Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.H. Grubenmann in unserm Gasthof accordirt wor- H. Grubenmann in unſerm Gaſthof accordirt wor- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="98"/><hi rendition="#fr">H. Grubenmann</hi> in unſerm Gaſthof accordirt wor-<lb/> den) in die Weinleſe. Dort half ich dem jungen<lb/> Volke Trauben — eſſen, bis ans Halszaͤpflin. Ein-<lb/> mal bey einer ſolchen Ueberfahrt, ſagte mir jemand:<lb/> „Nun, wie geht’s <hi rendition="#fr">Ulrich</hi>? Weißt du auch, daß<lb/> „dein Herr ein <hi rendition="#fr">Preußiſcher</hi> Offizier iſt„? <hi rendition="#fr">Ich</hi>.<lb/> „Ja! meinetwegen, er iſt ein herzguter Herr„.<lb/> „Ja, ja„! ſagte jener: „Wart’ nur, bis d’enmal<lb/> „in <hi rendition="#fr">Preuſſen</hi> biſt; da mußt Soldat ſeyn, und dir<lb/> „den Buckel braun und blau gerben laſſen. Um<lb/> „tauſend Thaler moͤcht’ ich nicht in deiner Haut<lb/> „ſtecken„. Ich ſah dem Burſchen ſtarr ins Geſicht,<lb/> und dachte bloß, der Kerl rede ſo aus Bosheit oder<lb/> Neid; gieng dann geſchwind nach Hauſe, und er-<lb/> zaͤhlte meinem Herrn alles harklein, worauf derſelbe<lb/> verſetzte: „<hi rendition="#fr">Ollrich, Ollrich</hi>! Du mußt nicht ſo<lb/> „einem jeden Narrn und Flegel dein Ohr geben.<lb/> „Ja! es iſt wahr, ein <hi rendition="#fr">Preußiſcher</hi> Offizier bin ich —<lb/> „und was iſt’s denn? — von Geburth ein <hi rendition="#fr">Pohlni-<lb/> „ſcher</hi> Edelmann; und, damit ich dir alles auf die<lb/> „Naſe binde, heiß’ ich <hi rendition="#fr">Johann Markoni</hi>. Bis-<lb/> „her nannteſt du mich Herr Lieutenant! Aber eben<lb/> „dieſer Grobiane wegen, ſollſt du mich koͤnftig Ihr<lb/> „Gnaden! ſchelten. Uebrigens ſey nur getroſt und<lb/> „guten Muths, dir ſoll’s, bey Edelmanns Parole!<lb/> „nie fehlen, wenn du anderſt ein wackrer Burſche<lb/> „bleibſt. Soldat ſollteſt werden? Nein! bey meiner<lb/> „Seel’ nicht! Ich konnt’ dich ja haben; um ein<lb/> „Paar ſchlichtige Louisd’or wollten deine beyden ſau-<lb/> „bern Landsleuth’ dich verkaufen. Aber du warſt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0114]
H. Grubenmann in unſerm Gaſthof accordirt wor-
den) in die Weinleſe. Dort half ich dem jungen
Volke Trauben — eſſen, bis ans Halszaͤpflin. Ein-
mal bey einer ſolchen Ueberfahrt, ſagte mir jemand:
„Nun, wie geht’s Ulrich? Weißt du auch, daß
„dein Herr ein Preußiſcher Offizier iſt„? Ich.
„Ja! meinetwegen, er iſt ein herzguter Herr„.
„Ja, ja„! ſagte jener: „Wart’ nur, bis d’enmal
„in Preuſſen biſt; da mußt Soldat ſeyn, und dir
„den Buckel braun und blau gerben laſſen. Um
„tauſend Thaler moͤcht’ ich nicht in deiner Haut
„ſtecken„. Ich ſah dem Burſchen ſtarr ins Geſicht,
und dachte bloß, der Kerl rede ſo aus Bosheit oder
Neid; gieng dann geſchwind nach Hauſe, und er-
zaͤhlte meinem Herrn alles harklein, worauf derſelbe
verſetzte: „Ollrich, Ollrich! Du mußt nicht ſo
„einem jeden Narrn und Flegel dein Ohr geben.
„Ja! es iſt wahr, ein Preußiſcher Offizier bin ich —
„und was iſt’s denn? — von Geburth ein Pohlni-
„ſcher Edelmann; und, damit ich dir alles auf die
„Naſe binde, heiß’ ich Johann Markoni. Bis-
„her nannteſt du mich Herr Lieutenant! Aber eben
„dieſer Grobiane wegen, ſollſt du mich koͤnftig Ihr
„Gnaden! ſchelten. Uebrigens ſey nur getroſt und
„guten Muths, dir ſoll’s, bey Edelmanns Parole!
„nie fehlen, wenn du anderſt ein wackrer Burſche
„bleibſt. Soldat ſollteſt werden? Nein! bey meiner
„Seel’ nicht! Ich konnt’ dich ja haben; um ein
„Paar ſchlichtige Louisd’or wollten deine beyden ſau-
„bern Landsleuth’ dich verkaufen. Aber du warſt
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