dern, und dieser scheint dann nur ein Fortschieben des Oeles auf der Wasserfläche hervorzubringen. Gewiß ist wenigstens, daß durch das Oel die unzähligen kleinen Wellen, die die Oberfläche der größern Wellen zu bedecken pflegen, verschwinden, und die Wellen eine glättere Oberfläche zeigen, wodurch allerdings dem Stoße des Win- des wenigere Angriffspuncte dargeboten werden.
Unter den übrigen Beobachtungen, wozu die Wellen Veran- lassung geben, und deren viele in der Weberschen Wellenlehre mitgetheilt sind, will ich nur diejenigen noch hervorheben, welche die Zurückwerfung der Wellen von festen Gegenständen betreffen. Wenn die Welle, der noch keine andre vorangegangen ist, mit ih- rem Wellenberge, den ich hier als den vorangehenden Theil ansehe, an eine verticale Wand antrifft, so muß der Wellenberg höher an- schwellen. So lange bis der vorangehende Fuß des Wellenberges die Wand erreicht, bleibt die Welle in ihrer natürlichen Form; so- bald aber dieser an die Wand stößt, fängt eine neue zurückgehende Wellenbewegung an, und in dem Augenblicke, da der Gipfel des Wellenberges die Wand erreicht hat, ist der vordere Fußpunct so weit zurückgelaufen, daß er mit dem hinteren oder nachfolgenden Fußpuncte des Wellenberges zusammentrifft. Nehme ich also die vordere und hintere Hälfte des Wellenberges als genau gleich und jede als ein Viertel der ganzen Wellenbreite ausmachend an, so wird nun in dem einen Viertel der Wellenbreite doppelt soviel Wasser vereinigt sein, als beim ruhigen Fortgange, und der nachfolgende Fuß der Welle wird sich in der natürlichen Oberfläche des ruhenden Wassers befinden, der Wellenkopf aber doppelt so hoch angeschwollen sein. Die Figur 105. I. stellt den noch ungeänderten Fortgang der Wellen dar, in dem Augenblicke, wo der vorangehende Fuß- punct A der Welle die Wand A erreicht; in Fig. 105. IL. ist abcdef die Oberfläche in dem Augenblicke, da des zurückgehenden Wellenberges vordere Hälfte sich mit der hintern Hälfte des heran- rückenden Wellenberges vereiniget hat, eg stellt die Welle vor, wie sie ohne Zurückwerfung gewesen wäre. Da die heranrückende Welle immer gleichförmig vorwärts und die zurückgeworfene immer gleich- förmig zurückgeht, wobei die an die Wand gelangten Theile sich an die zurückgehende Welle anschließen; so ist der höchste Gipfel g (Fig. 105. III.) zurückgehend nach g gelangt, in dem Augenblicke,
dern, und dieſer ſcheint dann nur ein Fortſchieben des Oeles auf der Waſſerflaͤche hervorzubringen. Gewiß iſt wenigſtens, daß durch das Oel die unzaͤhligen kleinen Wellen, die die Oberflaͤche der groͤßern Wellen zu bedecken pflegen, verſchwinden, und die Wellen eine glaͤttere Oberflaͤche zeigen, wodurch allerdings dem Stoße des Win- des wenigere Angriffspuncte dargeboten werden.
