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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Das XI. Capitel.
ney des Morgens in aller früh geordnet wird/
selbige bisweilen erst zu Mittag/ oder wohl
gar erst auf den Abend zu erhalten ist/ so bil-
lich von einer Obrigkeit zu bestraffen. Denn
auch bald anfangs dieser Seuche bey einem
Menschen periculum in mora ist/ zu geschwei-
gen/ wann sie schon ein/ zwey oder mehr Ta-
ge gewähret/ der Patient entweder den
Schaden verschweiget/ oder weilen er sonst
zum Medico oder Apotheker nicht gelangen
Sollen die
Recepta
eyligst fer-
tigen.
können: Derohalben die Apotheker/ sie seyn
eigentlich zum Lazareth bestellet oder nicht/
sich fleissig fürsehen oder hüten sollen/ daß sie
niemand verkürtzen/ zumal wann ein Re-
cept
mit cito oder citissime bezeichnet ist.
Solchem können sie aber so viel mehr ein Ge-
nügen thun/ wann sie keine Unkosten sparen/
(gestalten sie solche zu sparen auch keine Ur-
sach haben/ sintemahlen unter denenjenigen/
welche wegen der inficirten Krancken bemü-
het seyn/ niemand mehr Geld gewinnet/ und
mit minderer Gefahr reich wird als eben der
Apotheker/ welche fein daheim bleiben/ wohl
leben/ und ihnen das Geld continue zutra-
gen lassen; da hergegen Medici, Barbirer etc.
den Gifft mehrentheils um ein geringes
Schandgeld/ als etwa halben Gulden oder
halben Thaler selbst entgegen gehen/ allerley
Dampff und Gestanck einnehmen/ und viel
andere Ungelegenheit mit Seufftzen und Le-
bens-Gefahr ausstehen müssen) genugsame

und

Das XI. Capitel.
ney des Morgens in aller fruͤh geordnet wird/
ſelbige bisweilen erſt zu Mittag/ oder wohl
gar erſt auf den Abend zu erhalten iſt/ ſo bil-
lich von einer Obrigkeit zu beſtraffen. Denn
auch bald anfangs dieſer Seuche bey einem
Menſchen periculum in mora iſt/ zu geſchwei-
gen/ wann ſie ſchon ein/ zwey oder mehr Ta-
ge gewaͤhret/ der Patient entweder den
Schaden verſchweiget/ oder weilen er ſonſt
zum Medico oder Apotheker nicht gelangen
Sollen die
Recepta
eyligſt fer-
tigen.
koͤnnen: Derohalben die Apotheker/ ſie ſeyn
eigentlich zum Lazareth beſtellet oder nicht/
ſich fleiſſig fuͤrſehen oder huͤten ſollen/ daß ſie
niemand verkuͤrtzen/ zumal wann ein Re-
cept
mit citò oder citiſſimè bezeichnet iſt.
Solchem koͤnnen ſie aber ſo viel mehr ein Ge-
nuͤgen thun/ wann ſie keine Unkoſten ſparen/
(geſtalten ſie ſolche zu ſparen auch keine Ur-
ſach haben/ ſintemahlen unter denenjenigen/
welche wegen der inficirten Krancken bemuͤ-
het ſeyn/ niemand mehr Geld gewinnet/ und
mit minderer Gefahr reich wird als eben der
Apotheker/ welche fein daheim bleiben/ wohl
leben/ und ihnen das Geld continuè zutra-
gen laſſen; da hergegen Medici, Barbirer ꝛc.
den Gifft mehrentheils um ein geringes
Schandgeld/ als etwa halben Gulden oder
halben Thaler ſelbſt entgegen gehen/ allerley
Dampff und Geſtanck einnehmen/ und viel
andere Ungelegenheit mit Seufftzen und Le-
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[124/0146] Das XI. Capitel. ney des Morgens in aller fruͤh geordnet wird/ ſelbige bisweilen erſt zu Mittag/ oder wohl gar erſt auf den Abend zu erhalten iſt/ ſo bil- lich von einer Obrigkeit zu beſtraffen. Denn auch bald anfangs dieſer Seuche bey einem Menſchen periculum in mora iſt/ zu geſchwei- gen/ wann ſie ſchon ein/ zwey oder mehr Ta- ge gewaͤhret/ der Patient entweder den Schaden verſchweiget/ oder weilen er ſonſt zum Medico oder Apotheker nicht gelangen koͤnnen: Derohalben die Apotheker/ ſie ſeyn eigentlich zum Lazareth beſtellet oder nicht/ ſich fleiſſig fuͤrſehen oder huͤten ſollen/ daß ſie niemand verkuͤrtzen/ zumal wann ein Re- cept mit citò oder citiſſimè bezeichnet iſt. Solchem koͤnnen ſie aber ſo viel mehr ein Ge- nuͤgen thun/ wann ſie keine Unkoſten ſparen/ (geſtalten ſie ſolche zu ſparen auch keine Ur- ſach haben/ ſintemahlen unter denenjenigen/ welche wegen der inficirten Krancken bemuͤ- het ſeyn/ niemand mehr Geld gewinnet/ und mit minderer Gefahr reich wird als eben der Apotheker/ welche fein daheim bleiben/ wohl leben/ und ihnen das Geld continuè zutra- gen laſſen; da hergegen Medici, Barbirer ꝛc. den Gifft mehrentheils um ein geringes Schandgeld/ als etwa halben Gulden oder halben Thaler ſelbſt entgegen gehen/ allerley Dampff und Geſtanck einnehmen/ und viel andere Ungelegenheit mit Seufftzen und Le- bens-Gefahr ausſtehen muͤſſen) genugſame und Sollen die Recepta eyligſt fer- tigen.

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/146>, abgerufen am 25.11.2024.