Obschon ich die Vorreden sonst hasse, muß ich doch ein Wörtchen zum voraus sagen, ehe ich diese Blätter, weiß noch selbst nicht mit was vor Zeug überschmiere. Was mich dazu bewogen? Eitelkeit? -- Freylich! -- Einmal ist die Schreibsucht da. Ich möchte aus mei- nen Papieren, von denen ich viele mit Eckel ansehe, einen Auszug machen. Ich möchte meine Lebenstage durchwandern, und das Merkwürdigste in dieser Erzählung aufbehal- ten. Ist's Hochmuth, Eigenliebe? Freylich! Und doch müßt' ich mich sehr mißkennen, wenn ich nicht auch andere Gründe hätte. Erstlich das Lob meines guten guten Gottes, meines liebreichen Schöpfers, meines beßten Vaters, dessen Kind und Geschöpf ich eben so wohl bin als Salomon und Alexander. Zweytens mei- ner Kinder wegen. Ich hätte schon oft weiß nicht was darum gegeben, wenn ich so eine Historie meines sel. Vaters, eine Geschichte seines Herzens und seines Lebens gehabt hätte. Nun, vielleicht kann's meinen Kindern auch so gehen, und dieses Büchlein ihnen so viel nützen, als wenn ich die wenige daran ver- wandte Zeit mit meiner gewohnten Arbeit zugebracht hätte. Und wenn auch nicht, so macht's doch mir eine unschuldige Freude, und ausserordentliche Lust, so wieder einmal
A
Vorrede des Verfaſſers.
Obſchon ich die Vorreden ſonſt haſſe, muß ich doch ein Woͤrtchen zum voraus ſagen, ehe ich dieſe Blaͤtter, weiß noch ſelbſt nicht mit was vor Zeug uͤberſchmiere. Was mich dazu bewogen? Eitelkeit? — Freylich! — Einmal iſt die Schreibſucht da. Ich moͤchte aus mei- nen Papieren, von denen ich viele mit Eckel anſehe, einen Auszug machen. Ich moͤchte meine Lebenstage durchwandern, und das Merkwuͤrdigſte in dieſer Erzaͤhlung aufbehal- ten. Iſt’s Hochmuth, Eigenliebe? Freylich! Und doch muͤßt’ ich mich ſehr mißkennen, wenn ich nicht auch andere Gruͤnde haͤtte. Erſtlich das Lob meines guten guten Gottes, meines liebreichen Schoͤpfers, meines beßten Vaters, deſſen Kind und Geſchoͤpf ich eben ſo wohl bin als Salomon und Alexander. Zweytens mei- ner Kinder wegen. Ich haͤtte ſchon oft weiß nicht was darum gegeben, wenn ich ſo eine Hiſtorie meines ſel. Vaters, eine Geſchichte ſeines Herzens und ſeines Lebens gehabt haͤtte. Nun, vielleicht kann’s meinen Kindern auch ſo gehen, und dieſes Buͤchlein ihnen ſo viel nuͤtzen, als wenn ich die wenige daran ver- wandte Zeit mit meiner gewohnten Arbeit zugebracht haͤtte. Und wenn auch nicht, ſo macht’s doch mir eine unſchuldige Freude, und auſſerordentliche Luſt, ſo wieder einmal
A
<TEI><text><body><pbfacs="#f0017"n="[1]"/><divn="1"><head><hirendition="#g">Vorrede</hi> des <hirendition="#g">Verfaſſers.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">O</hi>bſchon ich die Vorreden ſonſt haſſe, muß<lb/>
ich doch ein Woͤrtchen zum voraus ſagen, ehe<lb/>
ich dieſe Blaͤtter, weiß noch ſelbſt nicht mit<lb/>
was vor Zeug uͤberſchmiere. Was mich dazu<lb/>
bewogen? Eitelkeit? — Freylich! — Einmal<lb/>
iſt die Schreibſucht da. Ich moͤchte aus mei-<lb/>
nen Papieren, von denen ich viele mit Eckel<lb/>
anſehe, einen Auszug machen. Ich moͤchte<lb/>
meine Lebenstage durchwandern, und das<lb/>
Merkwuͤrdigſte in dieſer Erzaͤhlung aufbehal-<lb/>
ten. Iſt’s Hochmuth, Eigenliebe? Freylich!<lb/>
Und doch muͤßt’ ich mich ſehr mißkennen, wenn<lb/>
ich nicht auch andere Gruͤnde haͤtte. Erſtlich<lb/>
das Lob meines guten guten Gottes, meines<lb/>
liebreichen Schoͤpfers, meines beßten Vaters,<lb/>
deſſen Kind und Geſchoͤpf ich eben ſo wohl bin<lb/>
als Salomon und Alexander. Zweytens mei-<lb/>
ner Kinder wegen. Ich haͤtte ſchon oft weiß<lb/>
nicht was darum gegeben, wenn ich ſo eine<lb/>
Hiſtorie meines ſel. Vaters, eine Geſchichte<lb/>ſeines Herzens und ſeines Lebens gehabt haͤtte.<lb/>
Nun, vielleicht kann’s meinen Kindern auch<lb/>ſo gehen, und dieſes Buͤchlein ihnen ſo viel<lb/>
nuͤtzen, als wenn ich die wenige daran ver-<lb/>
wandte Zeit mit meiner gewohnten Arbeit<lb/>
zugebracht haͤtte. Und wenn auch nicht, ſo<lb/>
macht’s doch mir eine unſchuldige Freude,<lb/>
und auſſerordentliche Luſt, ſo wieder einmal<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[[1]/0017]
Vorrede des Verfaſſers.
Obſchon ich die Vorreden ſonſt haſſe, muß
ich doch ein Woͤrtchen zum voraus ſagen, ehe
ich dieſe Blaͤtter, weiß noch ſelbſt nicht mit
was vor Zeug uͤberſchmiere. Was mich dazu
bewogen? Eitelkeit? — Freylich! — Einmal
iſt die Schreibſucht da. Ich moͤchte aus mei-
nen Papieren, von denen ich viele mit Eckel
anſehe, einen Auszug machen. Ich moͤchte
meine Lebenstage durchwandern, und das
Merkwuͤrdigſte in dieſer Erzaͤhlung aufbehal-
ten. Iſt’s Hochmuth, Eigenliebe? Freylich!
Und doch muͤßt’ ich mich ſehr mißkennen, wenn
ich nicht auch andere Gruͤnde haͤtte. Erſtlich
das Lob meines guten guten Gottes, meines
liebreichen Schoͤpfers, meines beßten Vaters,
deſſen Kind und Geſchoͤpf ich eben ſo wohl bin
als Salomon und Alexander. Zweytens mei-
ner Kinder wegen. Ich haͤtte ſchon oft weiß
nicht was darum gegeben, wenn ich ſo eine
Hiſtorie meines ſel. Vaters, eine Geſchichte
ſeines Herzens und ſeines Lebens gehabt haͤtte.
Nun, vielleicht kann’s meinen Kindern auch
ſo gehen, und dieſes Buͤchlein ihnen ſo viel
nuͤtzen, als wenn ich die wenige daran ver-
wandte Zeit mit meiner gewohnten Arbeit
zugebracht haͤtte. Und wenn auch nicht, ſo
macht’s doch mir eine unſchuldige Freude,
und auſſerordentliche Luſt, ſo wieder einmal
A
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/17>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.