Unter den uͤbrigen Beobachtungen, wozu die Wellen Veran- laſſung geben, und deren viele in der Weberſchen Wellenlehre mitgetheilt ſind, will ich nur diejenigen noch hervorheben, welche die Zuruͤckwerfung der Wellen von feſten Gegenſtaͤnden betreffen. Wenn die Welle, der noch keine andre vorangegangen iſt, mit ih- rem Wellenberge, den ich hier als den vorangehenden Theil anſehe, an eine verticale Wand antrifft, ſo muß der Wellenberg hoͤher an- ſchwellen. So lange bis der vorangehende Fuß des Wellenberges die Wand erreicht, bleibt die Welle in ihrer natuͤrlichen Form; ſo- bald aber dieſer an die Wand ſtoͤßt, faͤngt eine neue zuruͤckgehende Wellenbewegung an, und in dem Augenblicke, da der Gipfel des Wellenberges die Wand erreicht hat, iſt der vordere Fußpunct ſo weit zuruͤckgelaufen, daß er mit dem hinteren oder nachfolgenden Fußpuncte des Wellenberges zuſammentrifft. Nehme ich alſo die vordere und hintere Haͤlfte des Wellenberges als genau gleich und jede als ein Viertel der ganzen Wellenbreite ausmachend an, ſo wird nun in dem einen Viertel der Wellenbreite doppelt ſoviel Waſſer vereinigt ſein, als beim ruhigen Fortgange, und der nachfolgende Fuß der Welle wird ſich in der natuͤrlichen Oberflaͤche des ruhenden Waſſers befinden, der Wellenkopf aber doppelt ſo hoch angeſchwollen ſein. Die Figur 105. I. ſtellt den noch ungeaͤnderten Fortgang der Wellen dar, in dem Augenblicke, wo der vorangehende Fuß- punct A der Welle die Wand A erreicht; in Fig. 105. IL. iſt abcdef die Oberflaͤche in dem Augenblicke, da des zuruͤckgehenden Wellenberges vordere Haͤlfte ſich mit der hintern Haͤlfte des heran- ruͤckenden Wellenberges vereiniget hat, eg ſtellt die Welle vor, wie ſie ohne Zuruͤckwerfung geweſen waͤre. Da die heranruͤckende Welle immer gleichfoͤrmig vorwaͤrts und die zuruͤckgeworfene immer gleich- foͤrmig zuruͤckgeht, wobei die an die Wand gelangten Theile ſich an die zuruͤckgehende Welle anſchließen; ſo iſt der hoͤchſte Gipfel g (Fig. 105. III.) zuruͤckgehend nach g gelangt, in dem Augenblicke,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0205"n="183"/>
dern, und dieſer ſcheint dann nur ein Fortſchieben des Oeles auf<lb/>
der Waſſerflaͤche hervorzubringen. Gewiß iſt wenigſtens, daß durch<lb/>
das Oel die unzaͤhligen kleinen Wellen, die die Oberflaͤche der groͤßern<lb/>
Wellen zu bedecken pflegen, verſchwinden, und die Wellen eine<lb/>
glaͤttere Oberflaͤche zeigen, wodurch allerdings dem Stoße des Win-<lb/>
des wenigere Angriffspuncte dargeboten werden.</p><lb/><p>Unter den uͤbrigen Beobachtungen, wozu die Wellen Veran-<lb/>
laſſung geben, und deren viele in der <hirendition="#g">Weberſchen</hi> Wellenlehre<lb/>
mitgetheilt ſind, will ich nur diejenigen noch hervorheben, welche<lb/>
die Zuruͤckwerfung der Wellen von feſten Gegenſtaͤnden betreffen.<lb/>
Wenn die Welle, der noch keine andre vorangegangen iſt, mit ih-<lb/>
rem Wellenberge, den ich hier als den vorangehenden Theil anſehe,<lb/>
an eine verticale Wand antrifft, ſo muß der Wellenberg hoͤher an-<lb/>ſchwellen. So lange bis der vorangehende Fuß des Wellenberges<lb/>
die Wand erreicht, bleibt die Welle in ihrer natuͤrlichen Form; ſo-<lb/>
bald aber dieſer an die Wand ſtoͤßt, faͤngt eine neue zuruͤckgehende<lb/>
Wellenbewegung an, und in dem Augenblicke, da der Gipfel des<lb/>
Wellenberges die Wand erreicht hat, iſt der vordere Fußpunct ſo<lb/>
weit zuruͤckgelaufen, daß er mit dem hinteren oder nachfolgenden<lb/>
Fußpuncte des Wellenberges zuſammentrifft. Nehme ich alſo die<lb/>
vordere und hintere Haͤlfte des Wellenberges als genau gleich und<lb/>
jede als ein Viertel der ganzen Wellenbreite ausmachend an, ſo wird<lb/>
nun in dem einen Viertel der Wellenbreite doppelt ſoviel Waſſer<lb/>
vereinigt ſein, als beim ruhigen Fortgange, und der nachfolgende<lb/>
Fuß der Welle wird ſich in der natuͤrlichen Oberflaͤche des ruhenden<lb/>
