mente zu berichtigen, müssen so fein gearbeitet sein, daß sie noch eine Abweichung des Niveaus von der horizontalen Lage zeigen, wenn diese Abweichung auch nur eine Secunde beträgt.
Gleichgewicht verschiedenartiger Flüssigkeiten.
Wenn in zwei so verbundenen Röhren flüssige Körper von ungleicher Dichtigkeit sich befinden, so stehen die Oberflächen nicht gleich hoch. Man fülle die Röhren (Fig. 89.) bis an AB mit Quecksilber, gieße nun aber bei E Wasser ein, so drückt dieses freilich das Quecksilber herab und bringt es in der andern Röhre zum Steigen; aber wenn die Quecksilberfläche D im andern Schenkel um 1 Zoll über der Oberfläche des Quecksilbers in C steht, so muß das Wasser in E bis ungefehr 14 Zoll über C hinauf reichen. Die hohe Wassersäule von 14 Zollen hält also der 1 Zoll hohen Quecksilbersäule das Gleichgewicht. Wenn wir uns vorstellen, wir begäben uns mit einer zweischenklichen Röhre, deren einer Schenkel dem freien Zutritte des umgebenden Wassers ausgesetzt wäre, unter Wasser, und richteten es so ein, daß das Quecksilber im andern Schenkel gegen den Druck des Wassers ge- sichert wäre, so könnten wir, wenn das Quecksilber bis an D, einen Fuß hoch über C hinaufgetrieben wäre, schließen, daß wir uns 14 Fuß tief unter der Oberfläche E des Wassers befänden. Auf ähnliche Weise zeigt unser Barometer, wie hoch das Luftmeer, auf dessen Boden wir uns befinden, über uns hinauf reicht.
Befinden sich verschiedene Flüssigkeiten, die sich nicht mischen, in einem Gefäße, so ordnen sie sich in horizontale Schichten und die schweren nehmen den untern Platz ein. Auf diesem Bestreben der schwerern Flüssigkeiten, den untern Platz einzunehmen, beruht das Experiment, welches man scherzhaft, die Kunst Wasser in Wein zu verwandeln, zu nennen pflegt. Man bedient sich dabei eines Ge- fäßes (Fig. 81.), dessen oberer Theil B mit dem gleich großen un- tern A durch eine sehr enge Röhre C verbunden ist; der untere Theil wird mit rothem Weine, der obere mit Wasser gefüllt. Wenn man nun das Gefäß ganz ruhig stehen läßt, so steigt der leichtere Wein durch die Röhre C hinauf, und dringt wie ein feiner Strom bis an die Oberfläche des Wassers in B, wo sich eine nach und nach immer
mente zu berichtigen, muͤſſen ſo fein gearbeitet ſein, daß ſie noch eine Abweichung des Niveaus von der horizontalen Lage zeigen, wenn dieſe Abweichung auch nur eine Secunde betraͤgt.
Gleichgewicht verſchiedenartiger Fluͤſſigkeiten.
Wenn in zwei ſo verbundenen Roͤhren fluͤſſige Koͤrper von ungleicher Dichtigkeit ſich befinden, ſo ſtehen die Oberflaͤchen nicht gleich hoch. Man fuͤlle die Roͤhren (Fig. 89.) bis an AB mit Queckſilber, gieße nun aber bei E Waſſer ein, ſo druͤckt dieſes freilich das Queckſilber herab und bringt es in der andern Roͤhre zum Steigen; aber wenn die Queckſilberflaͤche D im andern Schenkel um 1 Zoll uͤber der Oberflaͤche des Queckſilbers in C ſteht, ſo muß das Waſſer in E bis ungefehr 14 Zoll uͤber C hinauf reichen. Die hohe Waſſerſaͤule von 14 Zollen haͤlt alſo der 1 Zoll hohen Queckſilberſaͤule das Gleichgewicht. Wenn wir uns vorſtellen, wir begaͤben uns mit einer zweiſchenklichen Roͤhre, deren einer Schenkel dem freien Zutritte des umgebenden Waſſers ausgeſetzt waͤre, unter Waſſer, und richteten es ſo ein, daß das Queckſilber im andern Schenkel gegen den Druck des Waſſers ge- ſichert waͤre, ſo koͤnnten wir, wenn das Queckſilber bis an D, einen Fuß hoch uͤber C hinaufgetrieben waͤre, ſchließen, daß wir uns 14 Fuß tief unter der Oberflaͤche E des Waſſers befaͤnden. Auf aͤhnliche Weiſe zeigt unſer Barometer, wie hoch das Luftmeer, auf deſſen Boden wir uns befinden, uͤber uns hinauf reicht.
