wenn der Druck der Luft sich schon um etwas mehr geändert hat. Die zweite Art von Barometern, das Heberbarometer (Fig. 118.), ist in manchen Hinsichten bequemer, aber nicht ganz so empfindlich. Es besteht aus einer gekrümmten, oben bei c luftleeren Röhre, wo der Druck der Luft auf die Oberfläche des Quecksilbers im kür- zern, offenen Schenkel, bei B wirkt, und das Quecksilber im län- gern Schenkel so hoch erhält, als es dem jedesmaligen Luftdrucke angemessen ist. Es ist nicht ganz so empfindlich, als das aus einer graden Röhre bestehende Gefäßbarometer, weil der Wider- stand, den das Quecksilber in der Krümmung der Röhre findet, immer etwas erheblicher ist.
In beiden Arten von Barometern muß der Raum oberhalb der höchsten Quecksilberfläche völlig luftleer sein, damit diese Ober- fläche im vollkommensten Sinne frei von allem Drucke der Luft sei, und die Höhe der Quecksilbersäule, welche von der untern Oberfläche B an, vertical hinauf gemessen wird, den völligen Druck der äußern Luft angebe. Um diese vollkommene Luftleere zu er- halten, muß man das Quecksilber in der Röhre auskochen, indem die Erfahrung zeigt, daß sich immer Luft aus dem nicht ausge- kochten Quecksilber entwickelt, selbst wenn man so glücklich gewe- sen ist, die Röhre so zu füllen, daß kein sichtbares Bläschen übrig blieb; diese im Quecksilber enthaltene Luft wird, so wie die noch etwa anhängenden feinen Bläschen, nur dann völlig entfernt, wenn man die ganze Quecksilbermasse in der Röhre selbst, ehe man diese in ihre umgekehrte Stellung gebracht hat, auskocht, indem dann die durch die Hitze ausgedehnte Luft völlig ausgetrieben wird. Daß der Zweck, eine völlige Luftleere zu erhalten, wirklich er- reicht sei, davon kann man sich ziemlich sicher überzeugen, wenn man das Barometer so weit auf die Seite lehnt, daß das Queck- silber sich oben anlegt, und dann mit dem Microscope untersucht, ob gar nichts von einem Bläschen oben übrig bleibt, sondern das Quecksilber sich ohne den geringsten Zwischenraum an das Glas anlegt.
Ein zweites Erforderniß ist, daß die neben der Röhre ange- brachte Scale nach einem genauen Maaße getheilt sei. Wir wollen in den meisten Fällen nicht das Steigen oder Fallen unseres Baro- meters allein beobachten, sondern wir wollen unsre Beobachtungen
wenn der Druck der Luft ſich ſchon um etwas mehr geaͤndert hat. Die zweite Art von Barometern, das Heberbarometer (Fig. 118.), iſt in manchen Hinſichten bequemer, aber nicht ganz ſo empfindlich. Es beſteht aus einer gekruͤmmten, oben bei c luftleeren Roͤhre, wo der Druck der Luft auf die Oberflaͤche des Queckſilbers im kuͤr- zern, offenen Schenkel, bei B wirkt, und das Queckſilber im laͤn- gern Schenkel ſo hoch erhaͤlt, als es dem jedesmaligen Luftdrucke angemeſſen iſt. Es iſt nicht ganz ſo empfindlich, als das aus einer graden Roͤhre beſtehende Gefaͤßbarometer, weil der Wider- ſtand, den das Queckſilber in der Kruͤmmung der Roͤhre findet, immer etwas erheblicher iſt.
