Beobachtung zeigt, daß die einem Theilchen gegebene Bewegung sich im nächsten Augenblicke zu dem anliegenden Theilchen und so ferner fortpflanzt, und daß so nach und nach alle Theilchen ihre Bahnen durchlaufen, so brauchen wir nur zu überlegen, in welchen Puncten ihrer Bahnen die verschiedenen Theilchen sich gleichzeitig befinden, um die Figur der Oberfläche in dem Augen- blicke kennen zu lernen. Es sei b (Fig. 104.) das zuerst in Be- wegung gesetzte Theilchen; die Beobachtung zeigt, daß die Wir- kung der erregten Erschütterung theils darin besteht, diesem Theil- chen eine Bewegung, vermöge welcher es den Kreis bcde durch- läuft, zu ertheilen, theils die vor ihm liegenden Theilchen in eben solche Bewegung zu setzen. Ist nun die Fortpflanzung der Be- wegung so schnell, daß sie das Theilchen f grade dann erreicht, wenn b seinen Kreislauf einmal vollendet hat, so läßt sich für die zwischen liegenden Theilchen Folgendes übersehen. Man theile den Zwischenraum bf in mehrere gleiche, zum Beispiel in vier gleiche Stücke, in g, h, i, so bezeichnen g, h, i, die Theilchen, welche ihre Bewegung anfingen, als das Theilchen b in den Puncten e, d, e, ankam; dann ergiebt sich leicht, daß b den ganzen Umfang, g drei Viertel seines Kreises, h die Hälfte, i ein Viertel der ihm angehörenden Bahn durchlaufen hat, eben in dem Augenblicke, da f anfängt von f an vorzurücken. In diesem Augenblicke sind also die fünf Theilchen b, g, h, i, f in den Puncten b, k, l, m, f, so daß bklmf die Wellenlinie der Oberfläche ist, wenn b seine Seitenbewegung bei einer bis b unter den Gleichgewichtszustand hinabgedrückten Lage anfing. Es sei n ein ebenso weit von f entferntes Theilchen, so fängt dies seine Bewegung an, wenn b in c, wenn g in g, wenn h in o, wenn i in p, wenn f in q ankömmt, und jetzt ist egopqn die Wel- lenlinie der Oberfläche; kurz nachher ist der höchste Wellenkopf nach r, das tiefste Wellenthal nach h gekommen, und dshtrn ist die Wellenlinie, so daß der Wellenberg von l nach r, das Wellenthal von b nach h fortgerückt ist, in dem Zeitraume, in welchem jedes Theilchen seine halbe Bahn durchläuft.
Aus diesem Kreislaufe erklärt sich auch die Erfahrung, daß jede Welle, wenn wir sie auch mit der größten Sorgfalt als eine einzige zu erregen suchen, dennoch hinter sich eine neue erregt;
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Beobachtung zeigt, daß die einem Theilchen gegebene Bewegung ſich im naͤchſten Augenblicke zu dem anliegenden Theilchen und ſo ferner fortpflanzt, und daß ſo nach und nach alle Theilchen ihre Bahnen durchlaufen, ſo brauchen wir nur zu uͤberlegen, in welchen Puncten ihrer Bahnen die verſchiedenen Theilchen ſich gleichzeitig befinden, um die Figur der Oberflaͤche in dem Augen- blicke kennen zu lernen. Es ſei b (Fig. 104.) das zuerſt in Be- wegung geſetzte Theilchen; die Beobachtung zeigt, daß die Wir- kung der erregten Erſchuͤtterung theils darin beſteht, dieſem Theil- chen eine Bewegung, vermoͤge welcher es den Kreis bcde durch- laͤuft, zu ertheilen, theils die vor ihm liegenden Theilchen in eben ſolche Bewegung zu ſetzen. Iſt nun die Fortpflanzung der Be- wegung ſo ſchnell, daß ſie das Theilchen f grade dann erreicht, wenn b ſeinen Kreislauf einmal vollendet hat, ſo laͤßt ſich fuͤr die zwiſchen