Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
man zu Fuß gehet/ denn zu Wasser ists nicht mehr als
zwey Grosse/ nechst dem Dorff Degou oder Cabo-
cors,
(denn dieses ist das Vor-Gebürge) findet sich
derer Engelländer Haupt-Vestung/ nechst der zu
S. George, die Beste und Gröste im gantzen Lande.
Jnwendig hat sie viel Abtheilungen/ die sehr wohl ge-
bauet und angeleget. Auch haben sie allhie eine gros-
se Höhe von Steinen aufgeführet/ damit sie die Ein-
wohner in denen ihnen zugehörigen Dörffern beschü-
tzen können/ im Fall sie von ihren Feinden den Moh-
ren überfallen würden. Sie hat auch 4. grosse Boll-
wercke/ und noch ein anders von ziemlicher Länge/ mit
13. Stücken besetzet/ womit sie bis dichte an das Wasser
schiessen/ und also leichtlich verhindern können daß kein
frembdes Schiff auf ihre Rhede anckern konne; ohne
der grossen Stein-Klippe welche die Vestung beschü-
tzet/ dergestalt/ daß es fast unmöglich ist so nahe zu kom-
men/ und die Stadt von dem Meer beschiessen zu kön-
nen. Was das Ärgste ist/ so halten sie mehrentheils
eine sehr schlechte Besatzung darinnen/ deren ein Theil
sonderlich die Soldaten in so elendem Zustande leben/
daß man zum Mittleiden beweget wird wenn man sie
zu Gesicht bekömmt/ indem sie einer alten Spanier
Compagnie nicht unähnlich seyn. Denn sie alle un-
sere verlauffene und ausgerissene Soldaten gerne in
ihre Besoldung aufnehmen/ ohne jemahls dieselbe
wieder auszuliefern/ sondern halten dieselbige an/ zum
Schein eines ungereimten Mittleidens/ selbige der
verdienten Straffe zu entziehen. Ohngeachtet wir
offtermahls desfals eins worden keine ausgerissene
Soldaten von beyden Theilen anzunehmen/ sondern
dieselbige in Fesseln gebunden/ dem Eigenthums-Herrn

wieder-

Beſchreibung
man zu Fuß gehet/ denn zu Waſſer iſts nicht mehr als
zwey Groſſe/ nechſt dem Dorff Degou oder Cabo-
cors,
(denn dieſes iſt das Vor-Gebuͤrge) findet ſich
derer Engellaͤnder Haupt-Veſtung/ nechſt der zu
S. George, die Beſte und Groͤſte im gantzen Lande.
Jnwendig hat ſie viel Abtheilungen/ die ſehr wohl ge-
bauet und angeleget. Auch haben ſie allhie eine groſ-
ſe Hoͤhe von Steinen aufgefuͤhret/ damit ſie die Ein-
wohner in denen ihnen zugehoͤrigen Doͤrffern beſchuͤ-
tzen koͤnnen/ im Fall ſie von ihren Feinden den Moh-
ren uͤberfallen wuͤrden. Sie hat auch 4. groſſe Boll-
wercke/ und noch ein anders von ziemlicher Laͤnge/ mit
13. Stuͤcken beſetzet/ womit ſie bis dichte an das Waſſer
ſchieſſen/ und alſo leichtlich verhindern koͤnnen daß kein
frembdes Schiff auf ihre Rhede anckern konne; ohne
der groſſen Stein-Klippe welche die Veſtung beſchuͤ-
tzet/ dergeſtalt/ daß es faſt unmoͤglich iſt ſo nahe zu kom-
men/ und die Stadt von dem Meer beſchieſſen zu koͤn-
nen. Was das Aͤrgſte iſt/ ſo halten ſie mehrentheils
eine ſehr ſchlechte Beſatzung darinnen/ deren ein Theil
ſonderlich die Soldaten in ſo elendem Zuſtande leben/
daß man zum Mittleiden beweget wird wenn man ſie
zu Geſicht bekoͤmmt/ indem ſie einer alten Spanier
Compagnie nicht unaͤhnlich ſeyn. Denn ſie alle un-
ſere verlauffene und ausgeriſſene Soldaten gerne in
ihre Beſoldung aufnehmen/ ohne jemahls dieſelbe
wieder auszuliefern/ ſondern halten dieſelbige an/ zum
Schein eines ungereimten Mittleidens/ ſelbige der
verdienten Straffe zu entziehen. Ohngeachtet wir
offtermahls desfals eins worden keine ausgeriſſene
Soldaten von beyden Theilen anzunehmen/ ſondern
dieſelbige in Feſſeln gebunden/ dem Eigenthums-Herrn

