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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Das XIX. Capitel.
Artzneyen durch Ableitung der Gedancken
aus dem Sinn redet; sonsten wird durch
Clystieren nicht wenig ausgerichtet/ als durch
welches die Materi fich abwärts führen
lässet.

Bittere
Artzneyen
und dero
Wür-
ckung.

So haben auch der meiste Theil Patien-
ten einen Widerwillen für den bittern Artz-
neyen/ darum solche auch mehrmalen durch
Erbrechen wieder von sich geben/ dennoch
aber gibt man ihnen/ wenn sie an der Pest
liegen/ solche/ weil sie wegen ihrer Bitter-
keit eine eröffnende und durchdringende
Krafft an sich haben/ auch weil sie die Ver-
stopffung als eine Ursach vieler Kranckheiten
nicht wurtzeln lassen/ und weil solche der Fäu-
lung/ so zu Empfängnuß des Giffts beför-
derlich und bequem ist/ steuren. Doch kan
man die bittern Sachen auch mit Zucker und
dergleichen mischen/ damit sie den Patienten
nicht also sehr zuwider seyn/ oder nach einge-
nommener bittern Artzney ein süsse Confe-
ction
darauff eingeben/ den Geschmack des
Mundes zu versüssen/ und anmuthig zu
machen.

Schlucken
was bey
Krancken
davon zu-
halten.

Es kommet auch bey Pest-Krancken offt-
mal ein Schlucken/ welches einige für ein
Symptoma der Pest halten; ob nun wol das
Schlucken nicht für ein sehr werthen Gast
gehalten wird/ so ist dennoch am bösesten/
wann bey den Patienten ein Erbrechen vor-
her gangen ist. Es kommt aber das Schlu-

cken

Das XIX. Capitel.
Artzneyen durch Ableitung der Gedancken
aus dem Sinn redet; ſonſten wird durch
Clyſtieren nicht wenig ausgerichtet/ als durch
welches die Materi fich abwaͤrts fuͤhren
laͤſſet.

Bittere
Artzneyen
und dero
Wuͤr-
ckung.

So haben auch der meiſte Theil Patien-
ten einen Widerwillen fuͤr den bittern Artz-
neyen/ darum ſolche auch mehrmalen durch
Erbrechen wieder von ſich geben/ dennoch
aber gibt man ihnen/ wenn ſie an der Peſt
liegen/ ſolche/ weil ſie wegen ihrer Bitter-
keit eine eroͤffnende und durchdringende
Krafft an ſich haben/ auch weil ſie die Ver-
ſtopffung als eine Urſach vieler Kranckheiten
nicht wurtzeln laſſen/ und weil ſolche der Faͤu-
lung/ ſo zu Empfaͤngnuß des Giffts befoͤr-
derlich und bequem iſt/ ſteuren. Doch kan
man die bittern Sachen auch mit Zucker und
dergleichen miſchen/ damit ſie den Patienten
nicht alſo ſehr zuwider ſeyn/ oder nach einge-
nommener bittern Artzney ein ſuͤſſe Confe-
ction
darauff eingeben/ den Geſchmack des
Mundes zu verſuͤſſen/ und anmuthig zu
machen.

Schlucken
was bey
Krancken
davon zu-
halten.

Es kommet auch bey Peſt-Krancken offt-
mal ein Schlucken/ welches einige fuͤr ein
Symptoma der Peſt halten; ob nun wol das
Schlucken nicht fuͤr ein ſehr werthen Gaſt
gehalten wird/ ſo iſt dennoch am boͤſeſten/
wann bey den Patienten ein Erbrechen vor-
her gangen iſt. Es kommt aber das Schlu-

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[308/0330] Das XIX. Capitel. Artzneyen durch Ableitung der Gedancken aus dem Sinn redet; ſonſten wird durch Clyſtieren nicht wenig ausgerichtet/ als durch welches die Materi fich abwaͤrts fuͤhren laͤſſet. So haben auch der meiſte Theil Patien- ten einen Widerwillen fuͤr den bittern Artz- neyen/ darum ſolche auch mehrmalen durch Erbrechen wieder von ſich geben/ dennoch aber gibt man ihnen/ wenn ſie an der Peſt liegen/ ſolche/ weil ſie wegen ihrer Bitter- keit eine eroͤffnende und durchdringende Krafft an ſich haben/ auch weil ſie die Ver- ſtopffung als eine Urſach vieler Kranckheiten nicht wurtzeln laſſen/ und weil ſolche der Faͤu- lung/ ſo zu Empfaͤngnuß des Giffts befoͤr- derlich und bequem iſt/ ſteuren. Doch kan man die bittern Sachen auch mit Zucker und dergleichen miſchen/ damit ſie den Patienten nicht alſo ſehr zuwider ſeyn/ oder nach einge- nommener bittern Artzney ein ſuͤſſe Confe- ction darauff eingeben/ den Geſchmack des Mundes zu verſuͤſſen/ und anmuthig zu machen. Es kommet auch bey Peſt-Krancken offt- mal ein Schlucken/ welches einige fuͤr ein Symptoma der Peſt halten; ob nun wol das Schlucken nicht fuͤr ein ſehr werthen Gaſt gehalten wird/ ſo iſt dennoch am boͤſeſten/ wann bey den Patienten ein Erbrechen vor- her gangen iſt. Es kommt aber das Schlu- cken

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/330>, abgerufen am 04.07.2024.