liegenden Theilchen Folgendes uͤberſehen. Man theile den Zwiſchenraum bf in mehrere gleiche, zum Beiſpiel in vier gleiche Stuͤcke, in g, h, i, ſo bezeichnen g, h, i, die Theilchen, welche ihre Bewegung anfingen, als das Theilchen b in den Puncten e, d, e, ankam; dann ergiebt ſich leicht, daß b den ganzen Umfang, g drei Viertel ſeines Kreiſes, h die Haͤlfte, i ein Viertel der ihm angehoͤrenden Bahn durchlaufen hat, eben in dem Augenblicke, da f anfaͤngt von f an vorzuruͤcken. In dieſem Augenblicke ſind alſo die fuͤnf Theilchen b, g, h, i, f in den Puncten b, k, l, m, f, ſo daß bklmf die Wellenlinie der Oberflaͤche iſt, wenn b ſeine Seitenbewegung bei einer bis b unter den Gleichgewichtszuſtand hinabgedruͤckten Lage anfing. Es ſei n ein ebenſo weit von f entferntes Theilchen, ſo faͤngt dies ſeine Bewegung an, wenn b in c, wenn g in g, wenn h in o, wenn i in p, wenn f in q ankoͤmmt, und jetzt iſt egopqn die Wel- lenlinie der Oberflaͤche; kurz nachher iſt der hoͤchſte Wellenkopf nach r, das tiefſte Wellenthal nach h gekommen, und dshtrn iſt die Wellenlinie, ſo daß der Wellenberg von l nach r, das Wellenthal von b nach h fortgeruͤckt iſt, in dem Zeitraume, in welchem jedes Theilchen ſeine halbe Bahn durchlaͤuft.
Aus dieſem Kreislaufe erklaͤrt ſich auch die Erfahrung, daß jede Welle, wenn wir ſie auch mit der groͤßten Sorgfalt als eine einzige zu erregen ſuchen, dennoch hinter ſich eine neue erregt;
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Beobachtung zeigt, daß die einem Theilchen gegebene Bewegung
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ſo ferner fortpflanzt, und daß ſo nach und nach alle Theilchen
ihre Bahnen durchlaufen, ſo brauchen wir nur zu uͤberlegen, in
welchen Puncten ihrer Bahnen die verſchiedenen Theilchen ſich
gleichzeitig befinden, um die Figur der Oberflaͤche in dem Augen-
blicke kennen zu lernen. Es ſei b (Fig. 104.) das zuerſt in Be-
wegung geſetzte Theilchen; die Beobachtung zeigt, daß die Wir-
kung der erregten Erſchuͤtterung theils darin beſteht, dieſem Theil-
chen eine Bewegung, vermoͤge welcher es den Kreis bcde durch-
laͤuft, zu ertheilen, theils die vor ihm liegenden Theilchen in eben
ſolche Bewegung zu ſetzen. Iſt nun die Fortpflanzung der Be-
wegung ſo ſchnell, daß ſie das Theilchen f grade dann erreicht,
wenn b ſeinen Kreislauf einmal vollendet hat, ſo laͤßt ſich fuͤr
die zwiſchen liegenden Theilchen Folgendes uͤberſehen. Man theile
den Zwiſchenraum bf in mehrere gleiche, zum Beiſpiel in vier
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welche ihre Bewegung anfingen, als das Theilchen b in den
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Oberflaͤche iſt, wenn b ſeine Seitenbewegung bei einer bis b unter
den Gleichgewichtszuſtand hinabgedruͤckten Lage anfing. Es ſei n
ein ebenſo weit von f entferntes Theilchen, ſo faͤngt dies ſeine
Bewegung an, wenn b in c, wenn g in g, wenn h in o, wenn
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Wellenlinie, ſo daß der Wellenberg von l nach r, das Wellenthal
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Aus dieſem Kreislaufe erklaͤrt ſich auch die Erfahrung, daß
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/201>, abgerufen am 22.07.2024.
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