Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung daß diese Unmenschen überflüßig mit aller Nothdurfftversehen sind/ in dem sie nicht allein Milhio, Jammes, Bakovens und Bananas, sondern auch kurtz zu sagen alles was im gantzen Lande anzutreffen/ häuffig haben/ sowol Kühe/ Hammel/ Hühner und dergleichen/ als auch aller hand Wildwerck/ so daß an zureichlichen Un- terhalt des Lebens kein Mangel zu spüren; folglich um so viel mehr zu beneiden/ weil sie nichtes an andre dar- von überlassen wollen/ ohne ihr lumpenes Spitzen- werck/ welches sie theuer genung wissen anzubringen. Es giebet noch heutiges Tages Leute welche in ste-
Beſchreibung daß dieſe Unmenſchen uͤberfluͤßig mit aller Nothdurfftverſehen ſind/ in dem ſie nicht allein Milhio, Jammes, Bakovens und Bananas, ſondern auch kurtz zu ſagen alles was im gantzen Lande anzutreffen/ haͤuffig haben/ ſowol Kuͤhe/ Hammel/ Huͤhner und dergleichen/ als auch aller hand Wildwerck/ ſo daß an zureichlichen Un- terhalt des Lebens kein Mangel zu ſpuͤren; folglich um ſo viel mehr zu beneiden/ weil ſie nichtes an andre dar- von uͤberlaſſen wollen/ ohne ihr lumpenes Spitzen- werck/ welches ſie theuer genung wiſſen anzubringen. Es giebet noch heutiges Tages Leute welche in ſte-
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Beſchreibung
daß dieſe Unmenſchen uͤberfluͤßig mit aller Nothdurfft
verſehen ſind/ in dem ſie nicht allein Milhio, Jammes,
Bakovens und Bananas, ſondern auch kurtz zu ſagen
alles was im gantzen Lande anzutreffen/ haͤuffig haben/
ſowol Kuͤhe/ Hammel/ Huͤhner und dergleichen/ als
auch aller hand Wildwerck/ ſo daß an zureichlichen Un-
terhalt des Lebens kein Mangel zu ſpuͤren; folglich um
ſo viel mehr zu beneiden/ weil ſie nichtes an andre dar-
von uͤberlaſſen wollen/ ohne ihr lumpenes Spitzen-
werck/ welches ſie theuer genung wiſſen anzubringen.
Es giebet noch heutiges Tages Leute welche in
Zweiffel ziehen wollen/ daß wuͤrckliche Menſchen in der
Welt waͤren ſo Menſchenfleiſch genieſſen/ weil ſie ſa-
gen/ daß ſolche Art Leute einig und allein der Rede nach
von denen unvernuͤnfftigen Thieren unterſchieden waͤ-
ren/ welches aber nicht zu behaupten/ ſintemahlen
GOtt einem Menſchen eine vernuͤnfftige Seele gege-
ben/ vermittelſt welcher er erkennen koͤnnte was ihm
nuͤtz- oder ſchaͤdlich ſey. Uber dem wollen ſie auch nicht
zugeben daß man ſolche Leute wilde Menſchen nennen
koͤnnte/ ſondern das waͤren allein wilde/ die dem un-
vernuͤnfftigen Vieh gleich in Holtz und wuͤſten Waͤl-
dern von allen menſchlichen Umgang abgeſondert/ nach
keinem Goͤtt- oder weltlichen Geſetz lebeten. Nun waͤ-
ren aber ſolche Leute nirgends anzutreffen/ folglich auch
noch niemahls Wilde weder geweſen/ noch jemahls zu
verhoffen. Allein es hat dieſer Vernunfft-Schluß
wenigen Grund/ ſintemahlen die Erfahrung ſelbſt leh-
ret/ daß wuͤrckliche Anthropophages oder Menſchen-
freſſer ſeyn/ uͤberdem auch aus dem Alterthum und
ſehr vielen Autoribus ohne die unſrigen zu erweiſen
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