wieder-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0090" n="64"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
man zu Fuß gehet/ denn zu Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;ts nicht mehr als<lb/>
zwey Gro&#x017F;&#x017F;e/ nech&#x017F;t dem Dorff <hi rendition="#aq">Degou</hi> oder <hi rendition="#aq">Cabo-<lb/>
cors,</hi> (denn die&#x017F;es i&#x017F;t das Vor-Gebu&#x0364;rge) findet &#x017F;ich<lb/>
derer Engella&#x0364;nder Haupt-Ve&#x017F;tung/ nech&#x017F;t der zu<lb/><hi rendition="#aq">S. George,</hi> die Be&#x017F;te und Gro&#x0364;&#x017F;te im gantzen Lande.<lb/>
Jnwendig hat &#x017F;ie viel Abtheilungen/ die &#x017F;ehr wohl ge-<lb/>
bauet und angeleget. Auch haben &#x017F;ie allhie eine gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Ho&#x0364;he von Steinen aufgefu&#x0364;hret/ damit &#x017F;ie die Ein-<lb/>
wohner in denen ihnen zugeho&#x0364;rigen Do&#x0364;rffern be&#x017F;chu&#x0364;-<lb/>
tzen ko&#x0364;nnen/ im Fall &#x017F;ie von ihren Feinden den Moh-<lb/>
ren u&#x0364;berfallen wu&#x0364;rden. Sie hat auch 4. gro&#x017F;&#x017F;e Boll-<lb/>
wercke/ und noch ein anders von ziemlicher La&#x0364;nge/ mit<lb/>
13. Stu&#x0364;cken be&#x017F;etzet/ womit &#x017F;ie bis dichte an das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/ und al&#x017F;o leichtlich verhindern ko&#x0364;nnen daß kein<lb/>
frembdes Schiff auf ihre Rhede anckern konne; ohne<lb/>
der gro&#x017F;&#x017F;en Stein-Klippe welche die Ve&#x017F;tung be&#x017F;chu&#x0364;-<lb/>
tzet/ derge&#x017F;talt/ daß es fa&#x017F;t unmo&#x0364;glich i&#x017F;t &#x017F;o nahe zu kom-<lb/>
men/ und die Stadt von dem Meer be&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en zu ko&#x0364;n-<lb/>
nen. Was das A&#x0364;rg&#x017F;te i&#x017F;t/ &#x017F;o halten &#x017F;ie mehrentheils<lb/>
eine &#x017F;ehr &#x017F;chlechte Be&#x017F;atzung darinnen/ deren ein Theil<lb/>
&#x017F;onderlich die Soldaten in &#x017F;o elendem Zu&#x017F;tande leben/<lb/>
daß man zum Mittleiden beweget wird wenn man &#x017F;ie<lb/>
zu Ge&#x017F;icht beko&#x0364;mmt/ indem &#x017F;ie einer alten Spanier<lb/><hi rendition="#aq">Compagnie</hi> nicht una&#x0364;hnlich &#x017F;eyn. Denn &#x017F;ie alle un-<lb/>
&#x017F;ere verlauffene und ausgeri&#x017F;&#x017F;ene Soldaten gerne in<lb/>
ihre Be&#x017F;oldung aufnehmen/ ohne jemahls die&#x017F;elbe<lb/>
wieder auszuliefern/ &#x017F;ondern halten die&#x017F;elbige an/ zum<lb/>
Schein eines ungereimten Mittleidens/ &#x017F;elbige der<lb/>
verdienten Straffe zu entziehen. Ohngeachtet wir<lb/>
offtermahls desfals eins worden keine ausgeri&#x017F;&#x017F;ene<lb/>
Soldaten von beyden Theilen anzunehmen/ &#x017F;ondern<lb/>
die&#x017F;elbige in Fe&#x017F;&#x017F;eln gebunden/ dem Eigenthums-Herrn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wieder-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0090] Beſchreibung man zu Fuß gehet/ denn zu Waſſer iſts nicht mehr als zwey Groſſe/ nechſt dem Dorff Degou oder Cabo- cors, (denn dieſes iſt das Vor-Gebuͤrge) findet ſich derer Engellaͤnder Haupt-Veſtung/ nechſt der zu S. George, die Beſte und Groͤſte im gantzen Lande. Jnwendig hat ſie viel Abtheilungen/ die ſehr wohl ge- bauet und angeleget. Auch haben ſie allhie eine groſ- ſe Hoͤhe von Steinen aufgefuͤhret/ damit ſie die Ein- wohner in denen ihnen zugehoͤrigen Doͤrffern beſchuͤ- tzen koͤnnen/ im Fall ſie von ihren Feinden den Moh- ren uͤberfallen wuͤrden. Sie hat auch 4. groſſe Boll- wercke/ und noch ein anders von ziemlicher Laͤnge/ mit 13. Stuͤcken beſetzet/ womit ſie bis dichte an das Waſſer ſchieſſen/ und alſo leichtlich verhindern koͤnnen daß kein frembdes Schiff auf ihre Rhede anckern konne; ohne der groſſen Stein-Klippe welche die Veſtung beſchuͤ- tzet/ dergeſtalt/ daß es faſt unmoͤglich iſt ſo nahe zu kom- men/ und die Stadt von dem Meer beſchieſſen zu koͤn- nen. Was das Aͤrgſte iſt/ ſo halten ſie mehrentheils eine ſehr ſchlechte Beſatzung darinnen/ deren ein Theil ſonderlich die Soldaten in ſo elendem Zuſtande leben/ daß man zum Mittleiden beweget wird wenn man ſie zu Geſicht bekoͤmmt/ indem ſie einer alten Spanier Compagnie nicht unaͤhnlich ſeyn. Denn ſie alle un- ſere verlauffene und ausgeriſſene Soldaten gerne in ihre Beſoldung aufnehmen/ ohne jemahls dieſelbe wieder auszuliefern/ ſondern halten dieſelbige an/ zum Schein eines ungereimten Mittleidens/ ſelbige der verdienten Straffe zu entziehen. Ohngeachtet wir offtermahls desfals eins worden keine ausgeriſſene Soldaten von beyden Theilen anzunehmen/ ſondern dieſelbige in Feſſeln gebunden/ dem Eigenthums-Herrn wieder-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/90
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/90>, abgerufen am 25.11.2024.