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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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daß man die Hände oder Füße kräftig stoßend gegen das Wasser
bewegt, und sich entweder horizontal fortrudert, oder indem man
vertical hinabwärts wirkt, den Körper höher, als es sonst geschehen
würde, über dem Wasser hervorhebt, beruht auch auf diesem Wider-
stande. Beim Fliegen der Vögel, deren Flügelschläge eben das
leisten, kömmt noch die ihren Flügeln ertheilte Einrichtung in Be-
trachtung, daß diese beim hinaufgehenden Flügelschlage eine gewölbte
und sich etwas zusammenbeugende Fläche, beim herabwärts gehen-
den Flügelschläge eine hohle und sich etwas mehr in die Breite aus-
dehnende Fläche, der Luft darbieten, also beim herabwärts
oder im horizontalen Fluge hinterwärts gehenden Flügelschlage den
meisten Widerstand leisten. Der Vogel erhält sich durch sehr schnell
auf einander folgende kleine Flügelschläge schwebend, beim Fortflie-
gen aber bedürfen manche größere Vögel nur langsam wiederholter
Flügelschläge, indem die Größe ihrer Flügelflächen, selbst ganz ru-
hend ausgespannt, nur ein sehr langsames Fallen gestatten würden.

Da wo einzelne Theile des Stromwassers einen Widerstand
leiden, an Brückenpfeilern oder ähnlichen Gegenständen aufgehalten
werden, entstehen Wirbel und Strudel. Die in ihrem Laufe auf-
gehaltenen Theilchen b, (Fig. III.) bleiben hinter den in a vorbei-
gehenden zurück, und diese nehmen daher einen gekrümmten Lauf,
so wie es die Figur zeigt, an. Da wo der Unterschied der Bewe-
gung groß genug ist, entsteht an solchen Stellen eine völlig kreisför-
mige Bewegung, wobei das Wasser, durch die Schwungkraft nach
außen gedrängt, eine trichterförmig vertiefte Oberfläche bildet. Die
schwimmenden festen Körper, die in diesen Wirbel gerathen, gleiten
auf dieser vertieften Oberfläche hinab und werden von dem Strudel
verschlungen. Da wo im Meere diese Strudel groß und dauernd
sind, werden sie durch zufällige Beengungen der Meeresströme oder
des Fluthstromes hervorgebracht, indeß sind die Nachrichten von
solchen Strudeln aus älteren Zeiten wohl meistens übertrieben.

Auch in der Luft sehen wir zuweilen solche Strudel, welche die
abgefallenen Blätter an bestimmten Stellen zusammenhäufen und
im Kreise herumführen. Die eigentlichen Wirbelwinde, die in
ihren Wirkungen so zerstörend sind und die Gegenstände, welche sie
fortgerissen haben, weit umher zerstreuen, müssen von eigenthümli-
chen Ursachen herrühren, aber die Wirkung, daß sie die Trümmer

daß man die Haͤnde oder Fuͤße kraͤftig ſtoßend gegen das Waſſer
bewegt, und ſich entweder horizontal fortrudert, oder indem man
vertical hinabwaͤrts wirkt, den Koͤrper hoͤher, als es ſonſt geſchehen
wuͤrde, uͤber dem Waſſer hervorhebt, beruht auch auf dieſem Wider-
ſtande. Beim Fliegen der Voͤgel, deren Fluͤgelſchlaͤge eben das
leiſten, koͤmmt noch die ihren Fluͤgeln ertheilte Einrichtung in Be-
trachtung, daß dieſe beim hinaufgehenden Fluͤgelſchlage eine gewoͤlbte
und ſich etwas zuſammenbeugende Flaͤche, beim herabwaͤrts gehen-
den Fluͤgelſchlaͤge eine hohle und ſich etwas mehr in die Breite aus-
dehnende Flaͤche, der Luft darbieten, alſo beim herabwaͤrts
oder im horizontalen Fluge hinterwaͤrts gehenden Fluͤgelſchlage den
meiſten Widerſtand leiſten. Der Vogel erhaͤlt ſich durch ſehr ſchnell
auf einander folgende kleine Fluͤgelſchlaͤge ſchwebend, beim Fortflie-
gen aber beduͤrfen manche groͤßere Voͤgel nur langſam wiederholter
Fluͤgelſchlaͤge, indem die Groͤße ihrer Fluͤgelflaͤchen, ſelbſt ganz ru-
hend ausgeſpannt, nur ein ſehr langſames Fallen geſtatten wuͤrden.

