steigt bei der Erweiterung der Brusthöhle die Flüssigkeit, in welche die Saugeröhre eingetaucht ist, durch den Druck der Luft herauf.
Der Heber.
Auch der Heber gehört ganz hierher. Der Heber, der aus einer gebognen Röhre besteht, soll gewöhnlich nur dazu dienen, die Flüssigkeit über eine geringe Höhe hinüber zu heben, zum Beispiel den Wein eines ruhig liegenden Fasses durch das oben liegende Spundloch abzuzapfen. Wenn man (Fig. 127) am Ende A des Hebers saugt, oder, wo das nicht hinreichte, durch andre Mittel die Luft verdünnt, so treibt der Druck der Luft die Flüssigkeit, welche das Ende B bedeckt, in der Röhre hinauf, und die ganze Röhre füllt sich bis an A mit jener Flüssigkeit; läßt man nun die Oeffnung A frei, so wird allemal, wenn sie tiefer als die Oberfläche CD liegt, die Flüssigkeit aus- laufen. Es würde nämlich Ruhe statt finden, wenn die Röhre auch bei A in eben jener Flüssigkeit eingetaucht wäre, und diese bis an EF reichte; bei geringerm Gegendrucke von außen findet das Ausströmen statt, und dauert fort, bis in CD die Oberfläche so tief als die Oeffnung A gesunken ist, oder wenn die Flüssigkeit in der Gegend EF steigt, bis beide Oberflächen gleich hoch sind.
Daß der Heber nicht über 32 Fuß hoch das Wasser heben kann, versteht sich von selbst, da der Druck der Luft kein höheres Heben gestattet, und ebenso erhellet, daß man das Wasser vermittelst des Hebers nie an einem höhern Puncte, als die Oberfläche des Wassers CD ist, zum Ausfließen bringen kann, sondern daß der Zweck nur der sein darf, das Wasser über ein zwischenliegendes Hinderniß weg, zu einem tiefern Puncte zu leiten.
Der Heber hat zu manchen kleinen Scherz-Experimenten Anlaß gegeben. Bringt man nämlich den Heber so an, daß er (Fig. 128.) in der Säule AB verborgen liegt, so kann, so lange das Gefäß noch nicht bis an CD gefüllt ist, gar kein Ausfließen statt finden; füllt man aber das Gefäß bis über CD und hindert durch den an die Oeffnung A gehaltenen Finger den Ausfluß, so bleibt das Gefäß gefüllt, leert sich aber
ſteigt bei der Erweiterung der Bruſthoͤhle die Fluͤſſigkeit, in welche die Saugeroͤhre eingetaucht iſt, durch den Druck der Luft herauf.
Der Heber.
Auch der Heber gehoͤrt ganz hierher. Der Heber, der aus einer gebognen Roͤhre beſteht, ſoll gewoͤhnlich nur dazu dienen, die Fluͤſſigkeit uͤber eine geringe Hoͤhe hinuͤber zu heben, zum Beiſpiel den Wein eines ruhig liegenden Faſſes durch das oben liegende Spundloch abzuzapfen. Wenn man (Fig. 127) am Ende A des Hebers ſaugt, oder, wo das nicht hinreichte, durch andre Mittel die Luft verduͤnnt, ſo treibt der Druck der Luft die Fluͤſſigkeit, welche das Ende B bedeckt, in der Roͤhre hinauf, und die ganze Roͤhre fuͤllt ſich bis an A mit jener Fluͤſſigkeit; laͤßt man nun die Oeffnung A frei, ſo wird allemal, wenn ſie tiefer als die Oberflaͤche CD liegt, die Fluͤſſigkeit aus- laufen. Es wuͤrde naͤmlich Ruhe ſtatt finden, wenn die Roͤhre auch bei A in eben jener Fluͤſſigkeit eingetaucht waͤre, und dieſe bis an EF reichte; bei geringerm Gegendrucke von außen findet das Ausſtroͤmen ſtatt, und dauert fort, bis in CD die Oberflaͤche ſo tief als die Oeffnung A geſunken iſt, oder wenn die Fluͤſſigkeit in der Gegend EF ſteigt, bis beide Oberflaͤchen gleich hoch ſind.
