Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.jeder noch ein Stück Feldgeräth tragen; Flasche, LI. Marschroute bis Pirna. So marschierten wir den ersten Tag (22. Aug.) jeder noch ein Stuͤck Feldgeraͤth tragen; Flaſche, LI. Marſchroute bis Pirna. So marſchierten wir den erſten Tag (22. Aug.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0158" n="142"/> jeder noch ein Stuͤck Feldgeraͤth tragen; Flaſche,<lb/> Keſſel, Hacken, oder ſo was; alles an Riemen;<lb/> dann erſt noch eine Flinte, auch an einem ſolchen.<lb/> So waren wir alle fuͤnfmal uͤbereinander kreutzweis<lb/> uͤber die Bruſt geſchloſſen, daß anfangs jeder glaubte,<lb/> unter ſolcher Laſt erſticken zu muͤſſen. Dazu kam<lb/> die enge gepreßte Montur, und eine ſolche Hunds-<lb/> tagshitze, daß mir’s manchmal daͤuchte, ich geh’ auf<lb/> gluͤhenden Kohlen, und wenn ich meiner Bruſt ein<lb/> wenig Luft machte, ein Dampf herauskam wie von<lb/> einem ſiedenden Keſſel. Oft hatt’ ich keinen trockenen<lb/> Faden mehr am Leib, und verſchmachtete bald vor<lb/> Durſt.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">LI.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Marſchroute bis Pirna</hi></hi>.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">S</hi>o marſchierten wir den erſten Tag (22. Aug.)<lb/> zum <hi rendition="#fr">Köppeniker</hi> Thor aus, und machten noch 4.<lb/> Stunden bis zum Staͤdchen <hi rendition="#fr">Köppenik</hi>, wo wir<lb/> zu 30-50. zu Burgern eingequartirt waren, die<lb/> uns vor einen Groſchen traktiren mußten. Potz Plun-<lb/> der, wie giengs da her! Ha! da wurde gefreſſen.<lb/> Aber denk’ man ſich nur ſo viele groſſe hungrige<lb/> Kerls! Immer hieß es da: Schaff her, Canaille!<lb/> was d’ im hinterſten Winkel haſt. Des Nachts<lb/> wurde die Stube mit Stroh gefuͤllt; da lagen wir<lb/> alle in Reihen, den Waͤnden nach. Wahrlich eine<lb/> curioſe Wirthſchaft! In jedem Haus befand ſich ein<lb/> Offizier, welcher auf guter Mannszucht halten ſoll-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [142/0158]
jeder noch ein Stuͤck Feldgeraͤth tragen; Flaſche,
Keſſel, Hacken, oder ſo was; alles an Riemen;
dann erſt noch eine Flinte, auch an einem ſolchen.
So waren wir alle fuͤnfmal uͤbereinander kreutzweis
uͤber die Bruſt geſchloſſen, daß anfangs jeder glaubte,
unter ſolcher Laſt erſticken zu muͤſſen. Dazu kam
die enge gepreßte Montur, und eine ſolche Hunds-
tagshitze, daß mir’s manchmal daͤuchte, ich geh’ auf
gluͤhenden Kohlen, und wenn ich meiner Bruſt ein
wenig Luft machte, ein Dampf herauskam wie von
einem ſiedenden Keſſel. Oft hatt’ ich keinen trockenen
Faden mehr am Leib, und verſchmachtete bald vor
Durſt.
LI.
Marſchroute bis Pirna.
So marſchierten wir den erſten Tag (22. Aug.)
zum Köppeniker Thor aus, und machten noch 4.
Stunden bis zum Staͤdchen Köppenik, wo wir
zu 30-50. zu Burgern eingequartirt waren, die
uns vor einen Groſchen traktiren mußten. Potz Plun-
der, wie giengs da her! Ha! da wurde gefreſſen.
Aber denk’ man ſich nur ſo viele groſſe hungrige
Kerls! Immer hieß es da: Schaff her, Canaille!
was d’ im hinterſten Winkel haſt. Des Nachts
wurde die Stube mit Stroh gefuͤllt; da lagen wir
alle in Reihen, den Waͤnden nach. Wahrlich eine
curioſe Wirthſchaft! In jedem Haus befand ſich ein
Offizier, welcher auf guter Mannszucht halten ſoll-
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