Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Erbrechen/ Purgiren/ etc.
Pest eine grosse hefftige Kranckheit ist/ der-
gleichen Kranckheiten aber einen grössern heff-
tigen Widerstand und Artzney erforderten/
allwo die geringen nichts verfangen würden:
Weil man auch Exempel hat/ daß starcke
Artzneyen viel/ die gelinden aber nichts/ ge-
fruchtet haben: Dann auch wären nicht we-
nig berühmte Medici, die mehr vom Ge-
brauch der starcken/ als vom Gebrauch der
gelinden Mittel gehalten haben: Als Jo-
hann. Herculanus,
welcher nach langen di-
sputi
ren endlich schliesset: Die Artzneyen von
Scammoneo seyn viel fruchtbarer als die ge-
linden; denn diese dem Hertzen nicht so bald
zu Hülff kommen/ noch das Böse flüchtig
machen. Avenzoar. 3. teisir tr. 3. cap. 4. der
eine Latwerge vom Euphorbio, und eine Artz-
ney von Tauben-Mist/ Lerchenschwamm/
Aloe/ Nießwurtz/ Schwertel/ Coliquinten/
und dergleichen verschreibt. Fallopius und
Heurnius, welche den Gebrauch des Euphor-
bii
gleichfalls rühmen/ und für ein gut Gifft-
Mittel achten. Martin. Henrici, welcher
q. 13. rom. 1. ausdrücklich schreibt: Derje-
nige/ welcher die Pest-Cur mit linden und
geringen Mitteln anzugreiffen vermeinet/ der
thut thörlich.

Damit aber dieser Streit beygeleget wer-Was aus
beyden Ra-
tion
en zu
schliessen.

de/ so haben beyde Theil starcke Argumenta,
aber bey einer jeden Complexion, Alter/ etc.
da schicken sich weder allzeit die starcke/ noch

allzeit
Q 4

Vom Erbrechen/ Purgiren/ ꝛc.
Peſt eine groſſe hefftige Kranckheit iſt/ der-
gleichen Kranckheiten aber einen groͤſſern heff-
tigen Widerſtand und Artzney erforderten/
allwo die geringen nichts verfangen wuͤrden:
Weil man auch Exempel hat/ daß ſtarcke
Artzneyen viel/ die gelinden aber nichts/ ge-
fruchtet haben: Dann auch waͤren nicht we-
nig beruͤhmte Medici, die mehr vom Ge-
brauch der ſtarcken/ als vom Gebrauch der
gelinden Mittel gehalten haben: Als Jo-
hann. Herculanus,
welcher nach langen di-
ſputi
ren endlich ſchlieſſet: Die Artzneyen von
Scammoneo ſeyn viel fruchtbarer als die ge-
linden; denn dieſe dem Hertzen nicht ſo bald
zu Huͤlff kommen/ noch das Boͤſe fluͤchtig
machen. Avenzoar. 3. teiſir tr. 3. cap. 4. der
eine Latwerge vom Euphorbio, und eine Artz-
ney von Tauben-Miſt/ Lerchenſchwamm/
Aloe/ Nießwurtz/ Schwertel/ Coliquinten/
und dergleichen verſchreibt. Fallopius und
Heurnius, welche den Gebrauch des Euphor-
bii
gleichfalls ruͤhmen/ und fuͤr ein gut Gifft-
Mittel achten. Martin. Henrici, welcher
q. 13. rom. 1. ausdruͤcklich ſchreibt: Derje-
nige/ welcher die Peſt-Cur mit linden und
geringen Mitteln anzugreiffen vermeinet/ der
thut thoͤrlich.

Damit aber dieſer Streit beygeleget wer-Was aus
beyden Ra-
tion
en zu
ſchlieſſen.

de/ ſo haben beyde Theil ſtarcke Argumenta,
aber bey einer jeden Complexion, Alter/ ꝛc.
da ſchicken ſich weder allzeit die ſtarcke/ noch

