Die Luft hat also diejenige Dichtigkeit, welche sie irgendwo besitzt, vermöge eines gewissen Druckes, und wenn wir auch für jetzt von den Veränderungen im Zustande der Erwärmung absehen, so kann doch von einer bestimmten Dichtigkeit der Luft nur so fern, als sie einen gewissen Druck leidet, die Rede sein. Auch die uns im Freien überall umgebende Luft hat also die Dichtigkeit, welche sie besitzt, durch irgend einen Druck, und das kann offenbar kein andrer sein, als derjenige, den die über uns befindliche Luft auf die untern Schichten ausübt. Dies überzeugt uns, daß die Luft schwer ist, welches sich auch durch andre Versuche und Erfahrungen noch mehr bestätiget.
Um diesen Druck der Luft näher kennen zu lernen und end- lich zur Abmessung desselben zu gelangen, wollen wir einen Versuch näher ins Auge fassen, der sich uns leicht darbietet und den jeder von Ihnen gewiß schon oft zu wiederholen Gelegenheit gefunden hat. Wir nehmen ein hohes Gefäß, ein Glas oder eine am einen Ende verschlossene Röhre AB, lassen dieses Gefäß, ganz unter Wasser getaucht, sich mit Wasser füllen, und bringen nun die offene Mündung zu unterst, um so das mit Wasser gefüllte Gefäß mit dem geschlossenen Ende aus der umgebenden Wasserfläche her- vorzuheben, während die Mündung unter Wasser bleibt; dann finden wir, daß wir so eine Wassersäule von bedeutender Höhe über die Oberfläche des Wassers hervorheben können. Diese Was- sersäule AB (Fig. 116.) drückt doch gewiß in B auf die mit der umgebenden Oberfläche CD gleich hoch liegenden Wassertheilchen, und das Gleichgewicht könnte nicht bestehen, wenn nicht ein an- drer Druck auf CD dem Drucke jener Wassersäule das Gleichge- wicht hielte; aber dieser Druck kann kein andrer als der sein, welchen die Luft ausübt. Wenn das Gefäß AB keine sehr große Höhe hat, so erhält es sich ganz gefüllt, weil dann der Druck der Wassersäule AB noch lange nicht dem ganzen Drucke der At- mosphäre gleich ist; aber dies muß offenbar seine Grenze haben. Um diese zu finden, wollen wir einige andre Versuche unterneh- men. Es sei (Fig. 117.) eine sehr lange Röhre AB mit ihrem einen Ende in Wasser getaucht; ein dicht schließender Kolben C
Druck der Luft. Barometer.
Die Luft hat alſo diejenige Dichtigkeit, welche ſie irgendwo beſitzt, vermoͤge eines gewiſſen Druckes, und wenn wir auch fuͤr jetzt von den Veraͤnderungen im Zuſtande der Erwaͤrmung abſehen, ſo kann doch von einer beſtimmten Dichtigkeit der Luft nur ſo fern, als ſie einen gewiſſen Druck leidet, die Rede ſein. Auch die uns im Freien uͤberall umgebende Luft hat alſo die Dichtigkeit, welche ſie beſitzt, durch irgend einen Druck, und das kann offenbar kein andrer ſein, als derjenige, den die uͤber uns befindliche Luft auf die untern Schichten ausuͤbt. Dies uͤberzeugt uns, daß die Luft ſchwer iſt, welches ſich auch durch andre Verſuche und Erfahrungen noch mehr beſtaͤtiget.
