bei manchen natürlichen Springbrunnen. Der Heronsbrunnen (Fig. 130.) besteht aus einem obern Gefäße CDFE und einem untern Gefäße GHKI. Beim Anfange des anzustellenden Experiments füllt man das obere Gefäß durch eine Oeffnung bei L ungefehr bis an AB mit Wasser, und verschließt dann diese Oeffnung L. Die Sprungröhre MN, die unterdeß mit einem Hahne fest verschlossen gehalten wird, ist dann mit ihrer untern Mündung in das Wasser eingetaucht, und die über AB stehende Luft hat nirgends einen Ausweg, außer durch die Röhre PO. Jetzt fängt man an, durch die Röhre QR, die von der MündungQ sich bis beinahe an den Boden des untern Gefäßes erstreckt, Wasser in dieses untere Gefäß einfließen zu lassen. Sobald nur eine mäßige Menge Wasser hinabgeflossen ist, und die Oeffnung R der Einflußröhre bedeckt hat, findet die in diesem Gefäße enthaltene Luft keinen Ausgang mehr, und indem man immerfort Wasser bei Q eingießt, hebt sich die Wasser-Ober- fläche ST, drängt die Luft aus dem untern Gefäße zum Theil in das obere durch die Röhre OP hinauf, und verdichtet sie in beiden Gefäßen. Diese zweite Röhre geht von dem oberen Boden des Gefäßes GHK bis nahe an den obern Boden des obern Gefäßes, damit unten die Luft immer ungehindert eindringen könne, und da- gegen aus dem obern Gefäße kein Wasser durch sie ausfließe. Gießt man bei Q nur nach und nach kleine Quantitäten Wasser ein, so steigt zwar allmählig das Wasser in der Röhre RQ immer etwas höher und höher über die Oberfläche ST im untern Gefäße, aber erst wenn die Luft hinreichend comprimirt ist, um eine Wassersäule von der ganzen Höhe UQ zu tragen, finden wir die Röhre ganz bis oben gefüllt, und können nun kein Wasser mehr einfüllen, obgleich das untere Gefäß noch nicht ganz gefüllt ist. Erst nachdem alles so weit vorbereitet ist, öffnet man den Hahn der Sprungröhre bei N, und das Wasser dringt nun mit desto größerer Gewalt hervor, je höher die Säule QU ist, deren Gewicht die Luft zusammenpreßt. Wären keine Hindernisse der Bewegung, so müßte das Wasser ebenso hoch über AB hinaufspritzen, als die Höhe QU angiebt; denn die Luft drückt auf AB mit eben dieser Gewalt, wie es eine so hohe Wassersäule thun würde. Das Hervorspringen des Wassers
bei manchen natuͤrlichen Springbrunnen. Der Heronsbrunnen (Fig. 130.) beſteht aus einem obern Gefaͤße CDFE und einem untern Gefaͤße GHKI. Beim Anfange des anzuſtellenden Experiments fuͤllt man das obere Gefaͤß durch eine Oeffnung bei L ungefehr bis an AB mit Waſſer, und verſchließt dann dieſe Oeffnung L. Die Sprungroͤhre MN, die unterdeß mit einem Hahne feſt verſchloſſen gehalten wird, iſt dann mit ihrer untern Muͤndung in das Waſſer eingetaucht, und die uͤber AB ſtehende Luft hat nirgends einen Ausweg, außer durch die Roͤhre PO. Jetzt faͤngt man an, durch die Roͤhre QR, die von der MuͤndungQ ſich bis beinahe an den Boden des untern Gefaͤßes erſtreckt, Waſſer in dieſes untere Gefaͤß einfließen zu laſſen. Sobald nur eine maͤßige Menge Waſſer hinabgefloſſen iſt, und die Oeffnung R der Einflußroͤhre bedeckt hat, findet die in dieſem Gefaͤße enthaltene Luft keinen Ausgang mehr, und indem man immerfort Waſſer bei Q eingießt, hebt ſich die Waſſer-Ober- flaͤche ST, draͤngt die Luft aus dem untern Gefaͤße zum Theil in das obere durch die Roͤhre OP hinauf, und verdichtet ſie in beiden Gefaͤßen. Dieſe zweite Roͤhre geht von dem oberen Boden des Gefaͤßes GHK bis nahe an den obern Boden des obern Gefaͤßes, damit unten die Luft immer