Cubiczolle erforderlich ſind, um einem Cu- biczoll Blei das Gleichgewicht zu halten, dieſe 40 Cubiczolle Kork aber 12 Gran Luft aus der Stelle treiben, ſo wuͤrde man beim Ab- waͤgen von 1 Cubiczoll Blei gegen 40 Cubiczoll Kork, ungefehr ein Gewicht von 12 Gran zu viel Kork haben, wenn man die Abwaͤ- gung in der Luft vorgenommen haͤtte. Man uͤberzeugt ſich hievon mit Huͤlfe der Luftpumpe, wenn man eine Waage, an welcher eine große aber ſehr leichte hohle Kugel einem ſchweren Koͤrper, Blei zum Beiſpiel, gegenuͤberhaͤngt, unter den Recipienten der Luft- pumpe bringt; fand in der Luft das Gleichgewicht ſtatt, ſo ſieht man im luftleeren Raume den groͤßern Koͤrper ſinken, weil vorhin die Luft auf ihn mehr tragende Kraft ausuͤbte. Iſt der groͤßere Koͤrper eine Kugel von 3 Zoll Durchmeſſer, alſo ungefehr von 14 Cubiczoll Inhalt, ſo ſind 4 Gran erforderlich, um im ganz luft- leeren Raume das Gleichgewicht herzuſtellen, wenn das Gegenge- wicht ſehr wenig Raum einnimmt. Man hat hierauf ein Mano- meter, ein Inſtrument, um zu jeder Zeit die Dichtigkeit der Luft zu beſtimmen, gruͤnden wollen, das jedoch den Nutzen nicht ge- waͤhrt hat, welchen man ſich davon verſprach. Haͤtte man eine hohle Kugel von 1 Cubicfuß groß, die nur ſo viel woͤge, als ein ſehr kleines gegenuͤber haͤngendes Gewicht, ſo verloͤhre jene unge- fehr 520 Gran, das iſt 8⅔ Drachmen an Gewicht in einer Luft, die 0 Gr. warm iſt und einen Druck von 28 Zoll Queckſilber leidet. Sinkt das Barometer auf 27 Zoll, ſo wiegt die aus der Stelle getriebene Luft weniger, das iſt 18 Gran weniger und ſo koͤnnte man allerdings ſowohl diejenigen Aenderungen, die einem verſchie- denen Barometerſtande, als diejenigen, welche einer ungleichen Waͤrme entſprechen, gar wohl beobachten. Aber da Barometer und Thermometer uns uͤber dieſe Aenderungen vollſtaͤndig unterrichten, diejenigen Unterſchiede aber, die in der Schwere der Luft durch Feuchtigkeit und aͤhnliche Umſtaͤnde hervorgehen, unbedeutend ſind, ſo hat man dieſes Manometer nur ſelten beobachtet.
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man die Waage mit dieſen Koͤrpern in einen luftvollen Raum
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aber da an Kork uͤber 40 Cubiczolle erforderlich ſind, um einem Cu-
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aber 12 Gran Luft aus der Stelle treiben, ſo wuͤrde man beim Ab-
waͤgen von 1 Cubiczoll Blei gegen 40 Cubiczoll Kork, ungefehr ein
Gewicht von 12 Gran zu viel Kork haben, wenn man die Abwaͤ-
gung in der Luft vorgenommen haͤtte. Man uͤberzeugt ſich hievon
mit Huͤlfe der Luftpumpe, wenn man eine Waage, an welcher eine
große aber ſehr leichte hohle Kugel einem ſchweren Koͤrper, Blei
zum Beiſpiel, gegenuͤberhaͤngt, unter den Recipienten der Luft-
pumpe bringt; fand in der Luft das Gleichgewicht ſtatt, ſo ſieht
man im luftleeren Raume den groͤßern Koͤrper ſinken, weil vorhin
die Luft auf ihn mehr tragende Kraft ausuͤbte. Iſt der groͤßere
Koͤrper eine Kugel von 3 Zoll Durchmeſſer, alſo ungefehr von 14
Cubiczoll Inhalt, ſo ſind 4 Gran erforderlich, um im ganz luft-
leeren Raume das Gleichgewicht herzuſtellen, wenn das Gegenge-
wicht ſehr wenig Raum einnimmt. Man hat hierauf ein Mano-
meter, ein Inſtrument, um zu jeder Zeit die Dichtigkeit der Luft
zu beſtimmen, gruͤnden wollen, das jedoch den Nutzen nicht ge-
waͤhrt hat, welchen man ſich davon verſprach. Haͤtte man eine
hohle Kugel von 1 Cubicfuß groß, die nur ſo viel woͤge, als ein
ſehr kleines gegenuͤber haͤngendes Gewicht, ſo verloͤhre jene unge-
fehr 520 Gran, das iſt 8⅔ Drachmen an Gewicht in einer Luft,
die 0 Gr. warm iſt und einen Druck von 28 Zoll Queckſilber leidet.
Sinkt das Barometer auf 27 Zoll, ſo wiegt die aus der Stelle
getriebene Luft [FORMEL] weniger, das iſt 18 Gran weniger und ſo koͤnnte
man allerdings ſowohl diejenigen Aenderungen, die einem verſchie-
denen Barometerſtande, als diejenigen, welche einer ungleichen
Waͤrme entſprechen, gar wohl beobachten. Aber da Barometer und
Thermometer uns uͤber dieſe Aenderungen vollſtaͤndig unterrichten,
diejenigen Unterſchiede aber, die in der Schwere der Luft durch
Feuchtigkeit und aͤhnliche Umſtaͤnde hervorgehen, unbedeutend ſind,
ſo hat man dieſes Manometer nur ſelten beobachtet.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/283>, abgerufen am 22.11.2024.
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