In beiden Arten von Barometern muß der Raum oberhalb der hoͤchſten Queckſilberflaͤche voͤllig luftleer ſein, damit dieſe Ober- flaͤche im vollkommenſten Sinne frei von allem Drucke der Luft ſei, und die Hoͤhe der Queckſilberſaͤule, welche von der untern Oberflaͤche B an, vertical hinauf gemeſſen wird, den voͤlligen Druck der aͤußern Luft angebe. Um dieſe vollkommene Luftleere zu er- halten, muß man das Queckſilber in der Roͤhre auskochen, indem die Erfahrung zeigt, daß ſich immer Luft aus dem nicht ausge- kochten Queckſilber entwickelt, ſelbſt wenn man ſo gluͤcklich gewe- ſen iſt, die Roͤhre ſo zu fuͤllen, daß kein ſichtbares Blaͤschen uͤbrig blieb; dieſe im Queckſilber enthaltene Luft wird, ſo wie die noch etwa anhaͤngenden feinen Blaͤschen, nur dann voͤllig entfernt, wenn man die ganze Queckſilbermaſſe in der Roͤhre ſelbſt, ehe man dieſe in ihre umgekehrte Stellung gebracht hat, auskocht, indem dann die durch die Hitze ausgedehnte Luft voͤllig ausgetrieben wird. Daß der Zweck, eine voͤllige Luftleere zu erhalten, wirklich er- reicht ſei, davon kann man ſich ziemlich ſicher uͤberzeugen, wenn man das Barometer ſo weit auf die Seite lehnt, daß das Queck- ſilber ſich oben anlegt, und dann mit dem Microſcope unterſucht, ob gar nichts von einem Blaͤschen oben uͤbrig bleibt, ſondern das Queckſilber ſich ohne den geringſten Zwiſchenraum an das Glas anlegt.
Ein zweites Erforderniß iſt, daß die neben der Roͤhre ange- brachte Scale nach einem genauen Maaße getheilt ſei. Wir wollen in den meiſten Faͤllen nicht das Steigen oder Fallen unſeres Baro- meters allein beobachten, ſondern wir wollen unſre Beobachtungen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0230"n="208"/>
wenn der Druck der Luft ſich ſchon um etwas mehr geaͤndert hat.<lb/>
Die zweite Art von Barometern, das Heberbarometer (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 118.</hi></hi>),<lb/>
iſt in manchen Hinſichten bequemer, aber nicht ganz ſo empfindlich.<lb/>
Es beſteht aus einer gekruͤmmten, oben bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">c</hi></hi> luftleeren Roͤhre, wo<lb/>
der Druck der Luft auf die Oberflaͤche des Queckſilbers im kuͤr-<lb/>
zern, offenen Schenkel, bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> wirkt, und das Queckſilber im laͤn-<lb/>
gern Schenkel ſo hoch erhaͤlt, als es dem jedesmaligen Luftdrucke<lb/>
angemeſſen iſt. Es iſt nicht ganz ſo empfindlich, als das aus<lb/>
einer graden Roͤhre beſtehende Gefaͤßbarometer, weil der Wider-<lb/>ſtand, den das Queckſilber in der Kruͤmmung der Roͤhre findet,<lb/>
immer etwas erheblicher iſt.</p><lb/><p>In beiden Arten von Barometern muß der Raum oberhalb<lb/>
der hoͤchſten Queckſilberflaͤche voͤllig luftleer ſein, damit dieſe Ober-<lb/>
flaͤche im vollkommenſten Sinne frei von allem Drucke der Luft<lb/>ſei, und die Hoͤhe der Queckſilberſaͤule, welche von der untern<lb/>
Oberflaͤche <hirendition="#aq"><hirendition="#b">B</hi></hi> an, vertical hinauf gemeſſen wird, den voͤlligen Druck<lb/>
der aͤußern Luft angebe. Um dieſe vollkommene Luftleere zu er-<lb/>
halten, muß man das Queckſilber in der Roͤhre auskochen, indem<lb/>
die Erfahrung zeigt, daß ſich immer Luft aus dem nicht ausge-<lb/>
kochten Queckſilber entwickelt, ſelbſt wenn man ſo gluͤcklich gewe-<lb/>ſen iſt, die Roͤhre ſo zu fuͤllen, daß kein ſichtbares Blaͤschen uͤbrig<lb/>
blieb; dieſe im Queckſilber enthaltene Luft wird, ſo wie die noch<lb/>
etwa anhaͤngenden feinen Blaͤschen, nur dann voͤllig entfernt, wenn<lb/>
man die ganze Queckſilbermaſſe in der Roͤhre ſelbſt, ehe man<lb/>
dieſe in ihre umgekehrte Stellung gebracht hat, auskocht, indem<lb/>
dann die durch die Hitze ausgedehnte Luft voͤllig ausgetrieben wird.<lb/>
Daß der Zweck, eine voͤllige Luftleere zu erhalten, wirklich er-<lb/>
reicht ſei, davon kann man ſich ziemlich ſicher uͤberzeugen, wenn<lb/>
man das Barometer ſo weit auf die Seite lehnt, daß das Queck-<lb/>ſilber ſich oben anlegt, und dann mit dem Microſcope unterſucht,<lb/>
ob gar nichts von einem Blaͤschen oben uͤbrig bleibt, ſondern das<lb/>
Queckſilber ſich ohne den geringſten Zwiſchenraum an das Glas<lb/>
anlegt.</p><lb/><p>Ein zweites Erforderniß iſt, daß die neben der Roͤhre ange-<lb/>
brachte Scale nach einem genauen Maaße getheilt ſei. Wir wollen<lb/>
in den meiſten Faͤllen nicht das Steigen oder Fallen unſeres Baro-<lb/>
meters allein beobachten, ſondern wir wollen unſre Beobachtungen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[208/0230]
wenn der Druck der Luft ſich ſchon um etwas mehr geaͤndert hat.
