Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.fluthen eintretenden Wasserhöhe lehrt uns die comparative Stärke Die Menge der Gegenstände, die sich uns hier darbieten, er- Siebente Vorlesung. Schwungkraft. Bei der Bewegung eines Körpers im Kreise nehmen wir *) Vorlesungen über die Astronomie. 1 Th. S. 223. und eine noch
ausgeführtere Erklärung der Erscheinungen der Ebbe und Fluth in Gehlers phys. Wörterb. Art. Ebbe. fluthen eintretenden Waſſerhoͤhe lehrt uns die comparative Staͤrke Die Menge der Gegenſtaͤnde, die ſich uns hier darbieten, er- Siebente Vorleſung. Schwungkraft. Bei der Bewegung eines Koͤrpers im Kreiſe nehmen wir *) Vorleſungen uͤber die Aſtronomie. 1 Th. S. 223. und eine noch
ausgefuͤhrtere Erklaͤrung der Erſcheinungen der Ebbe und Fluth in Gehlers phyſ. Woͤrterb. Art. Ebbe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0111" n="89"/> fluthen eintretenden Waſſerhoͤhe lehrt uns die comparative Staͤrke<lb/> der Anziehung des Mondes, alſo ſeine Maſſe, kennen.</p><lb/> <p>Die Menge der Gegenſtaͤnde, die ſich uns hier darbieten, er-<lb/> laubt mir nicht, laͤnger bei dieſem einzelnen Phaͤnomene zu verwei-<lb/> len, und ich darf hier um ſo eher eine umſtaͤndliche Erzaͤhlung aller<lb/> einzelnen Umſtaͤnde weglaſſen, da man auch dieſen Gegenſtand in<lb/> der Aſtronomie abzuhandeln pflegt <note place="foot" n="*)">Vorleſungen uͤber die Aſtronomie. 1 Th. S. 223. und eine noch<lb/> ausgefuͤhrtere Erklaͤrung der Erſcheinungen der Ebbe und Fluth in<lb/><hi rendition="#g">Gehlers</hi> phyſ. Woͤrterb. Art. <hi rendition="#g">Ebbe</hi>.</note>.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Siebente Vorleſung</hi>.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Schwungkraft</hi>.</head><lb/> <p>Bei der Bewegung eines Koͤrpers im Kreiſe nehmen wir<lb/> allemal ein Beſtreben fortzufliegen, eine <hi rendition="#g">Schwungkraft</hi>, wahr,<lb/> die den Faden, woran der Koͤrper feſtgehalten wird, ausdehnt, ja<lb/> ihn wohl gar zerreißt. Es wird Ihnen, m. h. H., wohl nicht uner-<lb/> wartet ſein, wenn ich Ihnen dieſe Schwungkraft als eine bloße<lb/> Folge der Traͤgheit darſtelle. Indem ich den an dem Faden <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AG</hi></hi><lb/> in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">G</hi></hi> feſtgehaltenen Koͤrper <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> nach der Richtung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> fortſtoße<lb/> und ihm (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 52.</hi></hi>) eine Geſchwindigkeit nach dieſer Richtung er-<lb/> theile, erlangt der Koͤrper das Beſtreben auf der Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> fort-<lb/> zugehen und ſich alſo vom Mittelpuncte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">G</hi></hi> zu entfernen. Der<lb/> Faden <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AG</hi></hi> hindert ihn, dieſem Antriebe Folge zu leiſten und er-<lb/> haͤlt ihn auf dem Kreiſe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">ADE,</hi></hi> aber wenn der Faden ſehr ſchwach<lb/> waͤre, ſo wuͤrde er zerreißen, und der bewegte Koͤrper ginge auf<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> fort. In dieſer Betrachtung bietet ſich uns ſogleich ein Mittel<lb/> dar, die Staͤrke der Schwungkraft abzumeſſen. Wir wollen einen Fa-<lb/> den waͤhlen, der ſo ſtark iſt, daß er grade ein Pfund tragen kann,<lb/> und nun durch Verſuche beſtimmen, bei welcher Geſchwindigkeit<lb/> der Faden reißt, und hier wuͤrde ſich finden, daß ein ſchwerer her-<lb/> umgeſchwungener Koͤrper den Faden bei geringerer Geſchwindig-<lb/> keit zerreißt, ſtatt daß ein leichterer eine groͤßere Schnelligkeit for-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0111]
fluthen eintretenden Waſſerhoͤhe lehrt uns die comparative Staͤrke
der Anziehung des Mondes, alſo ſeine Maſſe, kennen.
Die Menge der Gegenſtaͤnde, die ſich uns hier darbieten, er-
laubt mir nicht, laͤnger bei dieſem einzelnen Phaͤnomene zu verwei-
len, und ich darf hier um ſo eher eine umſtaͤndliche Erzaͤhlung aller
einzelnen Umſtaͤnde weglaſſen, da man auch dieſen Gegenſtand in
der Aſtronomie abzuhandeln pflegt *).
Siebente Vorleſung.
Schwungkraft.
Bei der Bewegung eines Koͤrpers im Kreiſe nehmen wir
allemal ein Beſtreben fortzufliegen, eine Schwungkraft, wahr,
die den Faden, woran der Koͤrper feſtgehalten wird, ausdehnt, ja
ihn wohl gar zerreißt. Es wird Ihnen, m. h. H., wohl nicht uner-
wartet ſein, wenn ich Ihnen dieſe Schwungkraft als eine bloße
Folge der Traͤgheit darſtelle. Indem ich den an dem Faden AG
in G feſtgehaltenen Koͤrper A nach der Richtung AB fortſtoße
und ihm (Fig. 52.) eine Geſchwindigkeit nach dieſer Richtung er-
theile, erlangt der Koͤrper das Beſtreben auf der Linie AB fort-
zugehen und ſich alſo vom Mittelpuncte G zu entfernen. Der
Faden AG hindert ihn, dieſem Antriebe Folge zu leiſten und er-
haͤlt ihn auf dem Kreiſe ADE, aber wenn der Faden ſehr ſchwach
waͤre, ſo wuͤrde er zerreißen, und der bewegte Koͤrper ginge auf
AB fort. In dieſer Betrachtung bietet ſich uns ſogleich ein Mittel
dar, die Staͤrke der Schwungkraft abzumeſſen. Wir wollen einen Fa-
den waͤhlen, der ſo ſtark iſt, daß er grade ein Pfund tragen kann,
und nun durch Verſuche beſtimmen, bei welcher Geſchwindigkeit
der Faden reißt, und hier wuͤrde ſich finden, daß ein ſchwerer her-
umgeſchwungener Koͤrper den Faden bei geringerer Geſchwindig-
keit zerreißt, ſtatt daß ein leichterer eine groͤßere Schnelligkeit for-
*) Vorleſungen uͤber die Aſtronomie. 1 Th. S. 223. und eine noch
ausgefuͤhrtere Erklaͤrung der Erſcheinungen der Ebbe und Fluth in
Gehlers phyſ. Woͤrterb. Art. Ebbe.
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