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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
ohne zwo/ welche hoch über dem Wasser stehen/ und
man dichte vorüber fahren muß.

Das Dorff selbst lieget neben dem Strande auf ei-
ner Höhe/ und begreiffet ohngefehr ein 60. Häuser
in sich/ welche zierlich gebauet/ und einige so hoch auf-
geführet/ daß man sie drey Meilen aus der See abse-
hen könne. Meistentheis sind sie auf selbige Art als
zu Cabo Misurado gebauet/ ohne daß diese mehrere
Geschoß haben.

Der Rio Sestre ist ein überaus schöner und an-
nehmlicher Fluß/ von beyden Seiten mit schönen
Bäumen gezieret/ mit unter lauffenden vielen Bä-
chen/ die sich herein schleichen. Jnsonderheit aber ge-
ben ihm die viele anliegende Dörffer das beste Anse-
hen/ und vor allen des Königes/ welches ohngefehr 3.
Meilen von dem Mund des Flusses abgelegen/ aus
30. Häusern bestehet.

Es sagte dazumahl der König/ albereit zimlich bey
Jahren seynde/ daß alle dasige Einwohner von ihm
herstammeten/ welches leichtlich zu glauben/ angese-
hen ihrer nicht gar viele. Er führet einen Europäi-
schen Nahmen fast wie alle andere Vornehme des Lan-
des/ und nennet sich Peter/ ein sehr angenehmer und
höfflicher Alter/ worinnen ihm seine Unterthanen
zimlich nach kommen/ überdem auch sehr arbeitsam/
und zum Land-Bau nebst der Handlung sehr geneigt
sind. Von ihren Kleidern/ Früchten und Vieh-
werck ist nichts nöthig hinzu zu setzen/ weil sie darinnen
von obgemeldten Ländern nicht unterschieden.

Sonsten hat es das Ansehen/ ob lebten diese Leute
in stetem Frieden/ sintemahlen man nirgends vom
Kriege reden höret/ es sey denn von einem kleinen

Schar-

des Landes Gvinea.
ohne zwo/ welche hoch uͤber dem Waſſer ſtehen/ und
man dichte voruͤber fahren muß.

Das Dorff ſelbſt lieget neben dem Strande auf ei-
ner Hoͤhe/ und begreiffet ohngefehr ein 60. Haͤuſer
in ſich/ welche zierlich gebauet/ und einige ſo hoch auf-
gefuͤhret/ daß man ſie drey Meilen aus der See abſe-
hen koͤnne. Meiſtentheis ſind ſie auf ſelbige Art als
zu Cabo Miſurado gebauet/ ohne daß dieſe mehrere
Geſchoß haben.

Der Rio Seſtre iſt ein uͤberaus ſchoͤner und an-
nehmlicher Fluß/ von beyden Seiten mit ſchoͤnen
Baͤumen gezieret/ mit unter lauffenden vielen Baͤ-
chen/ die ſich herein ſchleichen. Jnſonderheit aber ge-
ben ihm die viele anliegende Doͤrffer das beſte Anſe-
hen/ und vor allen des Koͤniges/ welches ohngefehr 3.
Meilen von dem Mund des Fluſſes abgelegen/ aus
30. Haͤuſern beſtehet.

Es ſagte dazumahl der Koͤnig/ albereit zimlich bey
Jahren ſeynde/ daß alle daſige Einwohner von ihm
herſtammeten/ welches leichtlich zu glauben/ angeſe-
hen ihrer nicht gar viele. Er fuͤhret einen Europaͤi-
ſchen Nahmen faſt wie alle andere Vornehme des Lan-
des/ und nennet ſich Peter/ ein ſehr angenehmer und
hoͤfflicher Alter/ worinnen ihm ſeine Unterthanen
zimlich nach kommen/ uͤberdem auch ſehr arbeitſam/
und zum Land-Bau nebſt der Handlung ſehr geneigt
ſind. Von ihren Kleidern/ Fruͤchten und Vieh-
werck iſt nichts noͤthig hinzu zu ſetzen/ weil ſie darinnen
von obgemeldten Laͤndern nicht unterſchieden.

Sonſten hat es das Anſehen/ ob lebten dieſe Leute
in ſtetem Frieden/ ſintemahlen man nirgends vom
Kriege reden hoͤret/ es ſey denn von einem kleinen

Schar-
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[575/0635] des Landes Gvinea. ohne zwo/ welche hoch uͤber dem Waſſer ſtehen/ und man dichte voruͤber fahren muß. Das Dorff ſelbſt lieget neben dem Strande auf ei- ner Hoͤhe/ und begreiffet ohngefehr ein 60. Haͤuſer in ſich/ welche zierlich gebauet/ und einige ſo hoch auf- gefuͤhret/ daß man ſie drey Meilen aus der See abſe- hen koͤnne. Meiſtentheis ſind ſie auf ſelbige Art als zu Cabo Miſurado gebauet/ ohne daß dieſe mehrere Geſchoß haben. Der Rio Seſtre iſt ein uͤberaus ſchoͤner und an- nehmlicher Fluß/ von beyden Seiten mit ſchoͤnen Baͤumen gezieret/ mit unter lauffenden vielen Baͤ- chen/ die ſich herein ſchleichen. Jnſonderheit aber ge- ben ihm die viele anliegende Doͤrffer das beſte Anſe- hen/ und vor allen des Koͤniges/ welches ohngefehr 3. Meilen von dem Mund des Fluſſes abgelegen/ aus 30. Haͤuſern beſtehet. Es ſagte dazumahl der Koͤnig/ albereit zimlich bey Jahren ſeynde/ daß alle daſige Einwohner von ihm herſtammeten/ welches leichtlich zu glauben/ angeſe- hen ihrer nicht gar viele. Er fuͤhret einen Europaͤi- ſchen Nahmen faſt wie alle andere Vornehme des Lan- des/ und nennet ſich Peter/ ein ſehr angenehmer und hoͤfflicher Alter/ worinnen ihm ſeine Unterthanen zimlich nach kommen/ uͤberdem auch ſehr arbeitſam/ und zum Land-Bau nebſt der Handlung ſehr geneigt ſind. Von ihren Kleidern/ Fruͤchten und Vieh- werck iſt nichts noͤthig hinzu zu ſetzen/ weil ſie darinnen von obgemeldten Laͤndern nicht unterſchieden. Sonſten hat es das Anſehen/ ob lebten dieſe Leute in ſtetem Frieden/ ſintemahlen man nirgends vom Kriege reden hoͤret/ es ſey denn von einem kleinen Schar-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/635>, abgerufen am 22.11.2024.