Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. wieder zu zustellen/ haben dennoch die Engelländersolchen eingegangenen Vergleich niemahls gehalten/ sondern allezeit unsere entlauffene Soldaten/ so die versoffenste Kerle sind/ angehalten/ weil ihnen nemlich nichtes angenehmers ist/ als wenn ein Soldat seinen gantzen monatlichen Sold in Pons-Trincken verpras- set/ welches ein gewisses denen Engelländern sehr be- liebtes Getränck ist/ bestehend aus Brantewein/ Ci- tronen-Safft und Zucker/ folglich eine ungereimte und ungesunde mixtur. Es sind einige unter ihren Resi- denten selbst gewesen/ welche dieses Getränck durch andere verkauffen lassen/ und grossen Gewinnst da- von gezogen/ indem der arme Soldat es doppelt bezah- len muß/ und im Fall er nicht alle Monat ein Ehrliches verzehret/ bey erster Gelegenheit vieler Streiche ge- wärtig seyn: denn sie bekümmern sich gar nicht/ ob der Soldat wenn er bekleidet/ noch etwas Geld übrig halte ein Stück essen zu kauffen oder nicht/ sondern lassen dieses genung seyn/ wenn ihr Geld in Pons versof- fen ist; dahero durch dergleichen übermäßiges Sauffen und bösen Lebens-Art/ nicht nur die Solda- ten/ sondern auch fast alle andere in kläglichem Zustan- de sich befinden. So haben auch alle ihre Residen- ten keine andere Verordnug machen wollen/ in Anse- hung/ daß sie eines ansehnlichen Gewinnstes hiedurch beraubet würden. Es ist zur Gnüge bekandt/ daß alle Welt euch für muß E
des Landes Gvinea. wieder zu zuſtellen/ haben dennoch die Engellaͤnderſolchen eingegangenen Vergleich niemahls gehalten/ ſondern allezeit unſere entlauffene Soldaten/ ſo die verſoffenſte Kerle ſind/ angehalten/ weil ihnen nemlich nichtes angenehmers iſt/ als wenn ein Soldat ſeinen gantzen monatlichen Sold in Pons-Trincken verpraſ- ſet/ welches ein gewiſſes denen Engellaͤndern ſehr be- liebtes Getraͤnck iſt/ beſtehend aus Brantewein/ Ci- tronen-Safft und Zucker/ folglich eine ungereimte und ungeſunde mixtur. Es ſind einige unter ihren Reſi- denten ſelbſt geweſen/ welche dieſes Getraͤnck durch andere verkauffen laſſen/ und groſſen Gewinnſt da- von gezogen/ indem der arme Soldat es doppelt bezah- len muß/ und im Fall er nicht alle Monat ein Ehrliches verzehret/ bey erſter Gelegenheit vieler Streiche ge- waͤrtig ſeyn: denn ſie bekuͤmmern ſich gar nicht/ ob der Soldat wenn er bekleidet/ noch etwas Geld uͤbrig halte ein Stuͤck eſſen zu kauffen oder nicht/ ſondern laſſen dieſes genung ſeyn/ wenn ihr Geld in Pons verſof- fen iſt; dahero durch dergleichen uͤbermaͤßiges Sauffen und boͤſen Lebens-Art/ nicht nur die Solda- ten/ ſondern auch faſt alle andere in klaͤglichem Zuſtan- de ſich befinden. So haben auch alle ihre Reſiden- ten keine andere Verordnug machen wollen/ in Anſe- hung/ daß ſie eines anſehnlichen Gewinnſtes hiedurch beraubet wuͤrden. Es iſt zur Gnuͤge bekandt/ daß alle Welt euch fuͤr muß E
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des Landes Gvinea.
wieder zu zuſtellen/ haben dennoch die Engellaͤnder
ſolchen eingegangenen Vergleich niemahls gehalten/
ſondern allezeit unſere entlauffene Soldaten/ ſo die
verſoffenſte Kerle ſind/ angehalten/ weil ihnen nemlich
nichtes angenehmers iſt/ als wenn ein Soldat ſeinen
gantzen monatlichen Sold in Pons-Trincken verpraſ-
ſet/ welches ein gewiſſes denen Engellaͤndern ſehr be-
liebtes Getraͤnck iſt/ beſtehend aus Brantewein/ Ci-
tronen-Safft und Zucker/ folglich eine ungereimte und
ungeſunde mixtur. Es ſind einige unter ihren Reſi-
denten ſelbſt geweſen/ welche dieſes Getraͤnck durch
andere verkauffen laſſen/ und groſſen Gewinnſt da-
von gezogen/ indem der arme Soldat es doppelt bezah-
len muß/ und im Fall er nicht alle Monat ein Ehrliches
verzehret/ bey erſter Gelegenheit vieler Streiche ge-
waͤrtig ſeyn: denn ſie bekuͤmmern ſich gar nicht/ ob der
Soldat wenn er bekleidet/ noch etwas Geld uͤbrig halte
ein Stuͤck eſſen zu kauffen oder nicht/ ſondern laſſen
dieſes genung ſeyn/ wenn ihr Geld in Pons verſof-
fen iſt; dahero durch dergleichen uͤbermaͤßiges
Sauffen und boͤſen Lebens-Art/ nicht nur die Solda-
ten/ ſondern auch faſt alle andere in klaͤglichem Zuſtan-
de ſich befinden. So haben auch alle ihre Reſiden-
ten keine andere Verordnug machen wollen/ in Anſe-
hung/ daß ſie eines anſehnlichen Gewinnſtes hiedurch
beraubet wuͤrden.
Es iſt zur Gnuͤge bekandt/ daß alle Welt euch fuͤr
einen gelehrten und wackeren Medicum erkennet:
nun weiß ich aber nicht/ ob ihr mit dem Herrn Bonte-
koe in gleicher Meynung ſtehet/ daß der meiſte Theil
derer Menſchen ihr Leben verkuͤrtzen durch eine unor-
dentliche Lebens-Art; (welches doch in gewiſſer Maße
muß
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