Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

an sich selbst, so verdichtet geworden war, daß es auch ausge-
trocknet nicht mehr die nöthige Leichtigkeit wieder erlangte.

Eben den Druck, welchen die Wassertheilchen selbst in be-
stimmter Tiefe leiden, haben auch die Wände zu ertragen. Liegt
der Punct G zehn Fuß tief unter der Oberfläche des Wassers, so
hat jeder Quadratzoll in dieser Gegend der Wand einen Druck
von ungefehr 5 Pfund auszuhalten. Selbst die als horizontaler
Boden oberhalb des Wassers liegende Wand HI hat einen ähnli-
chen Druck hinaufwärts zu leiden, nämlich auf jeden Quadratzoll
einen Druck so groß, als das Gewicht einer Wassersäule von 1
Quadratzoll Querschnitt, deren Höhe so groß wäre, als die Tiefe
der Fläche HI unter der freien Oberfläche AB des Wassers.

Daran schließt sich ferner die Ueberzeugung an, daß das Was-
ser in zwei Röhren, die mit einander in Verbindung stehen, bis
zu einerlei Horizontallinie hinaufreichen muß, oder das in der
Röhre ABCD (Fig. 77.) befindliche Wasser beim Zustande der
Ruhe in Aa, Dd eine Horizontallinie darstellt. Wäre bei C oder
irgendwo sonst ein fester horizontaler Boden, so würde dieser durch
das in AB befindliche Wasser hinaufwärts gedrängt mit einer
Gewalt, welche der Höhe der Fläche Aa über diesem Boden an-
gemessen ist; eben dieser feste Boden wird durch das Wasser in
Cd herabwärts gedrückt, und diese Pressungen sind nur dann
gleich oder erhalten sich nur dann im Gleichgewichte, wenn das
Wasser in Dd so hoch, als in Aa steht.

Wasserwaagen.

Man hat diese verbundenen Röhren oft zum Nivelliren,
zum Bestimmen der Lage gleich hoher Puncte, angewandt, und
wo es, wie beim Anlegen einer Straße, auf einige Zolle nicht
ankömmt, da kann man sich allerdings dieser Wasserwaage bedie-
nen. Ihr Gebrauch besteht darin, daß man über die beiden Ober-
flächen AB, CD, (Fig. 78.), die um etwa 4 oder 5 Fuß von ein-
ander entfernt sind, wegsehend, an einem in 100 Fuß Entfernung oder
noch weiter entfernt aufgerichteten Maaßstabe den Punct bestimmt,
den die Linie AD trifft; findet man dieses Punctes Höhe über dem
Boden 10 Zoll höher als die Höhe der Oberfläche AD, da wo ich

an ſich ſelbſt, ſo verdichtet geworden war, daß es auch ausge-
trocknet nicht mehr die noͤthige Leichtigkeit wieder erlangte.

Eben den Druck, welchen die Waſſertheilchen ſelbſt in be-
ſtimmter Tiefe leiden, haben auch die Waͤnde zu ertragen. Liegt
der Punct G zehn Fuß tief unter der Oberflaͤche des Waſſers, ſo
hat jeder Quadratzoll in dieſer Gegend der Wand einen Druck
von ungefehr 5 Pfund auszuhalten. Selbſt die als horizontaler
Boden oberhalb des Waſſers liegende Wand HI hat einen aͤhnli-
chen Druck hinaufwaͤrts zu leiden, naͤmlich auf jeden Quadratzoll
einen Druck ſo groß, als das Gewicht einer Waſſerſaͤule von 1
Quadratzoll Querſchnitt, deren Hoͤhe ſo groß waͤre, als die Tiefe
der Flaͤche HI unter der freien Oberflaͤche AB des Waſſers.

Daran ſchließt ſich ferner die Ueberzeugung an, daß das Waſ-
ſer in zwei Roͤhren, die mit einander in Verbindung ſtehen, bis
zu einerlei Horizontallinie hinaufreichen muß, oder das in der
Roͤhre ABCD (Fig. 77.) befindliche Waſſer beim Zuſtande der
Ruhe in Aa, Dd eine Horizontallinie darſtellt. Waͤre bei C oder
irgendwo ſonſt ein feſter horizontaler Boden, ſo wuͤrde dieſer durch
das in AB befindliche Waſſer hinaufwaͤrts gedraͤngt mit einer
Gewalt, welche der Hoͤhe der Flaͤche Aa uͤber dieſem Boden an-
gemeſſen iſt; eben dieſer feſte Boden wird durch das Waſſer in
Cd herabwaͤrts gedruͤckt, und dieſe Preſſungen ſind nur dann
gleich oder erhalten ſich nur dann im Gleichgewichte, wenn das
Waſſer in Dd ſo hoch, als in Aa ſteht.