Befinden ſich verſchiedene Fluͤſſigkeiten, die ſich nicht miſchen, in einem Gefaͤße, ſo ordnen ſie ſich in horizontale Schichten und die ſchweren nehmen den untern Platz ein. Auf dieſem Beſtreben der ſchwerern Fluͤſſigkeiten, den untern Platz einzunehmen, beruht das Experiment, welches man ſcherzhaft, die Kunſt Waſſer in Wein zu verwandeln, zu nennen pflegt. Man bedient ſich dabei eines Ge- faͤßes (Fig. 81.), deſſen oberer Theil B mit dem gleich großen un- tern A durch eine ſehr enge Roͤhre C verbunden iſt; der untere Theil wird mit rothem Weine, der obere mit Waſſer gefuͤllt. Wenn man nun das Gefaͤß ganz ruhig ſtehen laͤßt, ſo ſteigt der leichtere Wein durch die Roͤhre C hinauf, und dringt wie ein feiner Strom bis an die Oberflaͤche des Waſſers in B, wo ſich eine nach und nach immer
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mente zu berichtigen, muͤſſen ſo fein gearbeitet ſein, daß ſie noch
eine Abweichung des Niveaus von der horizontalen Lage zeigen,
wenn dieſe Abweichung auch nur eine Secunde betraͤgt.
Gleichgewicht verſchiedenartiger Fluͤſſigkeiten.
Wenn in zwei ſo verbundenen Roͤhren fluͤſſige Koͤrper von
ungleicher Dichtigkeit ſich befinden, ſo ſtehen die Oberflaͤchen nicht
gleich hoch. Man fuͤlle die Roͤhren (Fig. 89.) bis an AB mit
Queckſilber, gieße nun aber bei E Waſſer ein, ſo druͤckt dieſes
freilich das Queckſilber herab und bringt es in der andern Roͤhre
zum Steigen; aber wenn die Queckſilberflaͤche D im andern
Schenkel um 1 Zoll uͤber der Oberflaͤche des Queckſilbers in C
ſteht, ſo muß das Waſſer in E bis ungefehr 14 Zoll uͤber C hinauf
reichen. Die hohe Waſſerſaͤule von 14 Zollen haͤlt alſo der 1
Zoll hohen Queckſilberſaͤule das Gleichgewicht. Wenn wir uns
vorſtellen, wir begaͤben uns mit einer zweiſchenklichen Roͤhre,
deren einer Schenkel dem freien Zutritte des umgebenden Waſſers
ausgeſetzt waͤre, unter Waſſer, und richteten es ſo ein, daß das
Queckſilber im andern Schenkel gegen den Druck des Waſſers ge-
ſichert waͤre, ſo koͤnnten wir, wenn das Queckſilber bis an D, einen
Fuß hoch uͤber C hinaufgetrieben waͤre, ſchließen, daß wir uns 14 Fuß
tief unter der Oberflaͤche E des Waſſers befaͤnden. Auf aͤhnliche
Weiſe zeigt unſer Barometer, wie hoch das Luftmeer, auf deſſen
Boden wir uns befinden, uͤber uns hinauf reicht.
Befinden ſich verſchiedene Fluͤſſigkeiten, die ſich nicht miſchen,
in einem Gefaͤße, ſo ordnen ſie ſich in horizontale Schichten und die
ſchweren nehmen den untern Platz ein. Auf dieſem Beſtreben der
ſchwerern Fluͤſſigkeiten, den untern Platz einzunehmen, beruht das
Experiment, welches man ſcherzhaft, die Kunſt Waſſer in Wein zu
verwandeln, zu nennen pflegt. Man bedient ſich dabei eines Ge-
faͤßes (Fig. 81.), deſſen oberer Theil B mit dem gleich großen un-
tern A durch eine ſehr enge Roͤhre C verbunden iſt; der untere Theil
wird mit rothem Weine, der obere mit Waſſer gefuͤllt. Wenn man
nun das Gefaͤß ganz ruhig ſtehen laͤßt, ſo ſteigt der leichtere Wein
durch die Roͤhre C hinauf, und dringt wie ein feiner Strom bis an
die Oberflaͤche des Waſſers in B, wo ſich eine nach und nach immer
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/160>, abgerufen am 16.02.2025.
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