Leslie's Instrument, zu Bestimmung der specifischen Gewichte.
Ein merkwürdiges neues Instrument hat Leslie auf eben diese Principien gegründet. Bei der Bestimmung des specifischen Gewichtes der Körper blieb bisher in so fern eine bedeutende Lücke übrig, als man für Körper, die nur in Pulver vorhanden sind, oder die bei dem Eintauchen in Flüssigkeiten Veränderungen erlei- den, nicht gut im Stande war, das specifische Gewicht zu fin- den. Diese Lücke auszufüllen, dient Leslie's Instrument, das (Fig. 134.) aus einer weiteren und einer engern Glasröhre besteht. Die enge Glasröhre AE ist an beiden Enden offen, und oben bei A so genau abgeschliffen, daß eine aufgelegte Glasplatte sie vollkommen luftdicht schließt. Sie muß etwa 3 Fuß lang und im obern Theile etwa 5 Linien weit von A bis B, im untern Theile 21/2 Linien weit von B bis E sein. In B befindet sich eine Scheidewand Bb, die eine enge Oeffnung und von dieser hinaufgehend das enge ganz offene Röhrchen fg hat. Wenn man zuerst diese Röhre AE, an beiden Enden offen gelassen, mit dem untern Theile bis an B in das im Gefäße M enthaltene Quecksilber taucht, so füllt sich die Röhre bis B, und der Raum AB bleibt mit Luft von natürlicher Dichtig- keit gefüllt. Man legt nun bei A die Glasplatte auf, und zieht die so oben luftdicht geschlossene Röhre langsam aus dem Quecksilber in die Höhe; dabei sinkt nun freilich das Quecksilber in der engen Röhre, aber da die aus AB durch das Röhrchen fg gegen C hin vordringende Luft sich verdünnt, so übt sie weniger Druck, als die freie Luft, aus und je mehr man die Röhre AE hervorzieht, desto höher wird die Quecksilbersäule, die man über die umgebende Ober- fläche hervorhebt. Man setze dieses Heraufziehen so lange fort bis man an der Scale, welche auf die enge Röhre aufgetragen ist, das Quecksilber im Innern der Röhre genau halb so viele Zolle und Linien über dem äußern Quecksilber findet, als die Barometerhöhe zu der Zeit beträgt, und bemerke den Punct D, wo dieses statt fin- det. Die Röhre wird nun wieder hinabgelassen, die Glasplatte abge- nommen und der zu untersuchende Körper, Kohlenpulver zum Bei- spiel, in den obern Theil AB gethan, wobei man achtsam sein muß, daß die enge Röhre nicht durch hineinkommenden Staub verunrei-
Leslie's Inſtrument, zu Beſtimmung der ſpecifiſchen Gewichte.
Ein merkwuͤrdiges neues Inſtrument hat Leslie auf eben dieſe Principien gegruͤndet. Bei der Beſtimmung des ſpecifiſchen Gewichtes der Koͤrper blieb bisher in ſo fern eine bedeutende Luͤcke uͤbrig, als man fuͤr Koͤrper, die nur in Pulver vorhanden ſind, oder die bei dem Eintauchen in Fluͤſſigkeiten Veraͤnderungen erlei- den, nicht gut im Stande war, das ſpecifiſche Gewicht zu fin- den. Dieſe Luͤcke auszufuͤllen, dient Leslie's Inſtrument, das (Fig. 134.) aus einer weiteren und einer engern Glasroͤhre beſteht. Die enge Glasroͤhre AE iſt an beiden Enden offen, und oben bei A ſo genau abgeſchliffen, daß eine aufgelegte Glasplatte ſie vollkommen luftdicht ſchließt. Sie muß etwa 3 Fuß lang und im obern Theile etwa 5 Linien weit von A bis B, im untern Theile 2½ Linien weit von B bis E ſein. In B befindet ſich eine Scheidewand Bb, die eine enge Oeffnung und von dieſer hinaufgehend das enge ganz offene Roͤhrchen fg hat. Wenn man zuerſt dieſe Roͤhre AE, an beiden Enden offen gelaſſen, mit dem untern Theile bis an B in das im Gefaͤße M enthaltene Queckſilber taucht, ſo fuͤllt ſich die Roͤhre bis B, und der Raum AB bleibt mit Luft von natuͤrlicher Dichtig- keit gefuͤllt. Man legt nun bei