Um dieſen Druck der Luft naͤher kennen zu lernen und end- lich zur Abmeſſung deſſelben zu gelangen, wollen wir einen Verſuch naͤher ins Auge faſſen, der ſich uns leicht darbietet und den jeder von Ihnen gewiß ſchon oft zu wiederholen Gelegenheit gefunden hat. Wir nehmen ein hohes Gefaͤß, ein Glas oder eine am einen Ende verſchloſſene Roͤhre AB, laſſen dieſes Gefaͤß, ganz unter Waſſer getaucht, ſich mit Waſſer fuͤllen, und bringen nun die offene Muͤndung zu unterſt, um ſo das mit Waſſer gefuͤllte Gefaͤß mit dem geſchloſſenen Ende aus der umgebenden Waſſerflaͤche her- vorzuheben, waͤhrend die Muͤndung unter Waſſer bleibt; dann finden wir, daß wir ſo eine Waſſerſaͤule von bedeutender Hoͤhe uͤber die Oberflaͤche des Waſſers hervorheben koͤnnen. Dieſe Waſ- ſerſaͤule AB (Fig. 116.) druͤckt doch gewiß in B auf die mit der umgebenden Oberflaͤche CD gleich hoch liegenden Waſſertheilchen, und das Gleichgewicht koͤnnte nicht beſtehen, wenn nicht ein an- drer Druck auf CD dem Drucke jener Waſſerſaͤule das Gleichge- wicht hielte; aber dieſer Druck kann kein andrer als der ſein, welchen die Luft ausuͤbt. Wenn das Gefaͤß AB keine ſehr große Hoͤhe hat, ſo erhaͤlt es ſich ganz gefuͤllt, weil dann der Druck der Waſſerſaͤule AB noch lange nicht dem ganzen Drucke der At- moſphaͤre gleich iſt; aber dies muß offenbar ſeine Grenze haben. Um dieſe zu finden, wollen wir einige andre Verſuche unterneh- men. Es ſei (Fig. 117.) eine ſehr lange Roͤhre AB mit ihrem einen Ende in Waſſer getaucht; ein dicht ſchließender Kolben C
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Druck der Luft. Barometer.
Die Luft hat alſo diejenige Dichtigkeit, welche ſie irgendwo
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jetzt von den Veraͤnderungen im Zuſtande der Erwaͤrmung abſehen,
ſo kann doch von einer beſtimmten Dichtigkeit der Luft nur ſo fern,
als ſie einen gewiſſen Druck leidet, die Rede ſein. Auch die uns
im Freien uͤberall umgebende Luft hat alſo die Dichtigkeit, welche
ſie beſitzt, durch irgend einen Druck, und das kann offenbar kein
andrer ſein, als derjenige, den die uͤber uns befindliche Luft auf
die untern Schichten ausuͤbt. Dies uͤberzeugt uns, daß die Luft
ſchwer iſt, welches ſich auch durch andre Verſuche und Erfahrungen
noch mehr beſtaͤtiget.
Um dieſen Druck der Luft naͤher kennen zu lernen und end-
lich zur Abmeſſung deſſelben zu gelangen, wollen wir einen Verſuch
naͤher ins Auge faſſen, der ſich uns leicht darbietet und den jeder
von Ihnen gewiß ſchon oft zu wiederholen Gelegenheit gefunden
hat. Wir nehmen ein hohes Gefaͤß, ein Glas oder eine am einen
Ende verſchloſſene Roͤhre AB, laſſen dieſes Gefaͤß, ganz unter
Waſſer getaucht, ſich mit Waſſer fuͤllen, und bringen nun die
offene Muͤndung zu unterſt, um ſo das mit Waſſer gefuͤllte Gefaͤß
mit dem geſchloſſenen Ende aus der umgebenden Waſſerflaͤche her-
vorzuheben, waͤhrend die Muͤndung unter Waſſer bleibt; dann
finden wir, daß wir ſo eine Waſſerſaͤule von bedeutender Hoͤhe
uͤber die Oberflaͤche des Waſſers hervorheben koͤnnen. Dieſe Waſ-
ſerſaͤule AB (Fig. 116.) druͤckt doch gewiß in B auf die mit der
umgebenden Oberflaͤche CD gleich hoch liegenden Waſſertheilchen,
und das Gleichgewicht koͤnnte nicht beſtehen, wenn nicht ein an-
drer Druck auf CD dem Drucke jener Waſſerſaͤule das Gleichge-
wicht hielte; aber dieſer Druck kann kein andrer als der ſein,
welchen die Luft ausuͤbt. Wenn das Gefaͤß AB keine ſehr große
Hoͤhe hat, ſo erhaͤlt es ſich ganz gefuͤllt, weil dann der Druck
der Waſſerſaͤule AB noch lange nicht dem ganzen Drucke der At-
moſphaͤre gleich iſt; aber dies muß offenbar ſeine Grenze haben.
Um dieſe zu finden, wollen wir einige andre Verſuche unterneh-
men. Es ſei (Fig. 117.) eine ſehr lange Roͤhre AB mit ihrem
einen Ende in Waſſer getaucht; ein dicht ſchließender Kolben C
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/227>, abgerufen am 23.02.2025.
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