der hatte ebenfalls nichts dawider, und verschafte mir 100. fl. die er noch von der Mutter zu bezie- hen hatte.
Um diese Zeit hatt' ich eine gefährliche Krankheit, da mir nämlich ein solches Geschwür tief im Schlund wuchs, das mich beynahe das Leben gekostet hätte. Endlich schnitten's mir die Herren Doktors Mettler Vater und Sohn, mit einem krummen Instrumente so glücklich auf, daß ich gleichsam in einem Nu wie- der schlucken und reden konnte.
1759.
Im Merz des folgenden Jahrs fieng ich nun wirk- lich an, Baumwollengarn zu kaufen. Damals mußt' ich noch den Spinnern auf ihr Wort glauben, und also den Lehrbletz theuer genug bezahlen. Indessen gieng ich den 5. Aprill das erstemal mit meinem Garn auf St. Gallen, und konnt' es so mit ziem- lichem Nutzen absetzen. Dann schafte ich mir von Herrn Heinrich Hartmann 76. Pfund Baumwol- len, das Pfund zu 2. fl. an, ward nun in aller Form ein Garnjuwelier, und bildete mir schon mehr ein, als der Pfifferling werth war. Ungefehr ein Jahr lang trieb ich nebenbey noch mein Salpeter- sieden fort; und da meine Baarschaft eben gering war, mußt' ich sie um so viel öftrer umzusetzen su- chen, wanderte deswegen einmal übers andere auf St. Gallen, und befand mich dabey nicht übel: Doch betrug mein Vorschlag in diesem Jahr nicht über 12. fl. Aber das deuchte mir damals schon ein Grosses.
der hatte ebenfalls nichts dawider, und verſchafte mir 100. fl. die er noch von der Mutter zu bezie- hen hatte.
Um dieſe Zeit hatt’ ich eine gefaͤhrliche Krankheit, da mir naͤmlich ein ſolches Geſchwuͤr tief im Schlund wuchs, das mich beynahe das Leben gekoſtet haͤtte. Endlich ſchnitten’s mir die Herren Doktors Mettler Vater und Sohn, mit einem krummen Inſtrumente ſo gluͤcklich auf, daß ich gleichſam in einem Nu wie- der ſchlucken und reden konnte.
1759.
Im Merz des folgenden Jahrs fieng ich nun wirk- lich an, Baumwollengarn zu kaufen. Damals mußt’ ich noch den Spinnern auf ihr Wort glauben, und alſo den Lehrbletz theuer genug bezahlen. Indeſſen gieng ich den 5. Aprill das erſtemal mit meinem Garn auf St. Gallen, und konnt’ es ſo mit ziem- lichem Nutzen abſetzen. Dann ſchafte ich mir von Herrn Heinrich Hartmann 76. Pfund Baumwol- len, das Pfund zu 2. fl. an, ward nun in aller Form ein Garnjuwelier, und bildete mir ſchon mehr ein, als der Pfifferling werth war. Ungefehr ein Jahr lang trieb ich nebenbey noch mein Salpeter- ſieden fort; und da meine Baarſchaft eben gering war, mußt’ ich ſie um ſo viel oͤftrer umzuſetzen ſu- chen, wanderte deswegen einmal uͤbers andere auf St. Gallen, und befand mich dabey nicht uͤbel: Doch betrug mein Vorſchlag in dieſem Jahr nicht uͤber 12. fl. Aber das deuchte mir damals ſchon ein Groſſes.
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der hatte ebenfalls nichts dawider, und verſchafte
mir 100. fl. die er noch von der Mutter zu bezie-
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Um dieſe Zeit hatt’ ich eine gefaͤhrliche Krankheit,
da mir naͤmlich ein ſolches Geſchwuͤr tief im Schlund
wuchs, das mich beynahe das Leben gekoſtet haͤtte.
Endlich ſchnitten’s mir die Herren Doktors Mettler
Vater und Sohn, mit einem krummen Inſtrumente
ſo gluͤcklich auf, daß ich gleichſam in einem Nu wie-
der ſchlucken und reden konnte.
1759.
Im Merz des folgenden Jahrs fieng ich nun wirk-
lich an, Baumwollengarn zu kaufen. Damals mußt’
ich noch den Spinnern auf ihr Wort glauben, und
alſo den Lehrbletz theuer genug bezahlen. Indeſſen
gieng ich den 5. Aprill das erſtemal mit meinem
Garn auf St. Gallen, und konnt’ es ſo mit ziem-
lichem Nutzen abſetzen. Dann ſchafte ich mir von
Herrn Heinrich Hartmann 76. Pfund Baumwol-
len, das Pfund zu 2. fl. an, ward nun in aller
Form ein Garnjuwelier, und bildete mir ſchon mehr
ein, als der Pfifferling werth war. Ungefehr ein
Jahr lang trieb ich nebenbey noch mein Salpeter-
ſieden fort; und da meine Baarſchaft eben gering
war, mußt’ ich ſie um ſo viel oͤftrer umzuſetzen ſu-
chen, wanderte deswegen einmal uͤbers andere auf
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Doch betrug mein Vorſchlag in dieſem Jahr nicht
uͤber 12. fl. Aber das deuchte mir damals ſchon ein
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/190>, abgerufen am 27.07.2024.
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