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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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auf die Seite schaffen konnten. Hinwieder fiel der
Baumwollen-Gewerb fast gänzlich ins Koth, und al-
ler dießfällige Verdienst war äusserst klein; so daß man
freylich Arbeiter genug ums blosse Essen haben konnte.
Ohne dieß wäre der Preiß der Lebensmittel noch viel
höher gestiegen, und hätte die theure Zeit wohl bald
gar kein End' genommen. Doch, alles spezificirlich
herzusetzen wäre um eben so viel überflüßiger, da ich
es in meinem, wie ich höre, einst auch vor dem Pu-
blikum erscheinenden Tagebuch bereits hinlänglich ge-
than, und nämlich dort pünktlich, in aller Einfalt er-
zählt habe, was diesem Zeitpunkt vorgegangen (als
z. E. Kometen, Röthen am Himmel, Erdbeben,
Hochgewitter); und eben so, was auf denselben ge-
folgt (schwere Krankheiten, ein ziemlicher Sterbent
u. s. f.). Hier bleibt mir also nichts übrig, als mei-
ner eignen ökonomischen sowohl als Gemüthslage in
erwähnten bedenklichen Jahren, kurze und wahrhafte
Erwähnung zu thun. Denn freylich findet sich auch
darüber ein Weites und Breites in gedachtem Dia-
rio; aber eben nicht allemal gar zu ächt: Da ich
nämlich an mancher Stelle viel Lermens von meinem
sonderbaren Vertrauen auf die göttliche Vorsehung
gemacht -- und zwar meist gerade wo ich am klein-
gläubigsten war. So viel darf ich freylich noch itzt
sagen, daß dieß Zutrauen, ob es gleich zuweilen wank-
te, dennoch nie ganz zu Trümmern gieng, und ich
fast immer fand, daß mein eigenes Verschulden mir
die größten Leiden verursachte, und Gottes Güte viel
selbst gemachtes Uebel noch oft zu meinem Beßten

auf die Seite ſchaffen konnten. Hinwieder fiel der
Baumwollen-Gewerb faſt gaͤnzlich ins Koth, und al-
ler dießfaͤllige Verdienſt war aͤuſſerſt klein; ſo daß man
freylich Arbeiter genug ums bloſſe Eſſen haben konnte.
Ohne dieß waͤre der Preiß der Lebensmittel noch viel
hoͤher geſtiegen, und haͤtte die theure Zeit wohl bald
gar kein End’ genommen. Doch, alles ſpezificirlich
herzuſetzen waͤre um eben ſo viel uͤberfluͤßiger, da ich
es in meinem, wie ich hoͤre, einſt auch vor dem Pu-
blikum erſcheinenden Tagebuch bereits hinlaͤnglich ge-
than, und naͤmlich dort puͤnktlich, in aller Einfalt er-
zaͤhlt habe, was dieſem Zeitpunkt vorgegangen (als
z. E. Kometen, Roͤthen am Himmel, Erdbeben,
Hochgewitter); und eben ſo, was auf denſelben ge-
folgt (ſchwere Krankheiten, ein ziemlicher Sterbent
u. ſ. f.). Hier bleibt mir alſo nichts uͤbrig, als mei-
ner eignen oͤkonomiſchen ſowohl als Gemuͤthslage in
erwaͤhnten bedenklichen Jahren, kurze und wahrhafte
Erwaͤhnung zu thun. Denn freylich findet ſich auch
daruͤber ein Weites und Breites in gedachtem Dia-
rio; aber eben nicht allemal gar zu aͤcht: Da ich
naͤmlich an mancher Stelle viel Lermens von meinem
ſonderbaren Vertrauen auf die goͤttliche Vorſehung
gemacht — und zwar meiſt gerade wo ich am klein-
glaͤubigſten war. So viel darf ich freylich noch itzt
ſagen, daß dieß Zutrauen, ob es gleich zuweilen wank-
te, dennoch nie ganz zu Truͤmmern gieng, und ich
faſt immer fand, daß mein eigenes Verſchulden mir
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[194/0210] auf die Seite ſchaffen konnten. Hinwieder fiel der Baumwollen-Gewerb faſt gaͤnzlich ins Koth, und al- ler dießfaͤllige Verdienſt war aͤuſſerſt klein; ſo daß man freylich Arbeiter genug ums bloſſe Eſſen haben konnte. Ohne dieß waͤre der Preiß der Lebensmittel noch viel hoͤher geſtiegen, und haͤtte die theure Zeit wohl bald gar kein End’ genommen. Doch, alles ſpezificirlich herzuſetzen waͤre um eben ſo viel uͤberfluͤßiger, da ich es in meinem, wie ich hoͤre, einſt auch vor dem Pu- blikum erſcheinenden Tagebuch bereits hinlaͤnglich ge- than, und naͤmlich dort puͤnktlich, in aller Einfalt er- zaͤhlt habe, was dieſem Zeitpunkt vorgegangen (als z. E. Kometen, Roͤthen am Himmel, Erdbeben, Hochgewitter); und eben ſo, was auf denſelben ge- folgt (ſchwere Krankheiten, ein ziemlicher Sterbent u. ſ. f.). Hier bleibt mir alſo nichts uͤbrig, als mei- ner eignen oͤkonomiſchen ſowohl als Gemuͤthslage in erwaͤhnten bedenklichen Jahren, kurze und wahrhafte Erwaͤhnung zu thun. Denn freylich findet ſich auch daruͤber ein Weites und Breites in gedachtem Dia- rio; aber eben nicht allemal gar zu aͤcht: Da ich naͤmlich an mancher Stelle viel Lermens von meinem ſonderbaren Vertrauen auf die goͤttliche Vorſehung gemacht — und zwar meiſt gerade wo ich am klein- glaͤubigſten war. So viel darf ich freylich noch itzt ſagen, daß dieß Zutrauen, ob es gleich zuweilen wank- te, dennoch nie ganz zu Truͤmmern gieng, und ich faſt immer fand, daß mein eigenes Verſchulden mir die groͤßten Leiden verurſachte, und Gottes Guͤte viel ſelbſt gemachtes Uebel noch oft zu meinem Beßten

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/210>, abgerufen am 23.11.2024.