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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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be auch nicht, daß es euch viel Nutzen brächte. Aber
das ist euch nutz und gut, wenn ihr schon frühe
lernt, euer bescheidenes Brodt in der Ehre der Un-
abhängigkeit zu erwerben. Wenn mir Gott Leben
und Gesundheit fristet, werd' ich dann schon trach-
ten, jedes so zu versorgen, wie es nach meinen Um-
ständen möglich ist. Einem von euch wird mein ar-
tiges Häuschen zu Theil werden, dessen Lage mir itzt
noch zu beschreiben übrig bleibt.

Mein Vaterland ist zwar kein Schlauraffenland,
kein glückliches Arabien, und kein reitzendes Pays de
Vaud. Es ist das Tockenburg, dessen Einwohner
von jeher als unruhige und ungeschliffene Leuthe ver-
schrieen waren. Wer ihnen hierinn Unrecht thut,
mag's verantworten; Ich müßte bey der Behauptung
des Gegentheils immer partheyisch scheinen. So viel
aber darf ich doch sagen: Aller Orten, so weit ich
gekommen bin, hab' ich eben so grobe, wo nicht viel
gröbere -- eben so dumme, wo nicht viel dümmere
Leuth' angetroffen. Doch wie gesagt, es gehört nicht
in meinen Plan, und schickt sich nicht für mich,
meine Landleuthe zu schildern. Genug, sie sind mir
lieb, und mein Vaterland nicht minder -- so gut
als irgend einem in der Welt das seinige, und wenn
er in einem Paradiese lebte. -- Unser Tockenburg
ist ein anmuthiges, 12. Stunden langes Thal, mit
vielen Nebenthälchen und fruchtbaren Bergen um-
schlossen. Das Hauptthal zieht sich in einer Krüm-
mung von Südost nach Nordost hinab. Gerade in
der Mitte desselben, auf einer Anhöhe, steht -- mein

be auch nicht, daß es euch viel Nutzen braͤchte. Aber
das iſt euch nutz und gut, wenn ihr ſchon fruͤhe
lernt, euer beſcheidenes Brodt in der Ehre der Un-
abhaͤngigkeit zu erwerben. Wenn mir Gott Leben
und Geſundheit friſtet, werd’ ich dann ſchon trach-
ten, jedes ſo zu verſorgen, wie es nach meinen Um-
ſtaͤnden moͤglich iſt. Einem von euch wird mein ar-
tiges Haͤuschen zu Theil werden, deſſen Lage mir itzt
noch zu beſchreiben uͤbrig bleibt.

Mein Vaterland iſt zwar kein Schlauraffenland,
kein gluͤckliches Arabien, und kein reitzendes Pays de
Vaud. Es iſt das Tockenburg, deſſen Einwohner
von jeher als unruhige und ungeſchliffene Leuthe ver-
ſchrieen waren. Wer ihnen hierinn Unrecht thut,
mag’s verantworten; Ich muͤßte bey der Behauptung
des Gegentheils immer partheyiſch ſcheinen. So viel
aber darf ich doch ſagen: Aller Orten, ſo weit ich
gekommen bin, hab’ ich eben ſo grobe, wo nicht viel
groͤbere — eben ſo dumme, wo nicht viel duͤmmere
Leuth’ angetroffen. Doch wie geſagt, es gehoͤrt nicht
in meinen Plan, und ſchickt ſich nicht fuͤr mich,
meine Landleuthe zu ſchildern. Genug, ſie ſind mir
lieb, und mein Vaterland nicht minder — ſo gut
als irgend einem in der Welt das ſeinige, und wenn
er in einem Paradieſe lebte. — Unſer Tockenburg
iſt ein anmuthiges, 12. Stunden langes Thal, mit
vielen Nebenthaͤlchen und fruchtbaren Bergen um-
ſchloſſen. Das Hauptthal zieht ſich in einer Kruͤm-
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[276/0292] be auch nicht, daß es euch viel Nutzen braͤchte. Aber das iſt euch nutz und gut, wenn ihr ſchon fruͤhe lernt, euer beſcheidenes Brodt in der Ehre der Un- abhaͤngigkeit zu erwerben. Wenn mir Gott Leben und Geſundheit friſtet, werd’ ich dann ſchon trach- ten, jedes ſo zu verſorgen, wie es nach meinen Um- ſtaͤnden moͤglich iſt. Einem von euch wird mein ar- tiges Haͤuschen zu Theil werden, deſſen Lage mir itzt noch zu beſchreiben uͤbrig bleibt. Mein Vaterland iſt zwar kein Schlauraffenland, kein gluͤckliches Arabien, und kein reitzendes Pays de Vaud. Es iſt das Tockenburg, deſſen Einwohner von jeher als unruhige und ungeſchliffene Leuthe ver- ſchrieen waren. Wer ihnen hierinn Unrecht thut, mag’s verantworten; Ich muͤßte bey der Behauptung des Gegentheils immer partheyiſch ſcheinen. So viel aber darf ich doch ſagen: Aller Orten, ſo weit ich gekommen bin, hab’ ich eben ſo grobe, wo nicht viel groͤbere — eben ſo dumme, wo nicht viel duͤmmere Leuth’ angetroffen. Doch wie geſagt, es gehoͤrt nicht in meinen Plan, und ſchickt ſich nicht fuͤr mich, meine Landleuthe zu ſchildern. Genug, ſie ſind mir lieb, und mein Vaterland nicht minder — ſo gut als irgend einem in der Welt das ſeinige, und wenn er in einem Paradieſe lebte. — Unſer Tockenburg iſt ein anmuthiges, 12. Stunden langes Thal, mit vielen Nebenthaͤlchen und fruchtbaren Bergen um- ſchloſſen. Das Hauptthal zieht ſich in einer Kruͤm- mung von Suͤdoſt nach Nordoſt hinab. Gerade in der Mitte deſſelben, auf einer Anhoͤhe, ſteht — mein

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/292>, abgerufen am 25.11.2024.