allzeit
Q 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0269" n="247"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Vom Erbrechen/ Purgiren/ &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
Pe&#x017F;t eine gro&#x017F;&#x017F;e hefftige Kranckheit i&#x017F;t/ der-<lb/>
gleichen Kranckheiten aber einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern heff-<lb/>
tigen Wider&#x017F;tand und Artzney erforderten/<lb/>
allwo die geringen nichts verfangen wu&#x0364;rden:<lb/>
Weil man auch Exempel hat/ daß &#x017F;tarcke<lb/>
Artzneyen viel/ die gelinden aber nichts/ ge-<lb/>
fruchtet haben: Dann auch wa&#x0364;ren nicht we-<lb/>
nig beru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq">Medici,</hi> die mehr vom Ge-<lb/>
brauch der &#x017F;tarcken/ als vom Gebrauch der<lb/>
gelinden Mittel gehalten haben: Als <hi rendition="#aq">Jo-<lb/>
hann. Herculanus,</hi> welcher nach langen <hi rendition="#aq">di-<lb/>
&#x017F;puti</hi>ren endlich &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et: Die Artzneyen von<lb/><hi rendition="#aq">Scammoneo</hi> &#x017F;eyn viel fruchtbarer als die ge-<lb/>
linden; denn die&#x017F;e dem Hertzen nicht &#x017F;o bald<lb/>
zu Hu&#x0364;lff kommen/ noch das Bo&#x0364;&#x017F;e flu&#x0364;chtig<lb/>
machen. <hi rendition="#aq">Avenzoar. 3. tei&#x017F;ir tr. 3. cap.</hi> 4. der<lb/>
eine Latwerge vom <hi rendition="#aq">Euphorbio,</hi> und eine Artz-<lb/>
ney von Tauben-Mi&#x017F;t/ Lerchen&#x017F;chwamm/<lb/>
Aloe/ Nießwurtz/ Schwertel/ Coliquinten/<lb/>
und dergleichen ver&#x017F;chreibt. <hi rendition="#aq">Fallopius</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Heurnius,</hi> welche den Gebrauch des <hi rendition="#aq">Euphor-<lb/>
bii</hi> gleichfalls ru&#x0364;hmen/ und fu&#x0364;r ein gut Gifft-<lb/>
Mittel achten. <hi rendition="#aq">Martin. Henrici,</hi> welcher<lb/><hi rendition="#aq">q. 13. rom.</hi> 1. ausdru&#x0364;cklich &#x017F;chreibt: Derje-<lb/>
nige/ welcher die Pe&#x017F;t-Cur mit linden und<lb/>
geringen Mitteln anzugreiffen vermeinet/ der<lb/>
thut tho&#x0364;rlich.</p><lb/>
        <p>Damit aber die&#x017F;er Streit beygeleget wer-<note place="right">Was aus<lb/>
beyden <hi rendition="#aq">Ra-<lb/>
tion</hi>en zu<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en.</note><lb/>
de/ &#x017F;o haben beyde Theil &#x017F;tarcke <hi rendition="#aq">Argumenta,</hi><lb/>
aber bey einer jeden <hi rendition="#aq">Complexion,</hi> Alter/ &#xA75B;c.<lb/>
da &#x017F;chicken &#x017F;ich weder allzeit die &#x017F;tarcke/ noch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 4</fw><fw place="bottom" type="catch">allzeit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0269] Vom Erbrechen/ Purgiren/ ꝛc. Peſt eine groſſe hefftige Kranckheit iſt/ der- gleichen Kranckheiten aber einen groͤſſern heff- tigen Widerſtand und Artzney erforderten/ allwo die geringen nichts verfangen wuͤrden: Weil man auch Exempel hat/ daß ſtarcke Artzneyen viel/ die gelinden aber nichts/ ge- fruchtet haben: Dann auch waͤren nicht we- nig beruͤhmte Medici, die mehr vom Ge- brauch der ſtarcken/ als vom Gebrauch der gelinden Mittel gehalten haben: Als Jo- hann. Herculanus, welcher nach langen di- ſputiren endlich ſchlieſſet: Die Artzneyen von Scammoneo ſeyn viel fruchtbarer als die ge- linden; denn dieſe dem Hertzen nicht ſo bald zu Huͤlff kommen/ noch das Boͤſe fluͤchtig machen. Avenzoar. 3. teiſir tr. 3. cap. 4. der eine Latwerge vom Euphorbio, und eine Artz- ney von Tauben-Miſt/ Lerchenſchwamm/ Aloe/ Nießwurtz/ Schwertel/ Coliquinten/ und dergleichen verſchreibt. Fallopius und Heurnius, welche den Gebrauch des Euphor- bii gleichfalls ruͤhmen/ und fuͤr ein gut Gifft- Mittel achten. Martin. Henrici, welcher q. 13. rom. 1. ausdruͤcklich ſchreibt: Derje- nige/ welcher die Peſt-Cur mit linden und geringen Mitteln anzugreiffen vermeinet/ der thut thoͤrlich. Damit aber dieſer Streit beygeleget wer- de/ ſo haben beyde Theil ſtarcke Argumenta, aber bey einer jeden Complexion, Alter/ ꝛc. da ſchicken ſich weder allzeit die ſtarcke/ noch allzeit Was aus beyden Ra- tionen zu ſchlieſſen. Q 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/269
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/269>, abgerufen am 22.07.2024.