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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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Axe der Scheibe selbst eine Säule errichtet, an welcher ein durch-
bohrtes Gewicht P sich ohne erheblichen Widerstand hinauf und
hinab schieben läßt. Dieses Gewicht, dem man durch zugelegte
scheibenförmige Gewichte eine bestimmte Größe geben kann, wird
an einem Faden, der bei d und e über Rollen geht, und an sei-
nem andern Ende an die Kugel O befestigt ist, gehalten, und
muß also an dem Säulchen aufsteigen, wenn die Kugel O sich
vom Mittelpuncte entfernt. Man stellt nun die Kugel in eine
bestimmte Entfernung vom Mittelpuncte und setzt die Scheibe
nach und nach in schnellere Drehung, wobei man die Geschwin-
digkeit auf eine abgemessene Weise immer eine Zeit lang gleich-
mäßig fortwähren, dann erst sie zunehmen läßt. Hat man eine
hinreichende Geschwindigkeit erreicht, so hebt die Kugel das Ge-
wicht und die bewegende Kraft der Schwungkraft ist also nun
dem Gewichte gleich. Man stellt dann die Kugel O auf die dop-
pelte Entfernung und ertheilt eben die Geschwindigkeit, so hebt
sie ein doppelt so großes Gewicht, oder man bringt eine halb so
große Kugel in doppelter Entfernung an, so hebt sie bei der vo-
rigen Geschwindigkeit ein gleiches Gewicht, oder man verdoppelt
die Anzahl der Umläufe in derselben Zeit, behält aber dieselbe
Kugel in derselben Entfernung bei, so hebt sie ein viermal so
großes Gewicht als vorhin.

Von den übrigen Erscheinungen, welche die Schwungma-
schine zeigt, sind besonders folgende merkwürdig. Wenn man
ein geschlossenes Gefäß, worin sich eine gefärbte Flüssigkeit be-
findet, auf die Axe der Scheibe befestigt, so daß das Gefäß selbst
um seine verticale Axe gedreht wird, so weicht, je schneller die Dre-
hung ist, desto mehr, die Flüssigkeit nach den Wänden des Gefäßes
zurück, und es ist daher bei geringer Drehungsgeschwindigkeit die
Oberfläche nur wenig ausgehölt, bei größerer Geschwindigkeit
aber die ganze Masse der Flüssigkeit an der Wand des Gefäßes
hinaufgedrängt und in der Mitte ein leerer Raum gelassen. Legt
man die Röhre, AB, worin etwas Quecksilber und Wasser be-
findlich ist, so wie die Figur 59 zeigt, auf die Scheibe DE, so
nimmt bei der Ruhe das Quecksilber den untern, also hier den
der Axe G am nächsten liegenden Platz B ein; bei hinreichend
schneller Bewegung aber entfernt sich das Quecksilber am meisten

Axe der Scheibe ſelbſt eine Saͤule errichtet, an welcher ein durch-
bohrtes Gewicht P ſich ohne erheblichen Widerſtand hinauf und
hinab ſchieben laͤßt. Dieſes Gewicht, dem man durch zugelegte
ſcheibenfoͤrmige Gewichte eine beſtimmte Groͤße geben kann, wird
an einem Faden, der bei d und e uͤber Rollen geht, und an ſei-
nem andern Ende an die Kugel O befeſtigt iſt, gehalten, und
muß alſo an dem Saͤulchen aufſteigen, wenn die Kugel O ſich
vom Mittelpuncte entfernt. Man ſtellt nun die Kugel in eine
beſtimmte Entfernung vom Mittelpuncte und ſetzt die Scheibe
nach und nach in ſchnellere Drehung, wobei man die Geſchwin-
digkeit auf eine abgemeſſene Weiſe immer eine Zeit lang gleich-
maͤßig fortwaͤhren, dann erſt ſie zunehmen laͤßt. Hat man eine
hinreichende Geſchwindigkeit erreicht, ſo hebt die Kugel das Ge-
wicht und die bewegende Kraft der Schwungkraft iſt alſo nun
dem Gewichte gleich. Man ſtellt dann die Kugel O auf die dop-
pelte Entfernung und ertheilt eben die Geſchwindigkeit, ſo hebt
ſie ein doppelt ſo großes Gewicht, oder man bringt eine halb ſo
große Kugel in doppelter Entfernung an, ſo hebt ſie bei der vo-
rigen Geſchwindigkeit ein gleiches Gewicht, oder man verdoppelt
die Anzahl der Umlaͤufe in derſelben Zeit, behaͤlt aber dieſelbe
Kugel in derſelben Entfernung bei, ſo hebt ſie ein viermal ſo
großes Gewicht als vorhin.