Waſſerwaagen.

Man hat dieſe verbundenen Roͤhren oft zum Nivelliren,
zum Beſtimmen der Lage gleich hoher Puncte, angewandt, und
wo es, wie beim Anlegen einer Straße, auf einige Zolle nicht
ankoͤmmt, da kann man ſich allerdings dieſer Waſſerwaage bedie-
nen. Ihr Gebrauch beſteht darin, daß man uͤber die beiden Ober-
flaͤchen AB, CD, (Fig. 78.), die um etwa 4 oder 5 Fuß von ein-
ander entfernt ſind, wegſehend, an einem in 100 Fuß Entfernung oder
noch weiter entfernt aufgerichteten Maaßſtabe den Punct beſtimmt,
den die Linie AD trifft; findet man dieſes Punctes Hoͤhe uͤber dem
Boden 10 Zoll hoͤher als die Hoͤhe der Oberflaͤche AD, da wo ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0158" n="136"/>
an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;o verdichtet geworden war, daß es auch ausge-<lb/>
trocknet nicht mehr die no&#x0364;thige Leichtigkeit wieder erlangte.</p><lb/>
          <p>Eben den Druck, welchen die Wa&#x017F;&#x017F;ertheilchen &#x017F;elb&#x017F;t in be-<lb/>
&#x017F;timmter Tiefe leiden, haben auch die Wa&#x0364;nde zu ertragen. Liegt<lb/>
der Punct <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">G</hi></hi> zehn Fuß tief unter der Oberfla&#x0364;che des Wa&#x017F;&#x017F;ers, &#x017F;o<lb/>
hat jeder Quadratzoll in die&#x017F;er Gegend der Wand einen Druck<lb/>
von ungefehr 5 Pfund auszuhalten. Selb&#x017F;t die als horizontaler<lb/>
Boden oberhalb des Wa&#x017F;&#x017F;ers liegende Wand <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">HI</hi></hi> hat einen a&#x0364;hnli-<lb/>
chen Druck hinaufwa&#x0364;rts zu leiden, na&#x0364;mlich auf jeden Quadratzoll<lb/>
einen Druck &#x017F;o groß, als das Gewicht einer Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;a&#x0364;ule von 1<lb/>
Quadratzoll Quer&#x017F;chnitt, deren Ho&#x0364;he &#x017F;o groß wa&#x0364;re, als die Tiefe<lb/>
der Fla&#x0364;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">HI</hi></hi> unter der freien Oberfla&#x0364;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> des Wa&#x017F;&#x017F;ers.</p><lb/>
          <p>Daran &#x017F;chließt &#x017F;ich ferner die Ueberzeugung an, daß das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er in zwei Ro&#x0364;hren, die mit einander in Verbindung &#x017F;tehen, bis<lb/>
zu einerlei Horizontallinie hinaufreichen muß, oder das in der<lb/>
Ro&#x0364;hre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">ABCD</hi></hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 77.</hi></hi>) befindliche Wa&#x017F;&#x017F;er beim Zu&#x017F;tande der<lb/>
Ruhe in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Aa, Dd</hi></hi> eine Horizontallinie dar&#x017F;tellt. Wa&#x0364;re bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> oder<lb/>
irgendwo &#x017F;on&#x017F;t ein fe&#x017F;ter horizontaler Boden, &#x017F;o wu&#x0364;rde die&#x017F;er durch<lb/>
das in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> befindliche Wa&#x017F;&#x017F;er hinaufwa&#x0364;rts gedra&#x0364;ngt mit einer<lb/>
Gewalt, welche der Ho&#x0364;he der Fla&#x0364;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Aa</hi></hi> u&#x0364;ber die&#x017F;em Boden an-<lb/>
geme&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t; eben die&#x017F;er fe&#x017F;te Boden wird durch das Wa&#x017F;&#x017F;er in<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Cd</hi></hi> herabwa&#x0364;rts gedru&#x0364;ckt, und die&#x017F;e Pre&#x017F;&#x017F;ungen &#x017F;ind nur dann<lb/>
