Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Von fernern Verhalten der Ges. lentz-Seuche: da soll man den Leib rein hal-ten/ damit der Gifft desto weniger anfallen und ankleben könne: Denn gleich wie man alles im Hause und Zimmern fein sauber hal- ten soll/ wie in sterbens-gefährlichen Zeiten hoch vonnöthen/ also sind auch die innersten Gebäu des Menschen noch nöthiger rein ge- halten zu werden/ welches nicht allein durch Mässigkeit/ sondern auch durch bequeme Pur- gantia geschehen kan. Wie nun einer mehr schädliche Feuchtigkeiten einsammlet als der ander/ also will auch bey einem ein stärckere Purgantz als bey dem andern vonnöthen seyn. Und ob sich ein oder der ander im Herbst und Frühling schon purgirt hätte/ so ist doch von-Wenn es geschehen soll. nöthen/ daß er sich in schwebender Sterbens- Gefahr alle 8. Tage oder wenigstens alle 14. Tage purgiere. Es gibt derer aber viel/ die sich selbst eine Purgantz zurichten/ ob aber das Uberlästige damit aus seinem Leib ausge- führet werde/ stehet im Zweiffel/ darinn soll man Rath bey einem verständigen Medico suchen/ welcher die Natur des Menschen ver- stehet/ und der Sache weder zu wenig noch zu viel thut. Denn ob du gleich ein Recept hast/ das dir ein- oder zweymal dienlich ge- wesen/ so folget darum nicht/ daß es ein an- dermal auch muß nützlich seyn/ dieweil offt etwas anders zuschlagen kan/ und dein Natur sich in etwas geändert hat/ dein Alter/ und die Zeit/ sowol die Gelegenheit des Wetters kan also F 2
Von fernern Verhalten der Geſ. lentz-Seuche: da ſoll man den Leib rein hal-ten/ damit der Gifft deſto weniger anfallen und ankleben koͤnne: Denn gleich wie man alles im Hauſe und Zimmern fein ſauber hal- ten ſoll/ wie in ſterbens-gefaͤhrlichen Zeiten hoch vonnoͤthen/ alſo ſind auch die innerſten Gebaͤu des Menſchen noch noͤthiger rein ge- halten zu werden/ welches nicht allein durch Maͤſſigkeit/ ſondern auch durch bequeme Pur- gantia geſchehen kan. Wie nun einer mehr ſchaͤdliche Feuchtigkeiten einſammlet als der ander/ alſo will auch bey einem ein ſtaͤrckere Purgantz als bey dem andern vonnoͤthen ſeyn. Und ob ſich ein oder der ander im Herbſt und Fruͤhling ſchon purgirt haͤtte/ ſo iſt doch von-Wenn es geſchehen ſoll. noͤthen/ daß er ſich in ſchwebender Sterbens- Gefahr alle 8. Tage oder wenigſtens alle 14. Tage purgiere. Es gibt derer aber viel/ die ſich ſelbſt eine Purgantz zurichten/ ob aber das Uberlaͤſtige damit aus ſeinem Leib ausge- fuͤhret werde/ ſtehet im Zweiffel/ darinn ſoll man Rath bey einem verſtaͤndigen Medico ſuchen/ welcher die Natur des Menſchen ver- ſtehet/ und der Sache weder zu wenig noch zu viel thut. Denn ob du gleich ein Recept haſt/ das dir ein- oder zweymal dienlich ge- weſen/ ſo folget darum nicht/ daß es ein an- dermal auch muß nuͤtzlich ſeyn/ dieweil offt etwas anders zuſchlagen kan/ und dein Natur ſich in etwas geaͤndert hat/ dein Alter/ und die Zeit/ ſowol die Gelegenheit des Wetters kan alſo F 2
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Von fernern Verhalten der Geſ.
lentz-Seuche: da ſoll man den Leib rein hal-
ten/ damit der Gifft deſto weniger anfallen
und ankleben koͤnne: Denn gleich wie man
alles im Hauſe und Zimmern fein ſauber hal-
ten ſoll/ wie in ſterbens-gefaͤhrlichen Zeiten
hoch vonnoͤthen/ alſo ſind auch die innerſten
Gebaͤu des Menſchen noch noͤthiger rein ge-
halten zu werden/ welches nicht allein durch
Maͤſſigkeit/ ſondern auch durch bequeme Pur-
gantia geſchehen kan. Wie nun einer mehr
ſchaͤdliche Feuchtigkeiten einſammlet als der
ander/ alſo will auch bey einem ein ſtaͤrckere
Purgantz als bey dem andern vonnoͤthen ſeyn.
Und ob ſich ein oder der ander im Herbſt und
Fruͤhling ſchon purgirt haͤtte/ ſo iſt doch von-
noͤthen/ daß er ſich in ſchwebender Sterbens-
Gefahr alle 8. Tage oder wenigſtens alle 14.
Tage purgiere. Es gibt derer aber viel/ die
ſich ſelbſt eine Purgantz zurichten/ ob aber
das Uberlaͤſtige damit aus ſeinem Leib ausge-
fuͤhret werde/ ſtehet im Zweiffel/ darinn ſoll
man Rath bey einem verſtaͤndigen Medico
ſuchen/ welcher die Natur des Menſchen ver-
ſtehet/ und der Sache weder zu wenig noch
zu viel thut. Denn ob du gleich ein Recept
haſt/ das dir ein- oder zweymal dienlich ge-
weſen/ ſo folget darum nicht/ daß es ein an-
dermal auch muß nuͤtzlich ſeyn/ dieweil offt
etwas anders zuſchlagen kan/ und dein Natur
ſich in etwas geaͤndert hat/ dein Alter/ und die
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alſo
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