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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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hätt' ich mich verkriechen mögen, und eine ähnliche
Angst, ja Todesblässe, las' man bald auf allen Ge-
sichtern, selbst deren, die sonst noch so viel' Herz-
haftigkeit gleichsueten. Die gelärten Branzfläschgen
(wie jeder Soldat eines hat) flogen untern den Ku-
geln durch die Lüfte; die meisten soffen ihren klei-
nen Vorrath bis auf den Grund aus, denn da hieß
es: Heute braucht es Courage, und Morgens vielleicht
keinen Fusel mehr! Itzt avanzierten wir bis unter die
Kanonen, wo wir mit dem ersten Treffen abwech-
seln mußten. Potz Himmel! wie sausten da die Ei-
senbrocken ob unsern Köpfen weg -- fuhren bald vor
bald hinter uns in die Erde, daß Stein und Rasen
hoch in die Luft sprang -- bald mitten ein, und
spickten uns die Leuthe aus den Gliedern weg, als
wenn's Strohhälme wären. Dicht vor uns sahen
wir nichts als feindliche Cavallerie, die all rhand Be-
wegungen machte; sich bald in die Länge ausdehnte,
bald in einen halben Mond, dann in ein Drey-
und Viereck sich wieder zusammenzog. Nun rückte
auch unsre Kavallerie an; wir machten Lücke, und
liessen sie vor, auf die feindliche losgalloppieren.
Das war ein Gehagel, das knarrte und blinkerte,
als sie nun einhieben! Allein kaum währte es eine
Viertelstunde, so kam unsere Reuterey, von der Oe-
stereichischen
geschlagen, und bis nahe unter unsre Ka-
nonen verfolgt zurücke. Da hätte man das Speck-
tackel sehen sollen: Pferde die ihren Mann im Steg-
reif hängend, andre die ihr Gedärm der Erde nach-
schleppten. Inzwischen stuhnden wir noch immer im

haͤtt’ ich mich verkriechen moͤgen, und eine aͤhnliche
Angſt, ja Todesblaͤſſe, laſ’ man bald auf allen Ge-
ſichtern, ſelbſt deren, die ſonſt noch ſo viel’ Herz-
haftigkeit gleichsueten. Die gelaͤrten Branzflaͤſchgen
(wie jeder Soldat eines hat) flogen untern den Ku-
geln durch die Luͤfte; die meiſten ſoffen ihren klei-
nen Vorrath bis auf den Grund aus, denn da hieß
es: Heute braucht es Courage, und Morgens vielleicht
keinen Fuſel mehr! Itzt avanzierten wir bis unter die
Kanonen, wo wir mit dem erſten Treffen abwech-
ſeln mußten. Potz Himmel! wie ſauſten da die Ei-
ſenbrocken ob unſern Koͤpfen weg — fuhren bald vor
bald hinter uns in die Erde, daß Stein und Raſen
hoch in die Luft ſprang — bald mitten ein, und
ſpickten uns die Leuthe aus den Gliedern weg, als
wenn’s Strohhaͤlme waͤren. Dicht vor uns ſahen
wir nichts als feindliche Cavallerie, die all rhand Be-
wegungen machte; ſich bald in die Laͤnge ausdehnte,
bald in einen halben Mond, dann in ein Drey-
und Viereck ſich wieder zuſammenzog. Nun ruͤckte
auch unſre Kavallerie an; wir machten Luͤcke, und
lieſſen ſie vor, auf die feindliche losgalloppieren.
Das war ein Gehagel, das knarrte und blinkerte,
als ſie nun einhieben! Allein kaum waͤhrte es eine
Viertelſtunde, ſo kam unſere Reuterey, von der Oe-
ſtereichiſchen
geſchlagen, und bis nahe unter unſre Ka-
nonen verfolgt zuruͤcke. Da haͤtte man das Speck-
tackel ſehen ſollen: Pferde die ihren Mann im Steg-
reif haͤngend, andre die ihr Gedaͤrm der Erde nach-
ſchleppten. Inzwiſchen ſtuhnden wir noch immer im

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[152/0168] haͤtt’ ich mich verkriechen moͤgen, und eine aͤhnliche Angſt, ja Todesblaͤſſe, laſ’ man bald auf allen Ge- ſichtern, ſelbſt deren, die ſonſt noch ſo viel’ Herz- haftigkeit gleichsueten. Die gelaͤrten Branzflaͤſchgen (wie jeder Soldat eines hat) flogen untern den Ku- geln durch die Luͤfte; die meiſten ſoffen ihren klei- nen Vorrath bis auf den Grund aus, denn da hieß es: Heute braucht es Courage, und Morgens vielleicht keinen Fuſel mehr! Itzt avanzierten wir bis unter die Kanonen, wo wir mit dem erſten Treffen abwech- ſeln mußten. Potz Himmel! wie ſauſten da die Ei- ſenbrocken ob unſern Koͤpfen weg — fuhren bald vor bald hinter uns in die Erde, daß Stein und Raſen hoch in die Luft ſprang — bald mitten ein, und ſpickten uns die Leuthe aus den Gliedern weg, als wenn’s Strohhaͤlme waͤren. Dicht vor uns ſahen wir nichts als feindliche Cavallerie, die all rhand Be- wegungen machte; ſich bald in die Laͤnge ausdehnte, bald in einen halben Mond, dann in ein Drey- und Viereck ſich wieder zuſammenzog. Nun ruͤckte auch unſre Kavallerie an; wir machten Luͤcke, und lieſſen ſie vor, auf die feindliche losgalloppieren. Das war ein Gehagel, das knarrte und blinkerte, als ſie nun einhieben! Allein kaum waͤhrte es eine Viertelſtunde, ſo kam unſere Reuterey, von der Oe- ſtereichiſchen geſchlagen, und bis nahe unter unſre Ka- nonen verfolgt zuruͤcke. Da haͤtte man das Speck- tackel ſehen ſollen: Pferde die ihren Mann im Steg- reif haͤngend, andre die ihr Gedaͤrm der Erde nach- ſchleppten. Inzwiſchen ſtuhnden wir noch immer im

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/168>, abgerufen am 25.11.2024.