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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
kein einiger Mohr bey uns an Boort/ folglich fanden
wir uns genöthiget weiter nach der Caep hinunter zu
fahren/ allwo wir auch den dritten Tag glücklich an-
legten. Jch liesse also meine Kauff-Waaren in einen
kleinen Kahn bringen/ und gieng zu Fuß selbst mit/ um
zu sehen ob wir nicht einige Elephanten-Zähne erhan-
deln könten deren es hie zu Lande viele giebet. Kaum
hatte ich den Fuß an Land gesetzet/ so fande sich der gan-
tze Strand voller Mohren/ und hiessen mich sehr höff-
lich willkommen/ führten mich auch in ihre Wohnun-
gen welche unter dem Strande lagen/ allwo drey klei-
ne Dörffer zusammen gelegen/ welche alles in allem
keine 30. Häuser ausmacheten. So bald ware ich
nicht in diese köstliche Dörffer hereinkommen/ so brach-
te man mir einige Kannen Wein entgegen mit der
Bitte ich möchte so lange verziehen bis ihr König an-
käme/ dagegen ich nichts einwendete/ folglich ihro Ma-
jestäten nach Verlauff einer Stunde mit einigem Ge-
folge ankommen sahe. Dannenhero gieng ich ausser-
halb dem Dorff ihm entgegen/ um meine Pflicht-mäs-
sige Ehrerbietung zu bezeugen.

Der König empfing mich sehr höff ich/ und gieng
demnach mit ihm wieder ins Dorff/ fragte nachge-
hends da wir von unterschiedlichen Sachen gespro-
chen/ diesen grossen König/ was ihm dünckte/ ob ich
eine gute Handlung zu hoffen hätte? darauf er antwor-
tete vor diesesmahl gar schlecht mit Elephanten-Zäh-
nen versehen zu seyn/ so daß ich über zwey nicht finden
würde. Er schiene schon bey Jahren zu seyn/ weil
sein Haar gantz weiß war. Sein Nahme war Jan
Cabo-Monte,
nach dem hiesigen kleinen Lande. Er
hatte einen braunen Mantel umgehangen/ und eine

wol-

Beſchreibung
kein einiger Mohr bey uns an Boort/ folglich fanden
wir uns genoͤthiget weiter nach der Caep hinunter zu
fahren/ allwo wir auch den dritten Tag gluͤcklich an-
legten. Jch lieſſe alſo meine Kauff-Waaren in einen
kleinen Kahn bringen/ und gieng zu Fuß ſelbſt mit/ um
zu ſehen ob wir nicht einige Elephanten-Zaͤhne erhan-
deln koͤnten deren es hie zu Lande viele giebet. Kaum
hatte ich den Fuß an Land geſetzet/ ſo fande ſich der gan-
tze Strand voller Mohren/ und hieſſen mich ſehr hoͤff-
lich willkommen/ fuͤhrten mich auch in ihre Wohnun-
gen welche unter dem Strande lagen/ allwo drey klei-
ne Doͤrffer zuſammen gelegen/ welche alles in allem
keine 30. Haͤuſer ausmacheten. So bald ware ich
nicht in dieſe koͤſtliche Doͤrffer hereinkommen/ ſo brach-
te man mir einige Kannen Wein entgegen mit der
Bitte ich moͤchte ſo lange verziehen bis ihr Koͤnig an-
kaͤme/ dagegen ich nichts einwendete/ folglich ihro Ma-
jeſtaͤten nach Verlauff einer Stunde mit einigem Ge-
folge ankommen ſahe. Dannenhero gieng ich auſſer-
halb dem Dorff ihm entgegen/ um meine Pflicht-maͤſ-
ſige Ehrerbietung zu bezeugen.

Der Koͤnig empfing mich ſehr hoͤff ich/ und gieng
demnach mit ihm wieder ins Dorff/ fragte nachge-
hends da wir von unterſchiedlichen Sachen geſpro-
chen/ dieſen groſſen Koͤnig/ was ihm duͤnckte/ ob ich
eine gute Handlung zu hoffen haͤtte? darauf er antwor-
tete vor dieſesmahl gar ſchlecht mit Elephanten-Zaͤh-
nen verſehen zu ſeyn/ ſo daß ich uͤber zwey nicht finden
wuͤrde. Er ſchiene ſchon bey Jahren zu ſeyn/ weil
ſein Haar gantz weiß war. Sein Nahme war Jan
Cabo-Monte,
nach dem hieſigen kleinen Lande. Er
hatte einen braunen Mantel umgehangen/ und eine

wol-
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[566/0626] Beſchreibung kein einiger Mohr bey uns an Boort/ folglich fanden wir uns genoͤthiget weiter nach der Caep hinunter zu fahren/ allwo wir auch den dritten Tag gluͤcklich an- legten. Jch lieſſe alſo meine Kauff-Waaren in einen kleinen Kahn bringen/ und gieng zu Fuß ſelbſt mit/ um zu ſehen ob wir nicht einige Elephanten-Zaͤhne erhan- deln koͤnten deren es hie zu Lande viele giebet. Kaum hatte ich den Fuß an Land geſetzet/ ſo fande ſich der gan- tze Strand voller Mohren/ und hieſſen mich ſehr hoͤff- lich willkommen/ fuͤhrten mich auch in ihre Wohnun- gen welche unter dem Strande lagen/ allwo drey klei- ne Doͤrffer zuſammen gelegen/ welche alles in allem keine 30. Haͤuſer ausmacheten. So bald ware ich nicht in dieſe koͤſtliche Doͤrffer hereinkommen/ ſo brach- te man mir einige Kannen Wein entgegen mit der Bitte ich moͤchte ſo lange verziehen bis ihr Koͤnig an- kaͤme/ dagegen ich nichts einwendete/ folglich ihro Ma- jeſtaͤten nach Verlauff einer Stunde mit einigem Ge- folge ankommen ſahe. Dannenhero gieng ich auſſer- halb dem Dorff ihm entgegen/ um meine Pflicht-maͤſ- ſige Ehrerbietung zu bezeugen. Der Koͤnig empfing mich ſehr hoͤff ich/ und gieng demnach mit ihm wieder ins Dorff/ fragte nachge- hends da wir von unterſchiedlichen Sachen geſpro- chen/ dieſen groſſen Koͤnig/ was ihm duͤnckte/ ob ich eine gute Handlung zu hoffen haͤtte? darauf er antwor- tete vor dieſesmahl gar ſchlecht mit Elephanten-Zaͤh- nen verſehen zu ſeyn/ ſo daß ich uͤber zwey nicht finden wuͤrde. Er ſchiene ſchon bey Jahren zu ſeyn/ weil ſein Haar gantz weiß war. Sein Nahme war Jan Cabo-Monte, nach dem hieſigen kleinen Lande. Er hatte einen braunen Mantel umgehangen/ und eine wol-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/626>, abgerufen am 22.11.2024.