Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.Das that mir Anfangs weh; doch macht' ich's XX. Neue sonderbare Gemüthslage, und End des Hirtenstands. Daheim durft' ich nichts merken lassen von dem, Das that mir Anfangs weh; doch macht’ ich’s XX. Neue ſonderbare Gemuͤthslage, und End des Hirtenſtands. Daheim durft’ ich nichts merken laſſen von dem, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="37"/> Das that mir Anfangs weh; doch macht’ ich’s<lb/> bald mit. So geſchwind konnten ſie mich hinge-<lb/> gen nicht uͤberreden, ſchaamlos zu baden wie ſie.<lb/> Einer beſonders war ein rechter Unflath; aber ſonſt<lb/> weder ſtreit- noch zankſuͤchtig, und darum nur deſto<lb/> verfuͤhrerſcher. Ein andrer war auf alles verpicht,<lb/> womit er einen Batzen verdienen konnte; der liebte<lb/> darum die Voͤgel mehr als die andern, die naͤmlich<lb/> welche man ißt; ſuchte allerley Waldkraͤuter, Harz,<lb/> Zunderſchwamm, u. d. g. Von dem lernt’ ich man-<lb/> che Pflanze kennen; aber auch, was der Geitz iſt.<lb/> Noch einer war etwas beſſer als die ſchlimmern;<lb/> er machte mit, aber furchtſam. Jedem gieng ſein<lb/> Hang ſein Lebenlang nach. <hi rendition="#fr">Jacoble</hi> iſt noch ein<lb/> guter Mann; der andre blieb immer ein geiler Schwaͤ-<lb/> tzer, und ward zuletzt ein miſerabler hinkender Tropf;<lb/> der dritte hatte mit Liſt und Raͤnken etwas erwor-<lb/> ben, aber nie kein Gluͤck dabey. Vom Vierten weiß<lb/> ich nicht wo er hinkommen iſt.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XX</hi>.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Neue ſonderbare Gemuͤthslage, und<lb/> End des Hirtenſtands</hi>.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>aheim durft’ ich nichts merken laſſen von dem,<lb/> was ich bey dieſen Cameraden ſah’ und hoͤrte; ge-<lb/> noß aber nicht mehr meine vorige Froͤhlichkeit und<lb/> Gemuͤthsruhe. Die Kerls hatten Leidenſchaften in<lb/> mir rege gemacht, die ich noch ſelbſt nicht kannte —<lb/> und doch merkte, daß es nicht richtig ſtuhnd. Im<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0053]
Das that mir Anfangs weh; doch macht’ ich’s
bald mit. So geſchwind konnten ſie mich hinge-
gen nicht uͤberreden, ſchaamlos zu baden wie ſie.
Einer beſonders war ein rechter Unflath; aber ſonſt
weder ſtreit- noch zankſuͤchtig, und darum nur deſto
verfuͤhrerſcher. Ein andrer war auf alles verpicht,
womit er einen Batzen verdienen konnte; der liebte
darum die Voͤgel mehr als die andern, die naͤmlich
welche man ißt; ſuchte allerley Waldkraͤuter, Harz,
Zunderſchwamm, u. d. g. Von dem lernt’ ich man-
che Pflanze kennen; aber auch, was der Geitz iſt.
Noch einer war etwas beſſer als die ſchlimmern;
er machte mit, aber furchtſam. Jedem gieng ſein
Hang ſein Lebenlang nach. Jacoble iſt noch ein
guter Mann; der andre blieb immer ein geiler Schwaͤ-
tzer, und ward zuletzt ein miſerabler hinkender Tropf;
der dritte hatte mit Liſt und Raͤnken etwas erwor-
ben, aber nie kein Gluͤck dabey. Vom Vierten weiß
ich nicht wo er hinkommen iſt.
XX.
Neue ſonderbare Gemuͤthslage, und
End des Hirtenſtands.
Daheim durft’ ich nichts merken laſſen von dem,
was ich bey dieſen Cameraden ſah’ und hoͤrte; ge-
noß aber nicht mehr meine vorige Froͤhlichkeit und
Gemuͤthsruhe. Die Kerls hatten Leidenſchaften in
mir rege gemacht, die ich noch ſelbſt nicht kannte —
und doch merkte, daß es nicht richtig ſtuhnd. Im
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