Da wo einzelne Theile des Stromwaſſers einen Widerſtand
leiden, an Bruͤckenpfeilern oder aͤhnlichen Gegenſtaͤnden aufgehalten
werden, entſtehen Wirbel und Strudel. Die in ihrem Laufe auf-
gehaltenen Theilchen b, (Fig. III.) bleiben hinter den in a vorbei-
gehenden zuruͤck, und dieſe nehmen daher einen gekruͤmmten Lauf,
ſo wie es die Figur zeigt, an. Da wo der Unterſchied der Bewe-
gung groß genug iſt, entſteht an ſolchen Stellen eine voͤllig kreisfoͤr-
mige Bewegung, wobei das Waſſer, durch die Schwungkraft nach
außen gedraͤngt, eine trichterfoͤrmig vertiefte Oberflaͤche bildet. Die
ſchwimmenden feſten Koͤrper, die in dieſen Wirbel gerathen, gleiten
auf dieſer vertieften Oberflaͤche hinab und werden von dem Strudel
verſchlungen. Da wo im Meere dieſe Strudel groß und dauernd
ſind, werden ſie durch zufaͤllige Beengungen der Meeresſtroͤme oder
des Fluthſtromes hervorgebracht, indeß ſind die Nachrichten von
ſolchen Strudeln aus aͤlteren Zeiten wohl meiſtens uͤbertrieben.

Auch in der Luft ſehen wir zuweilen ſolche Strudel, welche die
abgefallenen Blaͤtter an beſtimmten Stellen zuſammenhaͤufen und
im Kreiſe herumfuͤhren. Die eigentlichen Wirbelwinde, die in
ihren Wirkungen ſo zerſtoͤrend ſind und die Gegenſtaͤnde, welche ſie
fortgeriſſen haben, weit umher zerſtreuen, muͤſſen von eigenthuͤmli-
chen Urſachen herruͤhren, aber die Wirkung, daß ſie die Truͤmmer

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[198/0220] daß man die Haͤnde oder Fuͤße kraͤftig ſtoßend gegen das Waſſer bewegt, und ſich entweder horizontal fortrudert, oder indem man vertical hinabwaͤrts wirkt, den Koͤrper hoͤher, als es ſonſt geſchehen wuͤrde, uͤber dem Waſſer hervorhebt, beruht auch auf dieſem Wider- ſtande. Beim Fliegen der Voͤgel, deren Fluͤgelſchlaͤge eben das leiſten, koͤmmt noch die ihren Fluͤgeln ertheilte Einrichtung in Be- trachtung, daß dieſe beim hinaufgehenden Fluͤgelſchlage eine gewoͤlbte und ſich etwas zuſammenbeugende Flaͤche, beim herabwaͤrts gehen- den Fluͤgelſchlaͤge eine hohle und ſich etwas mehr in die Breite aus- dehnende Flaͤche, der Luft darbieten, alſo beim herabwaͤrts oder im horizontalen Fluge hinterwaͤrts gehenden Fluͤgelſchlage den meiſten Widerſtand leiſten. Der Vogel erhaͤlt ſich durch ſehr ſchnell auf einander folgende kleine Fluͤgelſchlaͤge ſchwebend, beim Fortflie- gen aber beduͤrfen manche groͤßere Voͤgel nur langſam wiederholter Fluͤgelſchlaͤge, indem die Groͤße ihrer Fluͤgelflaͤchen, ſelbſt ganz ru- hend ausgeſpannt, nur ein ſehr langſames Fallen geſtatten wuͤrden. Da wo einzelne Theile des Stromwaſſers einen Widerſtand leiden, an Bruͤckenpfeilern oder aͤhnlichen Gegenſtaͤnden aufgehalten werden, entſtehen Wirbel und Strudel. Die in ihrem Laufe auf- gehaltenen Theilchen b, (Fig. III.) bleiben hinter den in a vorbei- gehenden zuruͤck, und dieſe nehmen daher einen gekruͤmmten Lauf, ſo wie es die Figur zeigt, an. Da wo der Unterſchied der Bewe- gung groß genug iſt, entſteht an ſolchen Stellen eine voͤllig kreisfoͤr- mige Bewegung, wobei das Waſſer, durch die Schwungkraft nach außen gedraͤngt, eine trichterfoͤrmig vertiefte Oberflaͤche bildet. Die ſchwimmenden feſten Koͤrper, die in dieſen Wirbel gerathen, gleiten auf dieſer vertieften Oberflaͤche hinab und werden von dem Strudel verſchlungen. Da wo im Meere dieſe Strudel groß und dauernd ſind, werden ſie durch zufaͤllige Beengungen der Meeresſtroͤme oder des Fluthſtromes hervorgebracht, indeß ſind die Nachrichten von ſolchen Strudeln aus aͤlteren Zeiten wohl meiſtens uͤbertrieben. Auch in der Luft ſehen wir zuweilen ſolche Strudel, welche die abgefallenen Blaͤtter an beſtimmten Stellen zuſammenhaͤufen und im Kreiſe herumfuͤhren. Die eigentlichen Wirbelwinde, die in ihren Wirkungen ſo zerſtoͤrend ſind und die Gegenſtaͤnde, welche ſie fortgeriſſen haben, weit umher zerſtreuen, muͤſſen von eigenthuͤmli- chen Urſachen herruͤhren, aber die Wirkung, daß ſie die Truͤmmer

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/220>, abgerufen am 22.11.2024.