war; wie oft ich meine Hände gen Himmel rang: "Herr! Du weissest alle Dinge! Alle Herzen sind in "deiner Hand; du leitest sie wie Wasserbäche, wo- "hin du willst! Ach! gebiete auch diesem Laban, daß "er nicht anders mit Jakob rede als freundlich"! Und der Allgütige erhörte meine Bitte; und ich be- kam mildere Antwort, als ich's nie hätte erwarten dürfen. O wie ein köstlich Ding ist's, auf den Herrn hoffen, und ihm alle sein Anliegen mit Vertrauen klagen. Dieß hab' ich so manchmal, und so deutlich erfahren, daß mir itzt die felsenfeste Ueberzeugung davon nichts in der Welt mehr rauben kann.
Zu Anfang des Jahrs 1779. ward mir ohne mein Bewerben und Bemühen der Antrag gemacht, einem auswertigen Fabrikanten, von Glarus, Johannes Zwicki, Baumwollen-Tücher weben zu lassen. An- fangs lehnt' ich den Antrag aus dem Grund ab, weil vor mir her ein gewisser Grob bey der näm- lichen Commißion Bankerott gemacht. Da man mich aber versichert, daß die Ursache seines Unfalls eine ganz andre gewesen, ließ ich mich endlich bereden, und traf den Accord vollkommen auf den Fuß wie je- ner. Sofort hob' ich diesen Verkehr an. Man lie- ferte mir das Garn; und zwar zuerst sehr schlechtes; aber nach und nach gieng's besser. Auch hatt' ich Anfangs viele Mühe, genug Spuhler und Weber zu kriegen. Doch merkt' ich bald, daß zwar mit die- sem Geschäft viel Verdruß und Arbeit verbunden, aber auch etwas dabey zu gewinnen wäre. Ao. 80. erweitert' ich daher meine Anstalt um ein merkliches,
war; wie oft ich meine Haͤnde gen Himmel rang: „Herr! Du weiſſeſt alle Dinge! Alle Herzen ſind in „deiner Hand; du leiteſt ſie wie Waſſerbaͤche, wo- „hin du willſt! Ach! gebiete auch dieſem Laban, daß „er nicht anders mit Jakob rede als freundlich„! Und der Allguͤtige erhoͤrte meine Bitte; und ich be- kam mildere Antwort, als ich’s nie haͤtte erwarten duͤrfen. O wie ein koͤſtlich Ding iſt’s, auf den Herrn hoffen, und ihm alle ſein Anliegen mit Vertrauen klagen. Dieß hab’ ich ſo manchmal, und ſo deutlich erfahren, daß mir itzt die felſenfeſte Ueberzeugung davon nichts in der Welt mehr rauben kann.
Zu Anfang des Jahrs 1779. ward mir ohne mein Bewerben und Bemuͤhen der Antrag gemacht, einem auswertigen Fabrikanten, von Glarus, Johannes Zwicki, Baumwollen-Tuͤcher weben zu laſſen. An- fangs lehnt’ ich den Antrag aus dem Grund ab, weil vor mir her ein gewiſſer Grob bey der naͤm- lichen Commißion Bankerott gemacht. Da man mich aber verſichert, daß die Urſache ſeines Unfalls eine ganz andre geweſen, ließ ich mich endlich bereden, und traf den Accord vollkommen auf den Fuß wie je- ner. Sofort hob’ ich dieſen Verkehr an. Man lie- ferte mir das Garn; und zwar zuerſt ſehr ſchlechtes; aber nach und nach gieng’s beſſer. Auch hatt’ ich Anfangs viele Muͤhe, genug Spuhler und Weber zu kriegen. Doch merkt’ ich bald, daß zwar mit die- ſem Geſchaͤft viel Verdruß und Arbeit verbunden, aber auch etwas dabey zu gewinnen waͤre. Ao. 80. erweitert’ ich daher meine Anſtalt um ein merkliches,
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war; wie oft ich meine Haͤnde gen Himmel rang:
„Herr! Du weiſſeſt alle Dinge! Alle Herzen ſind in
„deiner Hand; du leiteſt ſie wie Waſſerbaͤche, wo-
„hin du willſt! Ach! gebiete auch dieſem Laban, daß
„er nicht anders mit Jakob rede als freundlich„!
Und der Allguͤtige erhoͤrte meine Bitte; und ich be-
kam mildere Antwort, als ich’s nie haͤtte erwarten
duͤrfen. O wie ein koͤſtlich Ding iſt’s, auf den Herrn
hoffen, und ihm alle ſein Anliegen mit Vertrauen
klagen. Dieß hab’ ich ſo manchmal, und ſo deutlich
erfahren, daß mir itzt die felſenfeſte Ueberzeugung
davon nichts in der Welt mehr rauben kann.
Zu Anfang des Jahrs 1779. ward mir ohne mein
Bewerben und Bemuͤhen der Antrag gemacht, einem
auswertigen Fabrikanten, von Glarus, Johannes
Zwicki, Baumwollen-Tuͤcher weben zu laſſen. An-
fangs lehnt’ ich den Antrag aus dem Grund ab,
weil vor mir her ein gewiſſer Grob bey der naͤm-
lichen Commißion Bankerott gemacht. Da man mich
aber verſichert, daß die Urſache ſeines Unfalls eine
ganz andre geweſen, ließ ich mich endlich bereden,
und traf den Accord vollkommen auf den Fuß wie je-
ner. Sofort hob’ ich dieſen Verkehr an. Man lie-
ferte mir das Garn; und zwar zuerſt ſehr ſchlechtes;
aber nach und nach gieng’s beſſer. Auch hatt’ ich
Anfangs viele Muͤhe, genug Spuhler und Weber
zu kriegen. Doch merkt’ ich bald, daß zwar mit die-
ſem Geſchaͤft viel Verdruß und Arbeit verbunden,
aber auch etwas dabey zu gewinnen waͤre. Ao. 80.
erweitert’ ich daher meine Anſtalt um ein merkliches,
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/242>, abgerufen am 24.11.2024.
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