Daß der Heber nicht uͤber 32 Fuß hoch das Waſſer heben kann, verſteht ſich von ſelbſt, da der Druck der Luft kein hoͤheres Heben geſtattet, und ebenſo erhellet, daß man das Waſſer vermittelſt des Hebers nie an einem hoͤhern Puncte, als die Oberflaͤche des Waſſers CD iſt, zum Ausfließen bringen kann, ſondern daß der Zweck nur der ſein darf, das Waſſer uͤber ein zwiſchenliegendes Hinderniß weg, zu einem tiefern Puncte zu leiten.
Der Heber hat zu manchen kleinen Scherz-Experimenten Anlaß gegeben. Bringt man naͤmlich den Heber ſo an, daß er (Fig. 128.) in der Saͤule AB verborgen liegt, ſo kann, ſo lange das Gefaͤß noch nicht bis an CD gefuͤllt iſt, gar kein Ausfließen ſtatt finden; fuͤllt man aber das Gefaͤß bis uͤber CD und hindert durch den an die Oeffnung A gehaltenen Finger den Ausfluß, ſo bleibt das Gefaͤß gefuͤllt, leert ſich aber
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbn="237"facs="#f0259"/>ſteigt bei der Erweiterung der Bruſthoͤhle die Fluͤſſigkeit, in welche<lb/>
die Saugeroͤhre eingetaucht iſt, durch den Druck der Luft herauf.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Der Heber</hi>.</head><lb/><p>Auch der Heber gehoͤrt ganz hierher. Der Heber, der<lb/>
aus einer gebognen Roͤhre beſteht, ſoll gewoͤhnlich nur dazu<lb/>
dienen, die Fluͤſſigkeit uͤber eine geringe Hoͤhe hinuͤber zu heben,<lb/>
zum Beiſpiel den Wein eines ruhig liegenden Faſſes durch das<lb/>
oben liegende Spundloch abzuzapfen. Wenn man (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 127</hi></hi>)<lb/>
am Ende <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> des Hebers ſaugt, oder, wo das nicht hinreichte,<lb/>
durch andre Mittel die Luft verduͤnnt, ſo treibt der Druck der<lb/>
Luft die Fluͤſſigkeit, welche das Ende <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> bedeckt, in der Roͤhre<lb/>
hinauf, und die ganze Roͤhre fuͤllt ſich bis an <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> mit jener<lb/>
Fluͤſſigkeit; laͤßt man nun die Oeffnung <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> frei, ſo wird allemal,<lb/>
wenn ſie tiefer als die Oberflaͤche <hirendition="#aq"><hirendition="#b">CD</hi></hi> liegt, die Fluͤſſigkeit aus-<lb/>
laufen. Es wuͤrde naͤmlich Ruhe ſtatt finden, wenn die Roͤhre<lb/>
auch bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> in eben jener Fluͤſſigkeit eingetaucht waͤre, und<lb/>
dieſe bis an <hirendition="#aq"><hirendition="#b">EF</hi></hi> reichte; bei geringerm Gegendrucke von außen<lb/>
findet das Ausſtroͤmen ſtatt, und dauert fort, bis in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">CD</hi></hi> die<lb/>
Oberflaͤche ſo tief als die Oeffnung <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> geſunken iſt, oder wenn<lb/>
die Fluͤſſigkeit in der Gegend <hirendition="#aq"><hirendition="#b">EF</hi></hi>ſteigt, bis beide Oberflaͤchen<lb/>
gleich hoch ſind.</p><lb/><p>Daß der Heber nicht uͤber 32 Fuß hoch das Waſſer heben<lb/>
kann, verſteht ſich von ſelbſt, da der Druck der Luft kein<lb/>
hoͤheres Heben geſtattet, und ebenſo erhellet, daß man das<lb/>
Waſſer vermittelſt des Hebers nie an einem hoͤhern Puncte,<lb/>