gleich oder erhalten &#x017F;ich nur dann im Gleichgewichte, wenn das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Dd</hi></hi> &#x017F;o hoch, als in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Aa</hi></hi> &#x017F;teht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Wa&#x017F;&#x017F;erwaagen</hi>.</head><lb/>
          <p>Man hat die&#x017F;e verbundenen Ro&#x0364;hren oft zum Nivelliren,<lb/>
zum Be&#x017F;timmen der Lage gleich hoher Puncte, angewandt, und<lb/>
wo es, wie beim Anlegen einer Straße, auf einige Zolle nicht<lb/>
anko&#x0364;mmt, da kann man &#x017F;ich allerdings die&#x017F;er Wa&#x017F;&#x017F;erwaage bedie-<lb/>
nen. Ihr Gebrauch be&#x017F;teht darin, daß man u&#x0364;ber die beiden Ober-<lb/>
fla&#x0364;chen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB, CD,</hi></hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 78.</hi></hi>), die um etwa 4 oder 5 Fuß von ein-<lb/>
ander entfernt &#x017F;ind, weg&#x017F;ehend, an einem in 100 Fuß Entfernung oder<lb/>
noch weiter entfernt aufgerichteten Maaß&#x017F;tabe den Punct be&#x017F;timmt,<lb/>
den die Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD</hi></hi> trifft; findet man die&#x017F;es Punctes Ho&#x0364;he u&#x0364;ber dem<lb/>
Boden 10 Zoll ho&#x0364;her als die Ho&#x0364;he der Oberfla&#x0364;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AD,</hi></hi> da wo ich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0158] an ſich ſelbſt, ſo verdichtet geworden war, daß es auch ausge- trocknet nicht mehr die noͤthige Leichtigkeit wieder erlangte. Eben den Druck, welchen die Waſſertheilchen ſelbſt in be- ſtimmter Tiefe leiden, haben auch die Waͤnde zu ertragen. Liegt der Punct G zehn Fuß tief unter der Oberflaͤche des Waſſers, ſo hat jeder Quadratzoll in dieſer Gegend der Wand einen Druck von ungefehr 5 Pfund auszuhalten. Selbſt die als horizontaler Boden oberhalb des Waſſers liegende Wand HI hat einen aͤhnli- chen Druck hinaufwaͤrts zu leiden, naͤmlich auf jeden Quadratzoll einen Druck ſo groß, als das Gewicht einer Waſſerſaͤule von 1 Quadratzoll Querſchnitt, deren Hoͤhe ſo groß waͤre, als die Tiefe der Flaͤche HI unter der freien Oberflaͤche AB des Waſſers. Daran ſchließt ſich ferner die Ueberzeugung an, daß das Waſ- ſer in zwei Roͤhren, die mit einander in Verbindung ſtehen, bis zu einerlei Horizontallinie hinaufreichen muß, oder das in der Roͤhre ABCD (Fig. 77.) befindliche Waſſer beim Zuſtande der Ruhe in Aa, Dd eine Horizontallinie darſtellt. Waͤre bei C oder irgendwo ſonſt ein feſter horizontaler Boden, ſo wuͤrde dieſer durch das in AB befindliche Waſſer hinaufwaͤrts gedraͤngt mit einer Gewalt, welche der Hoͤhe der Flaͤche Aa uͤber dieſem Boden an- gemeſſen iſt; eben dieſer feſte Boden wird durch das Waſſer in Cd herabwaͤrts gedruͤckt, und dieſe Preſſungen ſind nur dann gleich oder erhalten ſich nur dann im Gleichgewichte, wenn das Waſſer in Dd ſo hoch, als in Aa ſteht. Waſſerwaagen. Man hat dieſe verbundenen Roͤhren oft zum Nivelliren, zum Beſtimmen der Lage gleich hoher Puncte, angewandt, und wo es, wie beim Anlegen einer Straße, auf einige Zolle nicht ankoͤmmt, da kann man ſich allerdings dieſer Waſſerwaage bedie- nen. Ihr Gebrauch beſteht darin, daß man uͤber die beiden Ober- flaͤchen AB, CD, (Fig. 78.), die um etwa 4 oder 5 Fuß von ein- ander entfernt ſind, wegſehend, an einem in 100 Fuß Entfernung oder noch weiter entfernt aufgerichteten Maaßſtabe den Punct beſtimmt, den die Linie AD trifft; findet man dieſes Punctes Hoͤhe uͤber dem Boden 10 Zoll hoͤher als die Hoͤhe der Oberflaͤche AD, da wo ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/158
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/158>, abgerufen am 21.11.2024.