ungehindert eindringen koͤnne, und da- gegen aus dem obern Gefaͤße kein Waſſer durch ſie ausfließe. Gießt man bei Q nur nach und nach kleine Quantitaͤten Waſſer ein, ſo ſteigt zwar allmaͤhlig das Waſſer in der Roͤhre RQ immer etwas hoͤher und hoͤher uͤber die Oberflaͤche ST im untern Gefaͤße, aber erſt wenn die Luft hinreichend comprimirt iſt, um eine Waſſerſaͤule von der ganzen Hoͤhe UQ zu tragen, finden wir die Roͤhre ganz bis oben gefuͤllt, und koͤnnen nun kein Waſſer mehr einfuͤllen, obgleich das untere Gefaͤß noch nicht ganz gefuͤllt iſt. Erſt nachdem alles ſo weit vorbereitet iſt, oͤffnet man den Hahn der Sprungroͤhre bei N, und das Waſſer dringt nun mit deſto groͤßerer Gewalt hervor, je hoͤher die Saͤule QU iſt, deren Gewicht die Luft zuſammenpreßt. Waͤren keine Hinderniſſe der Bewegung, ſo muͤßte das Waſſer ebenſo hoch uͤber AB hinaufſpritzen, als die Hoͤhe QU angiebt; denn die Luft druͤckt auf AB mit eben dieſer Gewalt, wie es eine ſo hohe Waſſerſaͤule thun wuͤrde. Das Hervorſpringen des Waſſers
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bei manchen natuͤrlichen Springbrunnen. Der Heronsbrunnen
(Fig. 130.) beſteht aus einem obern Gefaͤße CDFE und einem
untern Gefaͤße GHKI. Beim Anfange des anzuſtellenden
Experiments fuͤllt man das obere Gefaͤß durch eine Oeffnung
bei L ungefehr bis an AB mit Waſſer, und verſchließt dann
dieſe Oeffnung L. Die Sprungroͤhre MN, die unterdeß mit
einem Hahne feſt verſchloſſen gehalten wird, iſt dann mit ihrer
untern Muͤndung in das Waſſer eingetaucht, und die uͤber
AB ſtehende Luft hat nirgends einen Ausweg, außer durch die
Roͤhre PO. Jetzt faͤngt man an, durch die Roͤhre QR, die
von der Muͤndung Q ſich bis beinahe an den Boden des untern
Gefaͤßes erſtreckt, Waſſer in dieſes untere Gefaͤß einfließen zu
laſſen. Sobald nur eine maͤßige Menge Waſſer hinabgefloſſen iſt,
und die Oeffnung R der Einflußroͤhre bedeckt hat, findet die in
dieſem Gefaͤße enthaltene Luft keinen Ausgang mehr, und indem
man immerfort Waſſer bei Q eingießt, hebt ſich die Waſſer-Ober-
flaͤche ST, draͤngt die Luft aus dem untern Gefaͤße zum Theil in
das obere durch die Roͤhre OP hinauf, und verdichtet ſie in beiden
Gefaͤßen. Dieſe zweite Roͤhre geht von dem oberen Boden des
Gefaͤßes GHK bis nahe an den obern Boden des obern Gefaͤßes,
damit unten die Luft immer ungehindert eindringen koͤnne, und da-
gegen aus dem obern Gefaͤße kein Waſſer durch ſie ausfließe.
Gießt man bei Q nur nach und nach kleine Quantitaͤten Waſſer ein,
ſo ſteigt zwar allmaͤhlig das Waſſer in der Roͤhre RQ immer etwas
hoͤher und hoͤher uͤber die Oberflaͤche ST im untern Gefaͤße, aber
erſt wenn die Luft hinreichend comprimirt iſt, um eine Waſſerſaͤule
von der ganzen Hoͤhe UQ zu tragen, finden wir die Roͤhre ganz bis
oben gefuͤllt, und koͤnnen nun kein Waſſer mehr einfuͤllen, obgleich
das untere Gefaͤß noch nicht ganz gefuͤllt iſt. Erſt nachdem alles
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N, und das Waſſer dringt nun mit deſto groͤßerer Gewalt hervor,
je hoͤher die Saͤule QU iſt, deren Gewicht die Luft zuſammenpreßt.
Waͤren keine Hinderniſſe der Bewegung, ſo muͤßte das Waſſer
ebenſo hoch uͤber AB hinaufſpritzen, als die Hoͤhe QU angiebt;
denn die Luft druͤckt auf AB mit eben dieſer Gewalt, wie es eine ſo
hohe Waſſerſaͤule thun wuͤrde. Das Hervorſpringen des Waſſers
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/262>, abgerufen am 16.07.2024.
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