als die Oberflaͤche des Waſſers <hirendition="#aq"><hirendition="#b">CD</hi></hi> iſt, zum Ausfließen bringen<lb/>
kann, ſondern daß der Zweck nur der ſein darf, das Waſſer<lb/>
uͤber ein zwiſchenliegendes Hinderniß weg, zu einem tiefern Puncte<lb/>
zu leiten.</p><lb/><p>Der Heber hat zu manchen kleinen Scherz-Experimenten<lb/>
Anlaß gegeben. Bringt man naͤmlich den Heber ſo an, daß<lb/>
er (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 128.</hi></hi>) in der Saͤule <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> verborgen liegt, ſo kann,<lb/>ſo lange das Gefaͤß noch nicht bis an <hirendition="#aq"><hirendition="#b">CD</hi></hi> gefuͤllt iſt, gar kein<lb/>
Ausfließen ſtatt finden; fuͤllt man aber das Gefaͤß bis uͤber<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#b">CD</hi></hi> und hindert durch den an die Oeffnung <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> gehaltenen<lb/>
Finger den Ausfluß, ſo bleibt das Gefaͤß gefuͤllt, leert ſich aber<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[237/0259]
ſteigt bei der Erweiterung der Bruſthoͤhle die Fluͤſſigkeit, in welche
die Saugeroͤhre eingetaucht iſt, durch den Druck der Luft herauf.
Der Heber.
Auch der Heber gehoͤrt ganz hierher. Der Heber, der
aus einer gebognen Roͤhre beſteht, ſoll gewoͤhnlich nur dazu
dienen, die Fluͤſſigkeit uͤber eine geringe Hoͤhe hinuͤber zu heben,
zum Beiſpiel den Wein eines ruhig liegenden Faſſes durch das
oben liegende Spundloch abzuzapfen. Wenn man (Fig. 127)
am Ende A des Hebers ſaugt, oder, wo das nicht hinreichte,
durch andre Mittel die Luft verduͤnnt, ſo treibt der Druck der
Luft die Fluͤſſigkeit, welche das Ende B bedeckt, in der Roͤhre
hinauf, und die ganze Roͤhre fuͤllt ſich bis an A mit jener
Fluͤſſigkeit; laͤßt man nun die Oeffnung A frei, ſo wird allemal,
wenn ſie tiefer als die Oberflaͤche CD liegt, die Fluͤſſigkeit aus-
laufen. Es wuͤrde naͤmlich Ruhe ſtatt finden, wenn die Roͤhre
auch bei A in eben jener Fluͤſſigkeit eingetaucht waͤre, und
dieſe bis an EF reichte; bei geringerm Gegendrucke von außen
findet das Ausſtroͤmen ſtatt, und dauert fort, bis in CD die
Oberflaͤche ſo tief als die Oeffnung A geſunken iſt, oder wenn
die Fluͤſſigkeit in der Gegend EF ſteigt, bis beide Oberflaͤchen
gleich hoch ſind.
Daß der Heber nicht uͤber 32 Fuß hoch das Waſſer heben
kann, verſteht ſich von ſelbſt, da der Druck der Luft kein
hoͤheres Heben geſtattet, und ebenſo erhellet, daß man das
Waſſer vermittelſt des Hebers nie an einem hoͤhern Puncte,
als die Oberflaͤche des Waſſers CD iſt, zum Ausfließen bringen
kann, ſondern daß der Zweck nur der ſein darf, das Waſſer
uͤber ein zwiſchenliegendes Hinderniß weg, zu einem tiefern Puncte
zu leiten.
Der Heber hat zu manchen kleinen Scherz-Experimenten
Anlaß gegeben. Bringt man naͤmlich den Heber ſo an, daß
er (Fig. 128.) in der Saͤule AB verborgen liegt, ſo kann,
ſo lange das Gefaͤß noch nicht bis an CD gefuͤllt iſt, gar kein
Ausfließen ſtatt finden; fuͤllt man aber das Gefaͤß bis uͤber
CD und hindert durch den an die Oeffnung A gehaltenen
Finger den Ausfluß, ſo bleibt das Gefaͤß gefuͤllt, leert ſich aber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/259>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.