Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Vor-Bericht von der Pest.
daß die jenigen/ welche sich beyzeiten weit von
dem Ort/ da die Pest grassiret/ hinweg be-
geben/ davon gefreyet seyn/ hingegen aber
die/ welche solchen Krancken beywohnen/ an-
gestecket/ und gemeiniglich hinsterben/ jedoch
geschiehet es auch nicht allezeit/ sintemal et-
liche die Pest natürlicher Weise verursachen
und bekommen/ da sie sie wol sonst niemal
bekommen hätten: wie denn solches zu ge-
schehen pfleget/ wenn sie mit den Inficirten
oder sonst zu frey umbgehen/ die gifftige Aus-
dämpffung bey solchen Krancken durch den
Athem in sich ziehen etc. und heisset also/ wer
sich in die Gefahr gibt/ der kommet in der
Gefahr umb/ Syr. 3. v. 26. Also folget/ daßWie man
der Gefahr
auswei-
chen kan.

wer der Gefahr ausweichet/ auch wol
sein Leben fristen und erhalten kön-
ne.
Und ist also die Warheit/ daß die Pest
ein ansteckende Seuche ist/ ja eine solche/ wel-
che mit anstecken unter allen Kranckheiten/ so
jemals unter den Menschen gewesen/ ihres
gleichen nicht hat/ wiewol sie auch eine Zeit
mehr als die ander/ item einen Menschen mehr
und eher als den andern/ nachdem die vergiffte
Qualität starck und grimmig/ auch solcher
Qualität vehiculum, vermittelst welches sie
von einem zum andern propagiret und fort-
gesetzet wird/ dick/ dünn/ spiritualisch und
dergleichen ist/ anstecket und vergifftet.

Weiters ist die Pest eine absonderli-Pest ist ei-
ne abson-

che und eigene Kranckheit/ denn ob

schon
A 2

Vor-Bericht von der Peſt.
daß die jenigen/ welche ſich beyzeiten weit von
dem Ort/ da die Peſt graſſiret/ hinweg be-
geben/ davon gefreyet ſeyn/ hingegen aber
die/ welche ſolchen Krancken beywohnen/ an-
geſtecket/ und gemeiniglich hinſterben/ jedoch
geſchiehet es auch nicht allezeit/ ſintemal et-
liche die Peſt natuͤrlicher Weiſe verurſachen
und bekommen/ da ſie ſie wol ſonſt niemal
bekommen haͤtten: wie denn ſolches zu ge-
ſchehen pfleget/ wenn ſie mit den Inficirten
oder ſonſt zu frey umbgehen/ die gifftige Aus-
daͤmpffung bey ſolchen Krancken durch den
Athem in ſich ziehen ꝛc. und heiſſet alſo/ wer
ſich in die Gefahr gibt/ der kommet in der
Gefahr umb/ Syr. 3. v. 26. Alſo folget/ daßWie man
der Gefahr
auswei-
chen kan.

wer der Gefahr ausweichet/ auch wol
ſein Leben friſten und erhalten koͤn-
ne.
Und iſt alſo die Warheit/ daß die Peſt
ein anſteckende Seuche iſt/ ja eine ſolche/ wel-
che mit anſtecken unter allen Kranckheiten/ ſo
jemals unter den Menſchen geweſen/ ihres
gleichen nicht hat/ wiewol ſie auch eine Zeit
mehr als die ander/ item einen Menſchen mehr
und eher als den andern/ nachdem die vergiffte
Qualitaͤt ſtarck und grimmig/ auch ſolcher
Qualitaͤt vehiculum, vermittelſt welches ſie
von einem zum andern propagiret und fort-
geſetzet wird/ dick/ duͤnn/ ſpiritualiſch und
dergleichen iſt/ anſtecket und vergifftet.