Waſſers befinden, der Wellenkopf aber doppelt ſo hoch angeſchwollen<lb/>ſein. Die Figur 105. <hirendition="#aq"><hirendition="#b">I.</hi></hi>ſtellt den noch ungeaͤnderten Fortgang<lb/>
der Wellen dar, in dem Augenblicke, wo der vorangehende Fuß-<lb/>
punct <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> der Welle die Wand <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> erreicht; in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 105. IL.</hi></hi> iſt<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#b">abcdef</hi></hi> die Oberflaͤche in dem Augenblicke, da des zuruͤckgehenden<lb/>
Wellenberges vordere Haͤlfte ſich mit der hintern Haͤlfte des heran-<lb/>
ruͤckenden Wellenberges vereiniget hat, <hirendition="#aq"><hirendition="#b">eg</hi></hi>ſtellt die Welle vor, wie<lb/>ſie ohne Zuruͤckwerfung geweſen waͤre. Da die heranruͤckende Welle<lb/>
immer gleichfoͤrmig vorwaͤrts und die zuruͤckgeworfene immer gleich-<lb/>
foͤrmig zuruͤckgeht, wobei die an die Wand gelangten Theile ſich an<lb/>
die zuruͤckgehende Welle anſchließen; ſo iſt der hoͤchſte Gipfel <hirendition="#aq"><hirendition="#b">g</hi></hi><lb/>
(<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 105. III.</hi></hi>) zuruͤckgehend nach <hirendition="#aq"><hirendition="#b">g</hi></hi> gelangt, in dem Augenblicke,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[183/0205]
dern, und dieſer ſcheint dann nur ein Fortſchieben des Oeles auf
der Waſſerflaͤche hervorzubringen. Gewiß iſt wenigſtens, daß durch
das Oel die unzaͤhligen kleinen Wellen, die die Oberflaͤche der groͤßern
Wellen zu bedecken pflegen, verſchwinden, und die Wellen eine
glaͤttere Oberflaͤche zeigen, wodurch allerdings dem Stoße des Win-
des wenigere Angriffspuncte dargeboten werden.
Unter den uͤbrigen Beobachtungen, wozu die Wellen Veran-
laſſung geben, und deren viele in der Weberſchen Wellenlehre
mitgetheilt ſind, will ich nur diejenigen noch hervorheben, welche
die Zuruͤckwerfung der Wellen von feſten Gegenſtaͤnden betreffen.
Wenn die Welle, der noch keine andre vorangegangen iſt, mit ih-
rem Wellenberge, den ich hier als den vorangehenden Theil anſehe,
an eine verticale Wand antrifft, ſo muß der Wellenberg hoͤher an-
ſchwellen. So lange bis der vorangehende Fuß des Wellenberges
die Wand erreicht, bleibt die Welle in ihrer natuͤrlichen Form; ſo-
bald aber dieſer an die Wand ſtoͤßt, faͤngt eine neue zuruͤckgehende
Wellenbewegung an, und in dem Augenblicke, da der Gipfel des
Wellenberges die Wand erreicht hat, iſt der vordere Fußpunct ſo
weit zuruͤckgelaufen, daß er mit dem hinteren oder nachfolgenden
Fußpuncte des Wellenberges zuſammentrifft. Nehme ich alſo die
vordere und hintere Haͤlfte des Wellenberges als genau gleich und
jede als ein Viertel der ganzen Wellenbreite ausmachend an, ſo wird
nun in dem einen Viertel der Wellenbreite doppelt ſoviel Waſſer
vereinigt ſein, als beim ruhigen Fortgange, und der nachfolgende
Fuß der Welle wird ſich in der natuͤrlichen Oberflaͤche des ruhenden
Waſſers befinden, der Wellenkopf aber doppelt ſo hoch angeſchwollen
ſein. Die Figur 105. I. ſtellt den noch ungeaͤnderten Fortgang
der Wellen dar, in dem Augenblicke, wo der vorangehende Fuß-
punct A der Welle die Wand A erreicht; in Fig. 105. IL. iſt
abcdef die Oberflaͤche in dem Augenblicke, da des zuruͤckgehenden
Wellenberges vordere Haͤlfte ſich mit der hintern Haͤlfte des heran-
ruͤckenden Wellenberges vereiniget hat, eg ſtellt die Welle vor, wie
ſie ohne Zuruͤckwerfung geweſen waͤre. Da die heranruͤckende Welle
immer gleichfoͤrmig vorwaͤrts und die zuruͤckgeworfene immer gleich-
foͤrmig zuruͤckgeht, wobei die an die Wand gelangten Theile ſich an
die zuruͤckgehende Welle anſchließen; ſo iſt der hoͤchſte Gipfel g
(Fig. 105. III.) zuruͤckgehend nach g gelangt, in dem Augenblicke,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/205>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.