Von den uͤbrigen Erſcheinungen, welche die Schwungma-
ſchine zeigt, ſind beſonders folgende merkwuͤrdig. Wenn man
ein geſchloſſenes Gefaͤß, worin ſich eine gefaͤrbte Fluͤſſigkeit be-
findet, auf die Axe der Scheibe befeſtigt, ſo daß das Gefaͤß ſelbſt
um ſeine verticale Axe gedreht wird, ſo weicht, je ſchneller die Dre-
hung iſt, deſto mehr, die Fluͤſſigkeit nach den Waͤnden des Gefaͤßes
zuruͤck, und es iſt daher bei geringer Drehungsgeſchwindigkeit die
Oberflaͤche nur wenig ausgehoͤlt, bei groͤßerer Geſchwindigkeit
aber die ganze Maſſe der Fluͤſſigkeit an der Wand des Gefaͤßes
hinaufgedraͤngt und in der Mitte ein leerer Raum gelaſſen. Legt
man die Roͤhre, AB, worin etwas Queckſilber und Waſſer be-
findlich iſt, ſo wie die Figur 59 zeigt, auf die Scheibe DE, ſo
nimmt bei der Ruhe das Queckſilber den untern, alſo hier den
der Axe G am naͤchſten liegenden Platz B ein; bei hinreichend
ſchneller Bewegung aber entfernt ſich das Queckſilber am meiſten

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[93/0115] Axe der Scheibe ſelbſt eine Saͤule errichtet, an welcher ein durch- bohrtes Gewicht P ſich ohne erheblichen Widerſtand hinauf und hinab ſchieben laͤßt. Dieſes Gewicht, dem man durch zugelegte ſcheibenfoͤrmige Gewichte eine beſtimmte Groͤße geben kann, wird an einem Faden, der bei d und e uͤber Rollen geht, und an ſei- nem andern Ende an die Kugel O befeſtigt iſt, gehalten, und muß alſo an dem Saͤulchen aufſteigen, wenn die Kugel O ſich vom Mittelpuncte entfernt. Man ſtellt nun die Kugel in eine beſtimmte Entfernung vom Mittelpuncte und ſetzt die Scheibe nach und nach in ſchnellere Drehung, wobei man die Geſchwin- digkeit auf eine abgemeſſene Weiſe immer eine Zeit lang gleich- maͤßig fortwaͤhren, dann erſt ſie zunehmen laͤßt. Hat man eine hinreichende Geſchwindigkeit erreicht, ſo hebt die Kugel das Ge- wicht und die bewegende Kraft der Schwungkraft iſt alſo nun dem Gewichte gleich. Man ſtellt dann die Kugel O auf die dop- pelte Entfernung und ertheilt eben die Geſchwindigkeit, ſo hebt ſie ein doppelt ſo großes Gewicht, oder man bringt eine halb ſo große Kugel in doppelter Entfernung an, ſo hebt ſie bei der vo- rigen Geſchwindigkeit ein gleiches Gewicht, oder man verdoppelt die Anzahl der Umlaͤufe in derſelben Zeit, behaͤlt aber dieſelbe Kugel in derſelben Entfernung bei, ſo hebt ſie ein viermal ſo großes Gewicht als vorhin. Von den uͤbrigen Erſcheinungen, welche die Schwungma- ſchine zeigt, ſind beſonders folgende merkwuͤrdig. Wenn man ein geſchloſſenes Gefaͤß, worin ſich eine gefaͤrbte Fluͤſſigkeit be- findet, auf die Axe der Scheibe befeſtigt, ſo daß das Gefaͤß ſelbſt um ſeine verticale Axe gedreht wird, ſo weicht, je ſchneller die Dre- hung iſt, deſto mehr, die Fluͤſſigkeit nach den Waͤnden des Gefaͤßes zuruͤck, und es iſt daher bei geringer Drehungsgeſchwindigkeit die Oberflaͤche nur wenig ausgehoͤlt, bei groͤßerer Geſchwindigkeit aber die ganze Maſſe der Fluͤſſigkeit an der Wand des Gefaͤßes hinaufgedraͤngt und in der Mitte ein leerer Raum gelaſſen. Legt man die Roͤhre, AB, worin etwas Queckſilber und Waſſer be- findlich iſt, ſo wie die Figur 59 zeigt, auf die Scheibe DE, ſo nimmt bei der Ruhe das Queckſilber den untern, alſo hier den der Axe G am naͤchſten liegenden Platz B ein; bei hinreichend ſchneller Bewegung aber entfernt ſich das Queckſilber am meiſten

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/115>, abgerufen am 24.11.2024.