Weiters iſt die Peſt eine abſonderli-Peſt iſt ei-
ne abſon-

che und eigene Kranckheit/ denn ob

ſchon
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0025" n="3"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Vor-Bericht von der Pe&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
daß die jenigen/ welche &#x017F;ich beyzeiten weit von<lb/>
dem Ort/ da die Pe&#x017F;t gra&#x017F;&#x017F;iret/ hinweg be-<lb/>
geben/ davon gefreyet &#x017F;eyn/ hingegen aber<lb/>
die/ welche &#x017F;olchen Krancken beywohnen/ an-<lb/>
ge&#x017F;tecket/ und gemeiniglich hin&#x017F;terben/ jedoch<lb/>
ge&#x017F;chiehet es auch nicht allezeit/ &#x017F;intemal et-<lb/>
liche die Pe&#x017F;t natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e verur&#x017F;achen<lb/>
und bekommen/ da &#x017F;ie &#x017F;ie wol &#x017F;on&#x017F;t niemal<lb/>
bekommen ha&#x0364;tten: wie denn &#x017F;olches zu ge-<lb/>
&#x017F;chehen pfleget/ wenn &#x017F;ie mit den <hi rendition="#aq">Inficirt</hi>en<lb/>
oder &#x017F;on&#x017F;t zu frey umbgehen/ die gifftige Aus-<lb/>
da&#x0364;mpffung bey &#x017F;olchen Krancken durch den<lb/>
Athem in &#x017F;ich ziehen &#xA75B;c. und hei&#x017F;&#x017F;et al&#x017F;o/ wer<lb/>
&#x017F;ich in die Gefahr gibt/ der kommet in der<lb/>
Gefahr umb/ <hi rendition="#aq">Syr. 3. v.</hi> 26. Al&#x017F;o folget/ daß<note place="right">Wie man<lb/>
der Gefahr<lb/>
auswei-<lb/>
chen kan.</note><lb/><hi rendition="#fr">wer der Gefahr ausweichet/</hi> auch wol<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ein Leben fri&#x017F;ten und erhalten ko&#x0364;n-<lb/>
ne.</hi> Und i&#x017F;t al&#x017F;o die Warheit/ daß die Pe&#x017F;t<lb/>
ein an&#x017F;teckende Seuche i&#x017F;t/ ja eine &#x017F;olche/ wel-<lb/>
che mit an&#x017F;tecken unter allen Kranckheiten/ &#x017F;o<lb/>
jemals unter den Men&#x017F;chen gewe&#x017F;en/ ihres<lb/>
gleichen nicht hat/ wiewol &#x017F;ie auch eine Zeit<lb/>
mehr als die ander/ <hi rendition="#aq">item</hi> einen Men&#x017F;chen mehr<lb/>
und eher als den andern/ nachdem die vergiffte<lb/><hi rendition="#aq">Quali</hi>ta&#x0364;t &#x017F;tarck und grimmig/ auch &#x017F;olcher<lb/><hi rendition="#aq">Quali</hi>ta&#x0364;t <hi rendition="#aq">vehiculum,</hi> vermittel&#x017F;t welches &#x017F;ie<lb/>
von einem zum andern <hi rendition="#aq">propagi</hi>ret und fort-<lb/>
ge&#x017F;etzet wird/ dick/ du&#x0364;nn/ <hi rendition="#aq">&#x017F;piritual</hi>i&#x017F;ch und<lb/>
dergleichen i&#x017F;t/ an&#x017F;tecket und vergifftet.</p><lb/>
        <p>Weiters i&#x017F;t die Pe&#x017F;t <hi rendition="#fr">eine ab&#x017F;onderli-</hi><note place="right">Pe&#x017F;t i&#x017F;t ei-<lb/>
ne ab&#x017F;on-</note><lb/><hi rendition="#fr">che und eigene Kranckheit/</hi> denn ob<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chon</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0025] Vor-Bericht von der Peſt. daß die jenigen/ welche ſich beyzeiten weit von dem Ort/ da die Peſt graſſiret/ hinweg be- geben/ davon gefreyet ſeyn/ hingegen aber die/ welche ſolchen Krancken beywohnen/ an- geſtecket/ und gemeiniglich hinſterben/ jedoch geſchiehet es auch nicht allezeit/ ſintemal et- liche die Peſt natuͤrlicher Weiſe verurſachen und bekommen/ da ſie ſie wol ſonſt niemal bekommen haͤtten: wie denn ſolches zu ge- ſchehen pfleget/ wenn ſie mit den Inficirten oder ſonſt zu frey umbgehen/ die gifftige Aus- daͤmpffung bey ſolchen Krancken durch den Athem in ſich ziehen ꝛc. und heiſſet alſo/ wer ſich in die Gefahr gibt/ der kommet in der Gefahr umb/ Syr. 3. v. 26. Alſo folget/ daß wer der Gefahr ausweichet/ auch wol ſein Leben friſten und erhalten koͤn- ne. Und iſt alſo die Warheit/ daß die Peſt ein anſteckende Seuche iſt/ ja eine ſolche/ wel- che mit anſtecken unter allen Kranckheiten/ ſo jemals unter den Menſchen geweſen/ ihres gleichen nicht hat/ wiewol ſie auch eine Zeit mehr als die ander/ item einen Menſchen mehr und eher als den andern/ nachdem die vergiffte Qualitaͤt ſtarck und grimmig/ auch ſolcher Qualitaͤt vehiculum, vermittelſt welches ſie von einem zum andern propagiret und fort- geſetzet wird/ dick/ duͤnn/ ſpiritualiſch und dergleichen iſt/ anſtecket und vergifftet. Wie man der Gefahr auswei- chen kan. Weiters iſt die Peſt eine abſonderli- che und eigene Kranckheit/ denn ob ſchon Peſt iſt ei- ne abſon- A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/25
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/25>, abgerufen am 24.11.2024.