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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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den Weiten, und gieng unter die Soldaten; riß aber
bald wieder aus, weil er das Pulver nicht riechen konn-
te; bettelte sich dann wieder heim; machte in seiner
Montur, Frisur und Schnurrbart den Gecken; war
zur Bauernarbeit zu faul, und brütete nun, ohne
einen Heller in der Tasche zu haben, in seinem Kopf
den Kaufherr; und wirklich glückte es ihm durch sei-
nes Vaters Fürsprache, daß er 100. Thlr. und et-
was Baumwolle auf Credit bekam. Auch wußt' er
sich bey dem Spinnervolk durch die seltsamsten Cares-
sen so einzuschmeicheln, daß man ihn nur den Garn-
bettler hieß. Dann baute er sich ein Nestchen, und
freyte ein Weib (nur Schad' um sie!) die eine gute
Mannszucht mit ihm vornehmen wollte. Aber es
war leider zu späth'; er folgte seinem harten Esels-
kopf. Nichts desto minder schien auch itzt noch die
Glückssonn' ihn anzulachen, und es nahm die Leuth'
Wunder, wie einem solchen Löffel alles so gut gelin-
gen könnte. Aber er machte schlechten Gebrauch da-
von, verstuhnd weder Handel noch Haushalt, stol-
perte sorglos herum, wie's ihm jückte, hieng sein
Geborgtes an alle Lumpen und Lempen; fieng an
seine Nase in die Bücher zu stecken, und, weil sein
Seckel ihm nicht erlaubte, dergleichen zu kaufen, bet-
telte er sich in die Gesellschaft *) ein. Nun glaubte er
gar, der Tag steh' ihm am Hintern auf, floh' unser
einen und unsre altväterschen Zusammenkünfte, hock-
te immer an seinem Pult in einem Winkel, vernach-
läßigte seine Geschäfte, die er ohnehin nicht verstuhnd,

*) Lesecommun.

den Weiten, und gieng unter die Soldaten; riß aber
bald wieder aus, weil er das Pulver nicht riechen konn-
te; bettelte ſich dann wieder heim; machte in ſeiner
Montur, Friſur und Schnurrbart den Gecken; war
zur Bauernarbeit zu faul, und bruͤtete nun, ohne
einen Heller in der Taſche zu haben, in ſeinem Kopf
den Kaufherr; und wirklich gluͤckte es ihm durch ſei-
nes Vaters Fuͤrſprache, daß er 100. Thlr. und et-
was Baumwolle auf Credit bekam. Auch wußt’ er
ſich bey dem Spinnervolk durch die ſeltſamſten Careſ-
ſen ſo einzuſchmeicheln, daß man ihn nur den Garn-
bettler hieß. Dann baute er ſich ein Neſtchen, und
freyte ein Weib (nur Schad’ um ſie!) die eine gute
Mannszucht mit ihm vornehmen wollte. Aber es
war leider zu ſpaͤth’; er folgte ſeinem harten Eſels-
kopf. Nichts deſto minder ſchien auch itzt noch die
Gluͤcksſonn’ ihn anzulachen, und es nahm die Leuth’
Wunder, wie einem ſolchen Loͤffel alles ſo gut gelin-
gen koͤnnte. Aber er machte ſchlechten Gebrauch da-
von, verſtuhnd weder Handel noch Haushalt, ſtol-
perte ſorglos herum, wie’s ihm juͤckte, hieng ſein
Geborgtes an alle Lumpen und Lempen; fieng an
ſeine Naſe in die Buͤcher zu ſtecken, und, weil ſein
Seckel ihm nicht erlaubte, dergleichen zu kaufen, bet-
telte er ſich in die Geſellſchaft *) ein. Nun glaubte er
gar, der Tag ſteh’ ihm am Hintern auf, floh’ unſer
einen und unſre altvaͤterſchen Zuſammenkuͤnfte, hock-
te immer an ſeinem Pult in einem Winkel, vernach-
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*) Leſecommun.
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[291/0307] den Weiten, und gieng unter die Soldaten; riß aber bald wieder aus, weil er das Pulver nicht riechen konn- te; bettelte ſich dann wieder heim; machte in ſeiner Montur, Friſur und Schnurrbart den Gecken; war zur Bauernarbeit zu faul, und bruͤtete nun, ohne einen Heller in der Taſche zu haben, in ſeinem Kopf den Kaufherr; und wirklich gluͤckte es ihm durch ſei- nes Vaters Fuͤrſprache, daß er 100. Thlr. und et- was Baumwolle auf Credit bekam. Auch wußt’ er ſich bey dem Spinnervolk durch die ſeltſamſten Careſ- ſen ſo einzuſchmeicheln, daß man ihn nur den Garn- bettler hieß. Dann baute er ſich ein Neſtchen, und freyte ein Weib (nur Schad’ um ſie!) die eine gute Mannszucht mit ihm vornehmen wollte. Aber es war leider zu ſpaͤth’; er folgte ſeinem harten Eſels- kopf. Nichts deſto minder ſchien auch itzt noch die Gluͤcksſonn’ ihn anzulachen, und es nahm die Leuth’ Wunder, wie einem ſolchen Loͤffel alles ſo gut gelin- gen koͤnnte. Aber er machte ſchlechten Gebrauch da- von, verſtuhnd weder Handel noch Haushalt, ſtol- perte ſorglos herum, wie’s ihm juͤckte, hieng ſein Geborgtes an alle Lumpen und Lempen; fieng an ſeine Naſe in die Buͤcher zu ſtecken, und, weil ſein Seckel ihm nicht erlaubte, dergleichen zu kaufen, bet- telte er ſich in die Geſellſchaft *) ein. Nun glaubte er gar, der Tag ſteh’ ihm am Hintern auf, floh’ unſer einen und unſre altvaͤterſchen Zuſammenkuͤnfte, hock- te immer an ſeinem Pult in einem Winkel, vernach- laͤßigte ſeine Geſchaͤfte, die er ohnehin nicht verſtuhnd, *) Leſecommun.

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/307>, abgerufen am 24.11.2024.