Die zweite Art von Barometern, das Heberbarometer (Fig. 118.),
iſt in manchen Hinſichten bequemer, aber nicht ganz ſo empfindlich.
Es beſteht aus einer gekruͤmmten, oben bei c luftleeren Roͤhre, wo
der Druck der Luft auf die Oberflaͤche des Queckſilbers im kuͤr-
zern, offenen Schenkel, bei B wirkt, und das Queckſilber im laͤn-
gern Schenkel ſo hoch erhaͤlt, als es dem jedesmaligen Luftdrucke
angemeſſen iſt. Es iſt nicht ganz ſo empfindlich, als das aus
einer graden Roͤhre beſtehende Gefaͤßbarometer, weil der Wider-
ſtand, den das Queckſilber in der Kruͤmmung der Roͤhre findet,
immer etwas erheblicher iſt.
In beiden Arten von Barometern muß der Raum oberhalb
der hoͤchſten Queckſilberflaͤche voͤllig luftleer ſein, damit dieſe Ober-
flaͤche im vollkommenſten Sinne frei von allem Drucke der Luft
ſei, und die Hoͤhe der Queckſilberſaͤule, welche von der untern
Oberflaͤche B an, vertical hinauf gemeſſen wird, den voͤlligen Druck
der aͤußern Luft angebe. Um dieſe vollkommene Luftleere zu er-
halten, muß man das Queckſilber in der Roͤhre auskochen, indem
die Erfahrung zeigt, daß ſich immer Luft aus dem nicht ausge-
kochten Queckſilber entwickelt, ſelbſt wenn man ſo gluͤcklich gewe-
ſen iſt, die Roͤhre ſo zu fuͤllen, daß kein ſichtbares Blaͤschen uͤbrig
blieb; dieſe im Queckſilber enthaltene Luft wird, ſo wie die noch
etwa anhaͤngenden feinen Blaͤschen, nur dann voͤllig entfernt, wenn
man die ganze Queckſilbermaſſe in der Roͤhre ſelbſt, ehe man
dieſe in ihre umgekehrte Stellung gebracht hat, auskocht, indem
dann die durch die Hitze ausgedehnte Luft voͤllig ausgetrieben wird.
Daß der Zweck, eine voͤllige Luftleere zu erhalten, wirklich er-
reicht ſei, davon kann man ſich ziemlich ſicher uͤberzeugen, wenn
man das Barometer ſo weit auf die Seite lehnt, daß das Queck-
ſilber ſich oben anlegt, und dann mit dem Microſcope unterſucht,
ob gar nichts von einem Blaͤschen oben uͤbrig bleibt, ſondern das
Queckſilber ſich ohne den geringſten Zwiſchenraum an das Glas
anlegt.
Ein zweites Erforderniß iſt, daß die neben der Roͤhre ange-
brachte Scale nach einem genauen Maaße getheilt ſei. Wir wollen
in den meiſten Faͤllen nicht das Steigen oder Fallen unſeres Baro-
meters allein beobachten, ſondern wir wollen unſre Beobachtungen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/230>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.