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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Fetu sich in zwey Theile getrennet/ die eine Helffte zu
uns/ die andere zu den Commaniern sich schlagend;
wodurch sie/ da es bald diesen bald jenen den Hals ge-
kostet/ doppelt abgenommen haben: insonderheit aber
hat die letztere Schlacht sehr viel/ und fast die Helffte
aus dem Weg geräumet. Jst demnach nicht zu ver-
wundern/ daß die guten Leute so sehr geschwächet/ und
ausser allem Standt gebracht worden ihr schönes Land
zu bebauen. Denn es gewiß ein recht fruchtbahres
und annehmliches Land ist/ so daß es mit dem von Ante
gar wohl könne verglichen werden; ich bin selbiges vor
dem letzten Kriege zu unterschiedlichen mahlen durch
und durch gereiset/ da ich viele schöne gebauete und be-
wohnte Dörffer gefunden/ imgleichen grossen Vor-
raht an Früchten/ Viehe/ Öhle und Palmen-Wein/
welches das Gesicht über alle massen vergnüget. Vor
allem aber sind überaus angenehm die bedeckte Spatzi-
er-Gänge zwischen Elmina und Simbe, einem Dorff/
so anderthalb Meilen tieffer im Lande Fetu anzutref-
fen/ einige von denen sind bey eine halbe Meile lang/
und dabey so dichte/ daß weder Regen noch Sonne
durchkommen kan. Nicht weniger ergetzlich sind die
schöne hohe Bäume auf denen Bergen/ und das fri-
sche Wasser in dem durchlauffenden Fluß/ welcher
deswegen von unsern Compagnie-Bedienten zur
Lust gar fleißig besuchet wird. Kurtz es muste dieses
Land so nahe seyn/ als es an unser Haupt-Stadt lieget.
Der Einwohner gröste Arbeit bestehet darinnen daß
sie durchgehends ohne Unterscheid zum Ackerbau sich
bequemen/ Korn und andere Früchte säen/ Öhle und
Palmen-Wein machen/ welches sie unter sich gar
wohl eingetheilet haben. Drey Meilen davon/ wenn

man

des Landes Gvinea.
Fetu ſich in zwey Theile getrennet/ die eine Helffte zu
uns/ die andere zu den Commaniern ſich ſchlagend;
wodurch ſie/ da es bald dieſen bald jenen den Hals ge-
koſtet/ doppelt abgenommen haben: inſonderheit aber
hat die letztere Schlacht ſehr viel/ und faſt die Helffte
aus dem Weg geraͤumet. Jſt demnach nicht zu ver-
wundern/ daß die guten Leute ſo ſehr geſchwaͤchet/ und
auſſer allem Standt gebracht worden ihr ſchoͤnes Land
zu bebauen. Denn es gewiß ein recht fruchtbahres
und annehmliches Land iſt/ ſo daß es mit dem von Ante
gar wohl koͤnne verglichen werden; ich bin ſelbiges vor
dem letzten Kriege zu unterſchiedlichen mahlen durch
und durch gereiſet/ da ich viele ſchoͤne gebauete und be-
wohnte Doͤrffer gefunden/ imgleichen groſſen Vor-
raht an Fruͤchten/ Viehe/ Oͤhle und Palmen-Wein/
welches das Geſicht uͤber alle maſſen vergnuͤget. Vor
allem aber ſind uͤberaus angenehm die bedeckte Spatzi-
er-Gaͤnge zwiſchen Elmina und Simbe, einem Dorff/
ſo anderthalb Meilen tieffer im Lande Fetu anzutref-
fen/ einige von denen ſind bey eine halbe Meile lang/
und dabey ſo dichte/ daß weder Regen noch Sonne
durchkommen kan. Nicht weniger ergetzlich ſind die
ſchoͤne hohe Baͤume auf denen Bergen/ und das fri-
ſche Waſſer in dem durchlauffenden Fluß/ welcher
deswegen von unſern Compagnie-Bedienten zur
Luſt gar fleißig beſuchet wird. Kurtz es muſte dieſes
Land ſo nahe ſeyn/ als es an unſer Haupt-Stadt lieget.
Der Einwohner groͤſte Arbeit beſtehet darinnen daß
ſie durchgehends ohne Unterſcheid zum Ackerbau ſich
bequemen/ Korn und andere Fruͤchte ſaͤen/ Oͤhle und
Palmen-Wein machen/ welches ſie unter ſich gar
wohl eingetheilet haben. Drey Meilen davon/ wenn

man
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[63/0089] des Landes Gvinea. Fetu ſich in zwey Theile getrennet/ die eine Helffte zu uns/ die andere zu den Commaniern ſich ſchlagend; wodurch ſie/ da es bald dieſen bald jenen den Hals ge- koſtet/ doppelt abgenommen haben: inſonderheit aber hat die letztere Schlacht ſehr viel/ und faſt die Helffte aus dem Weg geraͤumet. Jſt demnach nicht zu ver- wundern/ daß die guten Leute ſo ſehr geſchwaͤchet/ und auſſer allem Standt gebracht worden ihr ſchoͤnes Land zu bebauen. Denn es gewiß ein recht fruchtbahres und annehmliches Land iſt/ ſo daß es mit dem von Ante gar wohl koͤnne verglichen werden; ich bin ſelbiges vor dem letzten Kriege zu unterſchiedlichen mahlen durch und durch gereiſet/ da ich viele ſchoͤne gebauete und be- wohnte Doͤrffer gefunden/ imgleichen groſſen Vor- raht an Fruͤchten/ Viehe/ Oͤhle und Palmen-Wein/ welches das Geſicht uͤber alle maſſen vergnuͤget. Vor allem aber ſind uͤberaus angenehm die bedeckte Spatzi- er-Gaͤnge zwiſchen Elmina und Simbe, einem Dorff/ ſo anderthalb Meilen tieffer im Lande Fetu anzutref- fen/ einige von denen ſind bey eine halbe Meile lang/ und dabey ſo dichte/ daß weder Regen noch Sonne durchkommen kan. Nicht weniger ergetzlich ſind die ſchoͤne hohe Baͤume auf denen Bergen/ und das fri- ſche Waſſer in dem durchlauffenden Fluß/ welcher deswegen von unſern Compagnie-Bedienten zur Luſt gar fleißig beſuchet wird. Kurtz es muſte dieſes Land ſo nahe ſeyn/ als es an unſer Haupt-Stadt lieget. Der Einwohner groͤſte Arbeit beſtehet darinnen daß ſie durchgehends ohne Unterſcheid zum Ackerbau ſich bequemen/ Korn und andere Fruͤchte ſaͤen/ Oͤhle und Palmen-Wein machen/ welches ſie unter ſich gar wohl eingetheilet haben. Drey Meilen davon/ wenn man

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/89>, abgerufen am 25.11.2024.