obgleich ich schon zum voraus wußte, daß mich man- cher darüber auslachen, und denken werde: Wart' nur! Du wirst noch des Dings genug bekommen; wie's denn auch wirklich geschah. -- Inzwischen kam mein gutes Weib dieß erstemal wahrlich nicht leicht davon, und mußte viele Wochen das Beth hüten. Das Kind hingegen wuchs, und nahm recht wunder- bar zu.
Bald nachher erzeugten die Angelegenheiten der Meinigen manchen kleinern und grössern Ehestreit zwischen mir und meiner Hausehre. Die letztre moch- te nämlich nach Gewohnheit die erstern nie recht lei- den, und meinte immer, ich dächt' und gäb' ihnen zu viel. Freylich waren meine Brüder ziemlich un- gezogene Bursche -- aber immer meine Brüder, und ich also verbunden, mich ihrer anzunehmen. End- lich kamen sie einer nach dem andern unter die Fremden, Georg ausgenommen, der ein ziemlich lüderliches Weib heurathete; die andern alle verdien- ten, meines Wissens, ihr Brod mit Gott und mit Ehren.
LXV. Wieder drey Jahre.
(1763 - 1765.)
Die Flitterwochen meines Ehestands waren nun läng- stens vorbey, obgleich ich eben wenig von ihrem Ho- nig zu sagen weiß. Mein Weib wollte immer gar zu scharfe Mannszucht halten; und wo viel Gebote sind, da giebt's auch mehr Uebertretung. Wenn ich
obgleich ich ſchon zum voraus wußte, daß mich man- cher daruͤber auslachen, und denken werde: Wart’ nur! Du wirſt noch des Dings genug bekommen; wie’s denn auch wirklich geſchah. — Inzwiſchen kam mein gutes Weib dieß erſtemal wahrlich nicht leicht davon, und mußte viele Wochen das Beth huͤten. Das Kind hingegen wuchs, und nahm recht wunder- bar zu.
Bald nachher erzeugten die Angelegenheiten der Meinigen manchen kleinern und groͤſſern Eheſtreit zwiſchen mir und meiner Hausehre. Die letztre moch- te naͤmlich nach Gewohnheit die erſtern nie recht lei- den, und meinte immer, ich daͤcht’ und gaͤb’ ihnen zu viel. Freylich waren meine Bruͤder ziemlich un- gezogene Burſche — aber immer meine Bruͤder, und ich alſo verbunden, mich ihrer anzunehmen. End- lich kamen ſie einer nach dem andern unter die Fremden, Georg ausgenommen, der ein ziemlich luͤderliches Weib heurathete; die andern alle verdien- ten, meines Wiſſens, ihr Brod mit Gott und mit Ehren.
LXV. Wieder drey Jahre.
(1763 - 1765.)
Die Flitterwochen meines Eheſtands waren nun laͤng- ſtens vorbey, obgleich ich eben wenig von ihrem Ho- nig zu ſagen weiß. Mein Weib wollte immer gar zu ſcharfe Mannszucht halten; und wo viel Gebote ſind, da giebt’s auch mehr Uebertretung. Wenn ich
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbn="187"facs="#f0203"/>
obgleich ich ſchon zum voraus wußte, daß mich man-<lb/>
cher daruͤber auslachen, und denken werde: Wart’<lb/>
nur! Du wirſt noch des Dings genug bekommen;<lb/>
wie’s denn auch wirklich geſchah. — Inzwiſchen kam<lb/>
mein gutes Weib dieß erſtemal wahrlich nicht leicht<lb/>
davon, und mußte viele Wochen das Beth huͤten.<lb/>
Das Kind hingegen wuchs, und nahm recht wunder-<lb/>
bar zu.</p><lb/><p>Bald nachher erzeugten die Angelegenheiten der<lb/>
Meinigen manchen kleinern und groͤſſern Eheſtreit<lb/>
zwiſchen mir und meiner Hausehre. Die letztre moch-<lb/>
te naͤmlich nach Gewohnheit die erſtern nie recht lei-<lb/>
den, und meinte immer, ich daͤcht’ und gaͤb’ ihnen<lb/>
zu viel. Freylich waren meine Bruͤder ziemlich un-<lb/>
gezogene Burſche — aber immer meine Bruͤder, und<lb/>
ich alſo verbunden, mich ihrer anzunehmen. End-<lb/>
lich kamen ſie einer nach dem andern unter die<lb/>
Fremden, <hirendition="#fr">Georg</hi> ausgenommen, der ein ziemlich<lb/>
luͤderliches Weib heurathete; die andern alle verdien-<lb/>
ten, meines Wiſſens, ihr Brod mit Gott und mit Ehren.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#g"><hirendition="#aq">LXV.</hi></hi><lb/><hirendition="#fr">Wieder drey Jahre</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#c">(1763 - 1765.)</hi></p><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Flitterwochen meines Eheſtands waren nun laͤng-<lb/>ſtens vorbey, obgleich ich eben wenig von ihrem Ho-<lb/>
nig zu ſagen weiß. Mein Weib wollte immer gar<lb/>
zu ſcharfe Mannszucht halten; und wo viel Gebote<lb/>ſind, da giebt’s auch mehr Uebertretung. Wenn ich<lb/></p></div></body></text></TEI>
[187/0203]
obgleich ich ſchon zum voraus wußte, daß mich man-
cher daruͤber auslachen, und denken werde: Wart’
nur! Du wirſt noch des Dings genug bekommen;
wie’s denn auch wirklich geſchah. — Inzwiſchen kam
mein gutes Weib dieß erſtemal wahrlich nicht leicht
davon, und mußte viele Wochen das Beth huͤten.
Das Kind hingegen wuchs, und nahm recht wunder-
bar zu.
Bald nachher erzeugten die Angelegenheiten der
Meinigen manchen kleinern und groͤſſern Eheſtreit
zwiſchen mir und meiner Hausehre. Die letztre moch-
te naͤmlich nach Gewohnheit die erſtern nie recht lei-
den, und meinte immer, ich daͤcht’ und gaͤb’ ihnen
zu viel. Freylich waren meine Bruͤder ziemlich un-
gezogene Burſche — aber immer meine Bruͤder, und
ich alſo verbunden, mich ihrer anzunehmen. End-
lich kamen ſie einer nach dem andern unter die
Fremden, Georg ausgenommen, der ein ziemlich
luͤderliches Weib heurathete; die andern alle verdien-
ten, meines Wiſſens, ihr Brod mit Gott und mit Ehren.
LXV.
Wieder drey Jahre.
(1763 - 1765.)
Die Flitterwochen meines Eheſtands waren nun laͤng-
ſtens vorbey, obgleich ich eben wenig von ihrem Ho-
nig zu ſagen weiß. Mein Weib wollte immer gar
zu ſcharfe Mannszucht halten; und wo viel Gebote
ſind, da giebt’s auch mehr Uebertretung. Wenn ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/203>, abgerufen am 01.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.