A die Glasplatte auf, und zieht die ſo oben luftdicht geſchloſſene Roͤhre langſam aus dem Queckſilber in die Hoͤhe; dabei ſinkt nun freilich das Queckſilber in der engen Roͤhre, aber da die aus AB durch das Roͤhrchen fg gegen C hin vordringende Luft ſich verduͤnnt, ſo uͤbt ſie weniger Druck, als die freie Luft, aus und je mehr man die Roͤhre AE hervorzieht, deſto hoͤher wird die Queckſilberſaͤule, die man uͤber die umgebende Ober- flaͤche hervorhebt. Man ſetze dieſes Heraufziehen ſo lange fort bis man an der Scale, welche auf die enge Roͤhre aufgetragen iſt, das Queckſilber im Innern der Roͤhre genau halb ſo viele Zolle und Linien uͤber dem aͤußern Queckſilber findet, als die Barometerhoͤhe zu der Zeit betraͤgt, und bemerke den Punct D, wo dieſes ſtatt fin- det. Die Roͤhre wird nun wieder hinabgelaſſen, die Glasplatte abge- nommen und der zu unterſuchende Koͤrper, Kohlenpulver zum Bei- ſpiel, in den obern Theil AB gethan, wobei man achtſam ſein muß, daß die enge Roͤhre nicht durch hineinkommenden Staub verunrei-
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Leslie's Inſtrument, zu Beſtimmung der ſpecifiſchen
Gewichte.
Ein merkwuͤrdiges neues Inſtrument hat Leslie auf eben
dieſe Principien gegruͤndet. Bei der Beſtimmung des ſpecifiſchen
Gewichtes der Koͤrper blieb bisher in ſo fern eine bedeutende Luͤcke
uͤbrig, als man fuͤr Koͤrper, die nur in Pulver vorhanden ſind,
oder die bei dem Eintauchen in Fluͤſſigkeiten Veraͤnderungen erlei-
den, nicht gut im Stande war, das ſpecifiſche Gewicht zu fin-
den. Dieſe Luͤcke auszufuͤllen, dient Leslie's Inſtrument, das
(Fig. 134.) aus einer weiteren und einer engern Glasroͤhre beſteht.
Die enge Glasroͤhre AE iſt an beiden Enden offen, und oben bei A
ſo genau abgeſchliffen, daß eine aufgelegte Glasplatte ſie vollkommen
luftdicht ſchließt. Sie muß etwa 3 Fuß lang und im obern Theile
etwa 5 Linien weit von A bis B, im untern Theile 2½ Linien weit
von B bis E ſein. In B befindet ſich eine Scheidewand Bb, die
eine enge Oeffnung und von dieſer hinaufgehend das enge ganz
offene Roͤhrchen fg hat. Wenn man zuerſt dieſe Roͤhre AE, an
beiden Enden offen gelaſſen, mit dem untern Theile bis an B in das
im Gefaͤße M enthaltene Queckſilber taucht, ſo fuͤllt ſich die Roͤhre
bis B, und der Raum AB bleibt mit Luft von natuͤrlicher Dichtig-
keit gefuͤllt. Man legt nun bei A die Glasplatte auf, und zieht
die ſo oben luftdicht geſchloſſene Roͤhre langſam aus dem Queckſilber
in die Hoͤhe; dabei ſinkt nun freilich das Queckſilber in der engen
Roͤhre, aber da die aus AB durch das Roͤhrchen fg gegen C hin
vordringende Luft ſich verduͤnnt, ſo uͤbt ſie weniger Druck, als die
freie Luft, aus und je mehr man die Roͤhre AE hervorzieht, deſto
hoͤher wird die Queckſilberſaͤule, die man uͤber die umgebende Ober-
flaͤche hervorhebt. Man ſetze dieſes Heraufziehen ſo lange fort bis
man an der Scale, welche auf die enge Roͤhre aufgetragen iſt, das
Queckſilber im Innern der Roͤhre genau halb ſo viele Zolle und
Linien uͤber dem aͤußern Queckſilber findet, als die Barometerhoͤhe
zu der Zeit betraͤgt, und bemerke den Punct D, wo dieſes ſtatt fin-
det. Die Roͤhre wird nun wieder hinabgelaſſen, die Glasplatte abge-
nommen und der zu unterſuchende Koͤrper, Kohlenpulver zum Bei-
ſpiel, in den obern Theil AB gethan, wobei man achtſam ſein muß,
daß die enge Roͤhre nicht durch hineinkommenden Staub verunrei-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/256>, abgerufen am 16.02.2025.
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