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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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ich allen meinen Kräften auf, fällte das Holz, das
meist in einem Bachtobel stuhnd, und zügelte es
(der gute Aeti half mir wacker) nach der Säge;
dann auf den Zimmerplatz. Aber Sagen und Zim-
mern kostete Geld. Alle Tag' mußt ich dem Seckel
die Riemen ziehn, und das war dann doch nur der
Schmerzen ein Anfang. Doch bisher gieng alles
noch gut von statten; der Garnhandel ersetzte die
Lücken. Meiner Dulcinee rapportirt' ich alles fleis-
sig, und sie trug an meinem Thun und Lassen meist
ein gnädiges Belieben.

Den Sommer, Herbst und Winter durch macht'
ich alle nöthige Zubereitungen mit Holz, Stein,
Kalk, Ziegel und s. f. um im könftigen Frühjahr
mit meinem Bau zeitig genug anfangen, und je eher
je lieber mit meiner jungen Hausehre einziehen zu kön-
nen. Nebst meinem kleinen Handel pfuscht' ich, zumal im
Winter, allerley Mobilien, Werkgeschirr, u. d. gl.
Denn ich dachte, in ein Haus würde auch Hausrath
gehören; von meiner Liebste werd' ich nicht viel zu
erwarten haben, und von meinem Vater, dem ich
itzt ein, freylich geringes, Kostgeld bezahlen mußte,
noch minder. Ueberhaupt war also wohl nichts un-
überlegter, als dergestalt, blos einem Weibsbild,
und -- ich will es gern gestehen -- dann auch mei-
ner Eitelkeit zu lieb, um eine eigene Hofstätte zu
haben, mich in ein Labyrinth zu vertiefen, aus wel-
chen nur Gott und Glück mich wieder herausführen
konnten. Auch lächelten mich ein Paar meiner Nach-
barn immer schalkhaft an, so oft ich nur bey ihnen

vor-

ich allen meinen Kraͤften auf, faͤllte das Holz, das
meiſt in einem Bachtobel ſtuhnd, und zuͤgelte es
(der gute Aeti half mir wacker) nach der Saͤge;
dann auf den Zimmerplatz. Aber Sagen und Zim-
mern koſtete Geld. Alle Tag’ mußt ich dem Seckel
die Riemen ziehn, und das war dann doch nur der
Schmerzen ein Anfang. Doch bisher gieng alles
noch gut von ſtatten; der Garnhandel erſetzte die
Luͤcken. Meiner Dulcinee rapportirt’ ich alles fleiſ-
ſig, und ſie trug an meinem Thun und Laſſen meiſt
ein gnaͤdiges Belieben.

Den Sommer, Herbſt und Winter durch macht’
ich alle noͤthige Zubereitungen mit Holz, Stein,
Kalk, Ziegel und ſ. f. um im koͤnftigen Fruͤhjahr
mit meinem Bau zeitig genug anfangen, und je eher
je lieber mit meiner jungen Hausehre einziehen zu koͤn-
nen. Nebſt meinem kleinen Handel pfuſcht’ ich, zumal im
Winter, allerley Mobilien, Werkgeſchirr, u. d. gl.
Denn ich dachte, in ein Haus wuͤrde auch Hausrath
gehoͤren; von meiner Liebſte werd’ ich nicht viel zu
erwarten haben, und von meinem Vater, dem ich
itzt ein, freylich geringes, Koſtgeld bezahlen mußte,
noch minder. Ueberhaupt war alſo wohl nichts un-
uͤberlegter, als dergeſtalt, blos einem Weibsbild,
und — ich will es gern geſtehen — dann auch mei-
ner Eitelkeit zu lieb, um eine eigene Hofſtaͤtte zu
haben, mich in ein Labyrinth zu vertiefen, aus wel-
chen nur Gott und Gluͤck mich wieder herausfuͤhren
konnten. Auch laͤchelten mich ein Paar meiner Nach-
barn immer ſchalkhaft an, ſo oft ich nur bey ihnen

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[175[176]/0192] ich allen meinen Kraͤften auf, faͤllte das Holz, das meiſt in einem Bachtobel ſtuhnd, und zuͤgelte es (der gute Aeti half mir wacker) nach der Saͤge; dann auf den Zimmerplatz. Aber Sagen und Zim- mern koſtete Geld. Alle Tag’ mußt ich dem Seckel die Riemen ziehn, und das war dann doch nur der Schmerzen ein Anfang. Doch bisher gieng alles noch gut von ſtatten; der Garnhandel erſetzte die Luͤcken. Meiner Dulcinee rapportirt’ ich alles fleiſ- ſig, und ſie trug an meinem Thun und Laſſen meiſt ein gnaͤdiges Belieben. Den Sommer, Herbſt und Winter durch macht’ ich alle noͤthige Zubereitungen mit Holz, Stein, Kalk, Ziegel und ſ. f. um im koͤnftigen Fruͤhjahr mit meinem Bau zeitig genug anfangen, und je eher je lieber mit meiner jungen Hausehre einziehen zu koͤn- nen. Nebſt meinem kleinen Handel pfuſcht’ ich, zumal im Winter, allerley Mobilien, Werkgeſchirr, u. d. gl. Denn ich dachte, in ein Haus wuͤrde auch Hausrath gehoͤren; von meiner Liebſte werd’ ich nicht viel zu erwarten haben, und von meinem Vater, dem ich itzt ein, freylich geringes, Koſtgeld bezahlen mußte, noch minder. Ueberhaupt war alſo wohl nichts un- uͤberlegter, als dergeſtalt, blos einem Weibsbild, und — ich will es gern geſtehen — dann auch mei- ner Eitelkeit zu lieb, um eine eigene Hofſtaͤtte zu haben, mich in ein Labyrinth zu vertiefen, aus wel- chen nur Gott und Gluͤck mich wieder herausfuͤhren konnten. Auch laͤchelten mich ein Paar meiner Nach- barn immer ſchalkhaft an, ſo oft ich nur bey ihnen vor-

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 175[176]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/192>, abgerufen am 25.11.2024.