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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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Dann hohl' ich Aennchen, meine Eltern und Ge-
schwister zu mir, und mache sie des gleichen Wohl-
stands theilhaft. Aber, durch welche Wege? -- Dieß
fragt' ich mich nie; und hätt' ich daran gedacht, so
wär's mir nicht schwer gewesen, drauf zu antworten --
denn damals war mir Alles leicht. Zudem kam mein
Herr tagtäglich mit allerley Exempeln von Bauern
die zu Herren worden, und andern Fortunastindern
angestochen (der Herren die zu Bettlern worden, that
er keine Meldung) und versprach selber, an meinem
fernern Fortkommen wie ein treuer Vater zu arbei-
ten u. d. gl. Was hätt' ich weiter befürchten sol-
len -- oder vielmehr, was nicht alles hoffen dür-
fen? Von einem Herrn, wie Markoni -- einem
so grossen Herrn, dacht' ich Esel -- dem zweyt- oder
drittnächsten vielleicht auf den König, der Länder und
Städte, geschweige Gelds zu vergeben hat, so viel
er will. Aus seiner jetzigen Güte zu schliessen, was
wird er erst für mich in der Zukunft thun? Oder
warum sollt' er auf mich groben ungeschliffenen Fle-
gel jetzt schon so viel wenden, wenn er nicht grosse
Dinge mit mir im Sinn hätte? Konnt' er mich
nicht, gleich andern Rekruten, geradezu nach Ber-
lin transportiren lassen, wenn er je im Sinn hätte,
mich zum Soldaten zu machen, wie mirs ehemals
ein Paar böse Mäuler aufbinden wollten? Nein!
Das wird in Ewigkeit nicht geschehn, darauf will ich
leben und sterben. So dacht' ich, wenn ich vor
lauter Wohlbehagen je Zeit zu denken hatte. Ge-
sund war ich wie ein Fisch. Die Tracktament konnt'

Dann hohl’ ich Aennchen, meine Eltern und Ge-
ſchwiſter zu mir, und mache ſie des gleichen Wohl-
ſtands theilhaft. Aber, durch welche Wege? — Dieß
fragt’ ich mich nie; und haͤtt’ ich daran gedacht, ſo
waͤr’s mir nicht ſchwer geweſen, drauf zu antworten —
denn damals war mir Alles leicht. Zudem kam mein
Herr tagtaͤglich mit allerley Exempeln von Bauern
die zu Herren worden, und andern Fortunastindern
angeſtochen (der Herren die zu Bettlern worden, that
er keine Meldung) und verſprach ſelber, an meinem
fernern Fortkommen wie ein treuer Vater zu arbei-
ten u. d. gl. Was haͤtt’ ich weiter befuͤrchten ſol-
len — oder vielmehr, was nicht alles hoffen duͤr-
fen? Von einem Herrn, wie Markoni — einem
ſo groſſen Herrn, dacht’ ich Eſel — dem zweyt- oder
drittnaͤchſten vielleicht auf den Koͤnig, der Laͤnder und
Staͤdte, geſchweige Gelds zu vergeben hat, ſo viel
er will. Aus ſeiner jetzigen Guͤte zu ſchlieſſen, was
wird er erſt fuͤr mich in der Zukunft thun? Oder
warum ſollt’ er auf mich groben ungeſchliffenen Fle-
gel jetzt ſchon ſo viel wenden, wenn er nicht groſſe
Dinge mit mir im Sinn haͤtte? Konnt’ er mich
nicht, gleich andern Rekruten, geradezu nach Ber-
lin transportiren laſſen, wenn er je im Sinn haͤtte,
mich zum Soldaten zu machen, wie mirs ehemals
ein Paar boͤſe Maͤuler aufbinden wollten? Nein!
Das wird in Ewigkeit nicht geſchehn, darauf will ich
leben und ſterben. So dacht’ ich, wenn ich vor
lauter Wohlbehagen je Zeit zu denken hatte. Ge-
ſund war ich wie ein Fiſch. Die Tracktament konnt’

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[107/0123] Dann hohl’ ich Aennchen, meine Eltern und Ge- ſchwiſter zu mir, und mache ſie des gleichen Wohl- ſtands theilhaft. Aber, durch welche Wege? — Dieß fragt’ ich mich nie; und haͤtt’ ich daran gedacht, ſo waͤr’s mir nicht ſchwer geweſen, drauf zu antworten — denn damals war mir Alles leicht. Zudem kam mein Herr tagtaͤglich mit allerley Exempeln von Bauern die zu Herren worden, und andern Fortunastindern angeſtochen (der Herren die zu Bettlern worden, that er keine Meldung) und verſprach ſelber, an meinem fernern Fortkommen wie ein treuer Vater zu arbei- ten u. d. gl. Was haͤtt’ ich weiter befuͤrchten ſol- len — oder vielmehr, was nicht alles hoffen duͤr- fen? Von einem Herrn, wie Markoni — einem ſo groſſen Herrn, dacht’ ich Eſel — dem zweyt- oder drittnaͤchſten vielleicht auf den Koͤnig, der Laͤnder und Staͤdte, geſchweige Gelds zu vergeben hat, ſo viel er will. Aus ſeiner jetzigen Guͤte zu ſchlieſſen, was wird er erſt fuͤr mich in der Zukunft thun? Oder warum ſollt’ er auf mich groben ungeſchliffenen Fle- gel jetzt ſchon ſo viel wenden, wenn er nicht groſſe Dinge mit mir im Sinn haͤtte? Konnt’ er mich nicht, gleich andern Rekruten, geradezu nach Ber- lin transportiren laſſen, wenn er je im Sinn haͤtte, mich zum Soldaten zu machen, wie mirs ehemals ein Paar boͤſe Maͤuler aufbinden wollten? Nein! Das wird in Ewigkeit nicht geſchehn, darauf will ich leben und ſterben. So dacht’ ich, wenn ich vor lauter Wohlbehagen je Zeit zu denken hatte. Ge- ſund war ich wie ein Fiſch. Die Tracktament konnt’

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/123>, abgerufen am 27.11.2024.